Kapitel 24

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Kapitel 24

, dass er keine Chance hatte, schwenkte seine Stimmung um. 

Ich erstickte beinahe an seiner Trauer. Ich fühlte, dass er sich allem entsagte. Essen, Trinken, Nähren. Er war ein Schatten seiner selbst, kurz davor sich aufzugeben. Es fehlte nicht viel, und ich hätte meine Abmachung mit Klaus in den Wind geschlagen, und versucht zu entkommen, bis ich schließlich am vierten Tag merkte, dass es ihm besser zu gehen schien. Woher dieser neue Schub an Kraft kam, konnte ich nicht spüren, und es war mir auch herzlich egal. So lange er wieder Hoffnung auf etwas Glück hatte, war ich mit allem einverstanden, was dies ausgelöst hatte. Und um seinen Zustand nicht zu gefährden, versuchte ich, jeden Gedanken an ihn zu blockieren. Es gelang mir nicht immer, doch wie gesagt, die Babysache funktionierte hervorragend als Ablenkung.

Ich hatte mein eigenes Zimmer in Klaus’ Villa zugeteilt bekommen, und saß dort die meiste Zeit des Tages. Ich bekam selten jemanden zu Gesicht, was mir nur recht war. Als ob ich jemanden von diesen widerlichen Idioten sehen wollte. 

Klaus bestand jedoch darauf, dass ich alle Mahlzeiten des Tages mit ihm zusammen einnahm. Und mal ehrlich, welchen Zweck hätte es schon, sich dagegen zu wehren? Klar, ein wenig Erheiterung hätte das schon zur Folge gehabt, doch sicherlich nicht für mich. 

Also begab ich mich brav zu jedem Frühstück, Mittagessen und Dinner in den prunkvollen Speisesaal, setzte mich ohne Sperenzchen auf den mir zugeteilten Platz – links neben Klaus – und versuchte Mister „Hybrid der ersten Stunde“ besser kennen zu lernen. 

Ich war sehr überrascht, ihn nach allem was bisher war, als höflich und charmant zu erleben. Ich war zwar nicht so dumm, Klaus diese Masche zu glauben, aber sie war doch angenehmer, als mir wieder die Zähne in den Hals schlagen zu lassen, oder haarklein von unserem, ach so niedlichen, Nachwuchs erzählt zu bekommen – halb Baby, halb Welpe…uaahhhh, gruselig…!

Aber nein, man könnte fast glauben, ihm tat die grobe Behandlung ein wenig leid, und er versuchte jetzt, das mit netten Gesten und Bemerkungen wieder wett zu machen. Er war zuvorkommend und freundlich. Jedoch nur zu mir. Seine Anhänger oder Bediensteten kommandierte er gnadenlos herum. Nur einen kurzen Augenblick sah es für mich dann immer so aus, als würde er unter einer entsetzlichen Last leiden, einer Bürde, die zu schwer für ihn alleine war. Und er war alleine.

Umgeben von lauter Wesen, die so waren wie er, war er alleine. War das der eigentliche Grund, warum er mich so unbedingt wollte? Ein eigenes Kind, das so wäre wie er? Hatte er nicht gesagt, er wolle von mir das selbe Feuer und die Leidenschaft, die ich für Damon empfand? Die Liebe, die ich für Damon empfand?

Am Abend des sechsten Tages war ich tatsachlich vor Klaus bei Tisch, und sein Aussehen erstaunte mich sehr, als er schließlich auftauchte. Er sah, mit einem Wort, krank aus. Blass und wächsern war seine Haut und die Augen waren tief in ihre Höhlen gesunken. Zwar versuchte er diesen Zustand zu überspielen als ich ihn fragend anblickte, aber so bald er sich unbeobachtet fühlte, konnte er der Schwäche nicht länger widerstehen. 

Auch schob er das geschmorte Lamm auf seinem Teller nur im Kreis herum, und nippte ausschließlich ein wenig aus einem Kelch mit Blut. Ich erkannte meine Chance sofort, ihn nach all meinen Beobachtungen zu fragen, und genierte mich nur ein winziges Bisschen vor mir selber, seine Schwäche auszunutzen.

„Klaus, darf ich dir ein paar Fragen stellen, ohne dass du zornig wirst und mich, ich weiß auch nicht…auseinander reißt?“ 

Sein glasiger Blick suchte wie bei einem Betrunkenen mein Gesicht, und seine Worte waren schwerfällig. Als würde sich seine Zunge ständig ungefragt verknoten. „Natürlich Liebes. Frag was du wissen musst.“

I feel YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt