Kapitel 17

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Kapitel 17

Ihr könnt euch dieses heillose Chaos in meinem Kopf, und in meinem Wohnzimmer, nicht vorstellen. Mein Vater hörte nicht auf zu brüllen, ich solle von dieser „widerwärtigen Kreatur“ weg gehen, und mein dummes Herz brüllte genau das Gegenteil.

Ich wusste, dass, was immer sich mein Vater über die Jahre über Vampire zusammen gesponnen hatte, nie und nimmer auf Damon zutraf. Aber Damon war offensichtlich wirklich in der Nacht meiner Geburt bei uns gewesen. Ich konnte seinen Kummer über die Entwicklung des Ganzen beinahe riechen – wie Regen auf sommerheißem Asphalt. Daran erinnerte mich der Geruch, den er jetzt verströmte.

Mir war zum Heulen.

Ich werde jetzt einfach mal für mich verbuchen, dass ich nicht so ganz auf den Kopf gefallen bin, obwohl ich manchmal durchaus einfach bescheuert reagiere. Aber damals war ich in der Lage, kurz alles um mich herum auszublenden, um wieder schnörkellos denken zu können. Zum Glück war meine Hilfe nur eine Armlänge von mir entfernt. 

Mit einer Pulle Grey Goose Wodka an den Lippen, ließ ich mich wieder in den Sessel plumpsen, und wartete einfach ab was passieren würde.

Es war der „widerwärtige Vampir“ -oh man-, der sich neben meinen Füßen auf den Boden kniete, und mir die Flasche aus meinen tauben Fingern nahm. Ich wollte schon protestieren, sah aber mit einem Blick auf Damon, dass er auch gut einen Schluck gebrauchen konnte…oder den gesamten Inhalt der Flasche. Mist. Leer… Na dann, hallo Whiskey!!!

Damons Hand legte sich schwer auf meinen Schenkel, als er versuchte Worte zu finden.

„Aimeé ich hatte keine Ahnung…ach fuck…bitte, ich wusste nicht…fuck! Fuck, fuck, fuck…“

Bei seiner wortgewandten Rede, legte ich ihm den Zeigefinger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. Ich konnte mein Gehirn regelrecht darin herumschwappen hören…

„Schsch, jetzt nicht“, erwiderte ich leise. „Dad sollte das, denke ich, auch hören, und momentan malträtiert der nur mein Trommelfell.“

Prompt brüllte besagter Dad noch einen Zacken lauter, aufgrund der vertrauten Gesten zwischen dem Vampir und seiner Tochter.

Wenn der wüsste, was dieses „verderbte Wesen“ schon alles mit, an, auf oder in seiner Tochter getan hatte! Und wenn er dann noch wüsste, dass sein Töchterlein jedes Mal um mehr gebettelt hatte…

Damon aber nickte, und stellte sich wieder aufrecht neben den Sessel, in dem ich noch immer kauerte. Er war äußerlich ruhig und beherrscht, aber sein emotionales Raster flackerte wie der Himmel über New York zu Silvester. Grell, laut, schrill und aufgewühlt. Er hatte nichts mit dem Tod meiner Mutter zu tun. Das sah ich klar und deutlich. Was ich aber nicht sehen konnte war, warum er sie verschleppt hatte nachdem sie mich geboren hatte. Und wohin sah ich auch nicht. Diese Seiten in seinem Kopf waren so leer wie meine eigenen. Komisch… Doch warum tat er so was?

Ich wusste, zu welchen Grausamkeiten er fähig war, wusste was er in seinem „Leben“ getan hatte. Das Bild über ihn in meinem Kopf war reichlich klar. Zum Teil, weil ich direkt in ihn hineinsehen konnte, und zum Teil, weil wir in den letzten Tagen viel geredet hatten. Nicht dass es ihm leicht gefallen wäre, über seine Schandtaten zu sprechen, aber doch nicht so schwer, wie es war über Katherine zu sprechen.

Aber ich konnte sagen, dass ich ihn kannte. Ich hatte seine Seele gesehen, und sein Herz in meinen Händen gehalten. Er hatte doch nicht erst meiner Mutter sein Blut gegeben, um ihr zu helfen, und ihren toten Körper dann zu verschleppt. So sehr konnte ich mich nicht in Damon täuschen! Oder…? Aber was war dann mit ihrer Leiche passiert?

„Oh Dad, jetzt sei doch endlich mal still! Ich werde nicht von ihm weggehen, egal wie laut du brüllst. Und ich würde auch gerne Damons Version der Vorfälle in der Nacht meiner Geburt hören. Also mach den Mund zu, oder geh, denn ich kenne ihn und werde ihm zuhören!“

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