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Da war es schon wieder.
Wieder spürte ich dieses Kribbeln auf meinen Lippen. Ein Kribbeln, welches ich nicht näher beschreiben konnte, vielleicht auch nicht wollte.
Warum? Das wusste ich selbst nicht genau.
Normalerweise war ein Kuss, immer nur Kuss, doch dieses Mal, schien alles anders.
Verdruckst lächelte ich Michi an und wuschelte ihm durch die Haare.
„Danke, für den schönen Abend."
Er begann zu Lächeln und zog mich in seine Arme. Ein lautes seufzen, presste sich durch meine Lippen und ich hoffte, dass er davon keine Notiz nehmen würde. Falsch gedacht.
„Was ist los Smu?"
Sorgenfalten legten sich auf seine beinah makellose Stirn.
„Du bist so anders. Stimmt irgendwas nicht mit dir? Bist du krank?"
Ich war nicht krank. Ich fühlte mich einfach nur komisch. Nicht, dass ich irgendwelche Symptome gehabt hätte. Nein. Komisch im Sinne von, durcheinander sein, die Welt nicht zu verstehen.
„Ich möcht jetzt nicht reden. Verstehst du das? Bitte sei nicht sauer."
Michi begann zu Lächeln und kniff mir in die Wange.
„Du hast meine Nummer und weißt wo mein Haus wohnt. Sollte dir danach sein, weißt du, wie du mich erreichen kannst. Ich fahr jetzt nach Hause."
Ich brachte ihn noch zur Tür und wir verabschiedeten uns mit einer langen Umarmung. Wie immer, fühlte ich mich in seinen Armen wohl und ich wusste, dass er immer für mich da wäre, ganz egal warum.
Dieses Mal aber konnte und wollte ich nicht mit ihm sprechen. Im Grunde, wollte ich mich nur ins Bett verziehen und versuchen irgendwie darauf klar zu kommen.

Nachdem Michi gefahren war, entschied ich mich tatsächlich dazu ins Bett zu gehen.
Als ich so da lag, mit Kopfhören in den Ohren und der Musik lauschte, schossen mir wieder diese Bilder durch den Kopf. Bilder eines oder mehreren Küssen. Warum mir diese Sache nicht aus dem Kopf ging, verstand ich noch immer nicht.

Wir sind Kumpels, Freunde, Homies, Kollegen.
Raus da! Ich will's nicht mehr sehen!

Wieder entfleuchte mir ein Seufzen und ich raufte mir die Haare. Es war doch nur ein scheiß Videodreh, nicht mehr und nicht weniger. Wir sind doch professionell. Ok. Die anderen vielleicht. Ich wohl eher weniger.

Ich verstand mich selbst nicht. Die letzten Tage, drehten wir das Video zu unserem Song Single und eigentlich, war es wie immer. Das Video war zwar etwas... speziell, aber im Grunde nichts ungewöhnliches. Zumindest nicht für uns. Unsere Videos waren schon immer etwas anders, als die von anderen.
Ich begann zu lachen, als ich Michi und Thomas in meinem inneren Auge als Frauen verkleidet vor mir sah. Andy und ich hingegen, spielten die frustrierten Männer und das Kamerateam, äußerte sich belustigt, dass man mich glatt mit Jürgen Klopp verwechseln konnte. Lächerlich!
Jedenfalls lief der Dreh wie geplant ab und alles war in bester Ordnung. Wir waren gut drauf, hatten eine Menge Spaß und blödelten ohne Ende. Bis zu dieser einen Szene, die mich noch immer nicht los lässt. Da wir eben nur zu viert drehten und Thomas und Michi die Frauen mimten, kamen wir irgendwann zu unseren legendären Kussszenen, die mich bis jetzt noch verfolgen.

Verdammt nochmal! Warum muss er auch so gut küssen? Warum mussten wir uns überhaupt küssen?

Wieder spürte ich Thomas Lippen auf meinen, obwohl der Kuss schon einzige Zeit her war. Wie ein kleines Feuerwerk, fühlte sich der erste Moment des Kusses an und ich bekam wirklich Angst vor mir selbst. Natürlich übertrug sich das auch auf den Mitschnitt, weshalb wie die Szene gefühlte zehnmal drehen mussten, bis sie endlich im Kasten war.
Ich war noch immer geflasht, dass ich diesen Kuss, ich musste es zugeben, wirklich genossen habe. Was mich aber noch mehr erstaunt hatte, dass Thomas Kuss von Szene zu Szene immer intensiver wurde. Hatte es ihm etwa auch gefallen?

Wohl kaum! 

Durch ein Klingeln, wurde ich aus den Gedanken gerissen.

Oh Michi. Du vergisst irgendwann deinen Kopf.

Ich musste lachen, denn Michi vergaß permanent irgendetwas bei mir und es kam häufig vor, dass er etwas später noch mal aufkreuzte.
Ich lief zur Wohnungstür, ohne durch den Spion zu schauen und setzte ein breites Grinsen auf.
„Und? Was ist es dieses Mal?"
Als dort aber nicht Michi stand sondern Thomas, musste ich schlucken.
„Du? Äh Hi. Was ähm gibt's?" fragte ich fast schon verlegen und mein Herz begann zu pumpen.
„Ich dachte, wir könnten noch ein Bierchen zwischen!" sagte er, zwinkerte mir zu und hob einen Sixpack Bier nach oben.
Ohne eine Reaktion meinerseits abzuwarten, marschierte er an mir vorbei und lief in die Küche.
Geplättet und verwirrt, folgte ich ihm und stand nun mit ihm in der Küche.
Den Sixpack hatte er abgestellt und er wendete sich mir wieder zu.
„Gibt es einen konkreten Anlass, weil du hier bist?" wollte ich wissen und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
Thomas Grinsen war plötzlich verschwunden und wechselte zu einem undurchsichtigen Blick.
Einen kurzen Moment, sahen wir uns einfach nur wortlos an, bis er die letzten Schritte überwand, mich am T-Shirt an sich zog und mir seine Lippen auf den Mund presste.

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