~ Er fiel schneller und tiefer und ich hatte Angst, dass keiner seinen Aufprall stoppen konnte. ~
* Peter *
"Hast du mit Lana gesprochen?", hörte ich Cene fragen als ich unser Elternhaus betrat. Auch wenn ich nicht mehr zu Hause wohnte, verbrachte ich meine Zeit gerne dort.
"Ja, habe ich. ", antwortete ich lediglich und mein Bruder sah mich auffordernd an. Nun wurden auch meine Eltern hellhörig und betraten das Wohnzimmer. "Wieso warst du denn bei Lana, Peter?", fragte mein Vater in seinem üblichen strengen Tonfall. In letzter Zeit nutzte er diesen öfter, da er besorgt um seinen jüngsten Sohn war und niemand konnte es ihm verübeln. Domen war mit Abstand der sensibelste von uns allen und zu unserem Bedauern hatte dies auch schon die Presse herausgefunden.
"Ich war bei ihr, weil wir nicht weiter zusehen können wie Domen kaputt geht.", erklärte ich vorsichtig und mein Vater nickte.
"Darüber wollten wir sowieso mit euch sprechen. Domen ist mit Ema und Nika draußen.", fuhr meine Mutter fort, also setzten wir uns auf das Sofa, so wie es bei unseren Familienbesprechungen üblich war. Immerhin verbrachte er noch immer Zeit mit unseren Schwestern, denn sie liebten ihn. Natürlich bemerkten die beiden ebenfalls die angespannte Situation und litten darunter. Wir brauchten dringend eine Lösung."Also, wie lief das Gespräch mit Lana?", fragte meine Mutter hoffnungsvoll. Ich musste keinem erklären, wieso ich ausgerechnet zu Lana gegangen war, denn wir alle wussten die Antwort darauf. Meine Eltern schätzten Lana sehr. Als Domen überfordert mit der Schule und dem Springen war, war sie die Einzige, die ihm helfen konnte. Lana hatte Domen geholfen sich selbst zu finden und das Lächeln von ihm zurückgeholt. Sie hatten diese Freundschaft zwar nie verstanden, aber unterstützt. Denn Lana tat ihm unglaublich gut. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht so genau.", sagte ich leise.
"Ich denke, sie hilft uns.", fuhr ich fort und sah die Hoffnung in den Augen meiner Mutter flimmern. In letzter Zeit weinte sie so unheimlich oft, dass es mir im Herzen wehtat. Zu tief saß der Schmerz, den sie mit mir durchmachen musste. Es war schwer für sie zuzusehen wie ihre Kinder litten. Sie glaubte sogar sie hätte als Mutter versagt. Dabei lag meine Depression nicht an ihr, sondern einfach an dem Druck und der Aufmerksamkeit, die ich plötzlich bekam. Überall schien die Presse zu sein, sodass ich es nicht mehr aushielt. Das war eine unglaublich schwere Zeit für unsere Familie gewesen. Ohne meine Eltern und Geschwister hätte ich es nicht geschafft dort wieder rauszukommen. Das war auch einer der Gründe, warum wir beschlossen hatten die Presse so gut zu meiden, wie es ging. Doch Domen war sensibler und fiel schneller als ich. Er fiel schneller und tiefer und ich hatte Angst, dass keiner seinen Aufprall stoppen konnte. Ich wollte nicht, dass er ganz unten ankam. Und deswegen mussten wir so schnell es ging handeln. Die Augen meiner Mutter wurden glasig und mein Vater nahm sie in den Arm. Nun wurde mir erst klar, dass auch meine Mutter es kein zweites mal schaffen würde. Ich sah wie hoffnungsvoll sie Domen jeden Tag anblickte, doch er sagte nie mehr als ein "Bin Zuhause."
Domen war so weit weg von uns obwohl er uns doch so nahe stand."Wie soll es jetzt weitergehen?", fragte nun Cene und eine Weile sagte keiner etwas. Denn wir alle wussten es. Alles lag an Lana. Wenn sie es nicht schaffte, dann schaffte es keiner.
"Das können wir nicht von ihr verlangen. Zwischen Domen und ihr herrscht seit Jahren ein Sturm.", sprach meine Mutter und die Hoffnung in ihrer Stimme schwand."Julijana, Lana ist ein gutes Mädchen. Sie wird wissen, was sie tut.", sprach mein Vater nun und Cene sah mich verzweifelt an. Wir mussten vorsichtig sein, denn alles was wir taten, könnte auch nach hinten losgehen. "Lana kennt Domen besser als wir. ", sprach ich nun und meine Eltern sahen mich besorgt an.
"Das war vor zwei Jahren, Peter.", flüsterte meine Mutter. "Es muss irgendwas schlimmes zwischen ihnen vorgefallen sein.", brachte sie hervor und ich nickte. Und ich musste herausfinden was. Keiner sprach über die Zeit in der es mir erging wie Domen nun. Aber jeder dachte in diesem Moment beängstigt an diese. Ich sah es im besorgten Gesicht meiner Mutter, in den nachdenklichen Falten meines Vaters und in Cenes verzweifelten Augen. Keiner wagte es darüber zu sprechen, doch wenn diese Gesichter sprechen könnten, würden sie sagen "Bitte nicht nochmal."
Vielleicht war ich stark genug um mich aufzurappeln, aber nicht Domen. Denn Domen nahm die Hilfe nicht an, sondern stieß jeden weg, der ihm nahe stand. Und genau so musste er es bei Lana getan haben, nur viel ehern als bei uns. Alle unsere Familienmitglieder sorgten sich um Domen. Denn keiner wünschte uns einen erneuten Tiefschlag. Sie wussten alle, wie wir gelitten hatten.
Unwillkürlich erinnerte ich mich an diese Zeit:Ich kam gerade in das Haus, keiner hatte mich gehört. Leise wollte ich mich in mein Zimmer schleichen, doch da hörte ich die Stimme meiner Brüder aus der Küche. Domen war gerade 12 und Cene 15.
"Glaubst du Peter wird wieder glücklich?", fragte mein kleiner Bruder, während meine Mutter das Zimmer betrat.
"Vielleicht freut er sich über die Plätzchen.", sagte er hoffnungsvoll und meine Mutter antwortete mit zitternder Stimme "Bestimmt hilft ihm das.", munterte sie Domen auf.
"Ich wünsche mir so sehr ihn wieder lachen zu sehen oder mit ihm ein Schlittenrennen zu machen.", äußerte Cene.
"Peter wird ganz bald wieder gesund, wir müssen ihm nur alle helfen. Und ganz ganz fest an ihn glauben. "In dem Moment öffnete sich die Tür und ich schreckte aus meinen Gedanken. Mittlerweile war es Oktober und ich würde demnächst viel unterwegs sein. Bis dahin musste es ihm besser gehen, denn so würde Gorazd ihn nicht in den Weltcup nehmen. Domen öffnete die Tür und meine kleinen Schwestern stürmten in das Haus. Ich blickte Domen kurz an, doch sein Gesichtsausdruck war neutral, etwas was mir Angst machte. Domen war ein sehr emotionaler Mensch, doch mittlerweile war sein Gesicht zu einer Maske geworden.
Er nickte uns kurz zu ehe er die Treppe hinaufging."Domen?", rief meine Mutter ihm nach, doch er reagierte nicht. Meine Mutter bemühte sich nicht vor den Mädels zu weinen, bei uns versuchte sie es garnicht mehr. Sie wusste ja, dass wir es wussten.
"Wie war es mit Domen ?", fragte ich meine neunjährige Schwester.
Ema lächelte, so wie sie es immer tat.
"Wir haben fangen gespielt, aber dann kam irgendein Freund von Domi.", sagte sie. "Domi geht heute Abend auf eine Geburtstagsfeier."
Meine Eltern sahen genervt aus, da Domen entweder betrunken oder garnicht Heim kommen würde.
Doch ich lächelte "Das ist ja wunderbar."
Denn ich wusste, dass Alexandre Geburtstag hatte und ich wusste auch, dass Lana dort sein würde.

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Don't Let Me Down • {Domen Prevc}
Fanfiction"Domen du kannst nicht vorgeben etwas zu sein, was du nicht bist." lächelte Lana mit gläsernen Augen. Er nickte seufzend "Ich will das nicht." sagte Domen mit zitternder Stimme und sie nahm in in den Arm. "Manchmal kommt es anders als erwartet." spr...