51 ~ Black And White

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~ Die Welt war mehr als Schatten und Licht. Es gab Farben, die das Leben bunter machten. Und meine bunte Farbe, war sie. ~

* Domen *

"Ich wusste nicht, dass es sich auf diese Weise auswirkt.", seufzte ich.
"Das Einzige, was ich wusste war, dass ich mich von dir fernhalten musste. Und du dich von mir. Ich habe mich verhalten wie ein Idiot.", fuhr ich fort.
"Du hast mich behandelt als wäre ich die Pest höchstpersönlich.", seufzte Lana und ich biss mir auf die Unterlippe.  "Ich weiß und es tut mir unfassbar leid.", sprach ich wehmütig und strich ihr über den Arm. Seitdem ich offiziell in ihrer Nähe sein konnte, fiel es mir noch schwerer meine Finger von in ihr zu lassen. Es fühlte sich so an als wäre sie der letzte Teil von mir, den ich noch hatte.
"Ich wollte dich beschützen.", flüsterte ich und drückte ihr einen Kuss über ihr Ohr.
"Ich weiß.", seufzte sie.
"Aber all das entwickelte sich zu einem Wirbelsturm, der alles mit sich nahm. Ich habe alles verloren, was mir wichtig war, Lana.", sprach ich und sie drehte sich zu mir um.
"Das ist nicht wahr, Domen.", begann sie. "Du hast meine Familie gesehen..", flüsterte ich.
"Sie lieben dich, Domen. Peter hat mich immer gebeten dir zu helfen. Sie haben dich niemals aufgegeben. Nicht eine Sekunde.", sprach sie eindringlich.
"Niemand hat je das in dir gesehen, was du geglaubt hast zu sein. Wir alle wussten, dass das nicht du warst." lächelte sie.
"Du hattest einfach nur einen großen Teil von dir verloren.", fügte sie hinzu. "Der größte Teil von mir bist du." erwiderte ich grinsend.

Lana war immer da gewesen. Mit ihr war ich ein besserer Mensch. Wenn meine Welt zerbrach, war sie diejenige, die diese wieder zusammen setzte. Sie war meine Welt. Ich wusste, dass sie mir helfen würde, koste es was es wolle. Sie lächelte und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
"Du bist ein Vollidiot, Domen.", lachte sie verzweifelt.
"Du hättest mir von deinen Sorgen erzählen können.", seufzte sie. Es war kein Vorwurf, sondern eine Feststellung.
"Ich wusste, dass du mich nicht gehen lassen hättest.", sprach ich und sie blickte mich ertappt an. Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Na darauf kannst du wetten.", zwinkerte sie. Ich zog sie so nah an mich wie ich konnte, denn ich war ihr unglaublich dankbar. Sie war niemals von meiner Seite gewichen, wenn ich sie von mir gedrückt hatte. Erst jetzt begriff ich Peters damalige Worte, als er meinte, Lana wäre so ein Mädchen, das immer zu mir zurückkehren würde. Peter hatte immer gewusst, dass ich sie brauchte wie die Luft zum Atmen.
"Ich sehe, wie du sie anschaust, Brüderchen. Und ich weiß, dass sie dir gut tut. Mit ihr bist du irgendwie lebendiger. Mehr wie du.", hatte er einst gesagt und es wunderte mich nicht, dass er Lana um Hilfe gebeten hatte. Meine Familie wartete seit Jahren auf den Tag, an dem ich ihnen Lana als meine feste Freundin verkünden würde, doch dieser Tag kam niemals. Und vermutlich würde er auch nie kommen. Ganz egal, wie gut es sich anfühlte in ihrer Nähe zu sein, konnte ich nicht zulassen, dass sie verletzt wurde.

Die Menschen waren zu Geiern geworden, welche nur nach Informationen suchten um sich selbst in das bessere Licht zu rücken. Sie waren Spione, so süchtig nach Klatsch und Tratsch, dass sie anstatt ihren eigenen Dreck vor den Türen weg zu kehren nur ihren eigenen Dreckhaufen mit anderen verglichen. Ich wusste, wie gierig die Presse nach Neuigkeiten suchte um die Schlagzeile für ihren Bericht zu erhalten. Sie waren fabelhafte Geschichtenerzähler und die Menschen so verblendet von den Medien, dass sie glaubten, was darin stand. Ich wusste, dass meine Familie schon immer im Fokus stand und sie nur auf einen Fehltritt warteten. Mit Sicherheit war ihnen meiner dabei auch nicht entgangen. Die Menschheit war gierig geworden. Süchtig nach Schlagzeilen, die sie erfüllten, da es somit jemanden gab, der schlimmere Fehler machte als sie.

Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich das alles wieder gut machen sollte. Wie sollte mir meine Familie verzeihen, wenn ich es selbst nicht konnte? Ich hasste mich so sehr für meine Taten, dass ich mein eigenes Spiegelbild verabscheute. Ich verabscheute mich selbst. Ich wusste, dass ich ihre Herzen gebrochen hatte und der Nachhall dieses Brechens verfolgte mich bis in den Schlaf.

Lana begann zu frösteln, denn das tat sie immer, wenn sie ihre Knie an den Körper zog. Ich lächelte - manche Dinge änderten sich eben nie.
"Kann ich heute Nacht bei dir schlafen?", fragte ich vorsichtig, da ich noch eine kurze Auszeit brauchte, ehe ich mich meiner Familie und meiner Vergangenheit stellte. Lana lächelte engelsgleich.
"Natürlich."

Die Fahrt verlief schweigend, dennoch hielt ich stets ihre Hand.
"Soll ich durchs Fenster?", fragte ich, da ich wusste, dass Lanas Eltern keine Freunde von nächtlichen Besuchern waren.
"Geschäftsreise.", seufzte sie nur und schloss die Haustür auf. Alles sah noch genau so aus, wie früher. Nichts hatte sich verändert. Der Flügel im Wohnzimmer staubte vor sich hin. Schade um das alte Teil. Lana folgte meinem Blick und lächelte als sie in die Richtung nickte. Ich hatte ewig nicht mehr am Klavier gesessen, doch heute sollte sich das ändern. Ich hatte jegliche Freude an allem verloren. Zögerlich setzte ich mich auf die Bank und Lana nahm neben mir Platz während ich langsam den Kasten aufklappte und über die Tasten strich. Wie von selbst fanden meine Finger ihren Rhythmus. Während ich die Tasten hinunter drückte, verlor ich mich vollends in der Musik. Ich musste nicht einmal auf die Tasten schauen um Spielen zu können und so erfüllte die Melodie von 'River flows in you' den Raum.

In diesem Moment wurde mir klar, dass es im Leben nicht nur Schwarz und Weiß gab. Die Welt war mehr als Schatten und Licht. Es gab Farben, die das Leben bunter machten. Und meine bunte Farbe, war sie. Sie schien mich wie eine leere Leinwand zu bemalen, sodass ich wieder etwas fühlte. Vielleicht bemalte sie mich von innen. Das Leben bestand nicht aus strickten Grenzen, welche eingehalten werden mussten. Im Gegenteil, es wurden Brücken gebaut um diese zu bewältigen. Und in diesem Moment baute ich eine Brücke zu Lana, denn auch wenn alles in mir verloren und zerbrochen war, war sie das Puzzleteil, an das ich mich haften konnte. Sie war der Halt, den ich brauchte. Vielleicht war sie auch meine Brücke. Und als hätte sie meine Gedanken gelesen, sprach sie nachdem wir einige Zeit schwiegen :

"Ich werde immer die Hand sein, die dich festhält, wenn deine Welt zerbricht. Ich lasse dich nicht fallen."

Don't Let Me Down • {Domen Prevc}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt