~ Es war wie mit einem Blatt Papier, war es einmal geknickt, so konnte man es nie wieder gerade biegen. Und unser Papierflieger hatte aufgehört zu fliegen. ~
* Domen *
Ich war froh, dass ich Peter als Bruder hatte. Er war immer für mich da gewesen ohne jegliche Gründe in Erfahrung zu bringen. Er war einfach da, wie er es immer schon getan hatte. Schon immer hatte Peter mir den Rücken gestärkt, genau wie ich ihm. Als er eine ähnliche Phase hatte, war ich derjenige, der ihm da raushalf. Er hatte mich nicht gehen lassen können, genauso wie ich ihn nicht hatte gehen lassen können. Doch ich war so in mein eigenes Denken eingekerbt, dass ich das nicht in Betracht gezogen hatte. Cene, Peter und ich waren immer ein Team gewesen. Wir hatten immer über alles reden können und uns aufeinander verlassen können. Und nun war alles zerstört. Es war wie mit einem Blatt Papier, war es einmal geknickt, so konnte man es nie wieder gerade biegen. Und unser Papierflieger hatte aufgehört zu fliegen. Wir hatten unsere Leichtigkeit und Unbeschwertheit verloren.
"Er will zu dir.", lächelte Mija und übergab mir vorsichtig ihren Sohn. Er sah wirklich aus wie mein großer Bruder und ich musste lächeln als er mich breit angrinste. Ich hatte so viel verpasst, es war als wäre mein Leben an mir vorbei gezogen, dabei war ich derjenige der fort war und nicht mein Leben. Milan gähnte und schloss die Augen. Sein kleines Gesicht war so unglaublich süß, dass es mich mit Stolz erfüllte. Wie gern wäre ich von klein auf für ihn da gewesen. Er ähnelte Peter so sehr und ich wusste, dass er ein guter Junge werden würde. Ich konnte es kaum erwarten, ihn beim Aufwachsen zu begleiten, denn dieses Mal würde ich nicht mehr gehen. Ich konnte nicht mehr gehen. Und als ich in das Gesicht meines kleinen Neffen sah, wurde mit klar, dass ich kämpfen würde. Ich ging mit Milan auf dem Arm in das Haus, was sich überhaupt nicht mehr nach einem Zuhause anfühlte. Ein Duft von Kartoffelauflauf durchdrang meine Nase und ich lächelte wehmütig. Ich konnte nicht zum Essen bleiben. Keinesfalls würde ich schon mit Cene am Tisch sitzen können und ihm den Appetit verderben. Er brauchte Zeit, ich brauchte noch Zeit.
"Mija?", rief ich deshalb nach meiner Schwägerin, doch stattdessen trat meine Mutter aus der Küche. Ich sah in ihrem Blick, dass sie immernoch nicht zu glauben schien, dass ich zurück war. Sie lächelte schwach und ich übergab ihr ihren Enkel.
"Bleibst du nicht zum Essen?", fragte sie vorsichtig und ich schüttelte den Kopf. Ich wollte mit jemanden über den Tag reden und es kam dafür nur eine einzige Person in Frage.Doch als ich in meinem Zimmer noch die letzten Spuren meines Ausrasters verschwinden lassen wollte, hörte ich ein Gespräch zwischen Peter und Mija.
"Ich verhalte mich, wie du Peter. Weil ich dich liebe und es dir wichtig ist, aber meinst du es ist richtig, so zu tun als wäre nie etwas geschehen?", fragte Mija und Peter seufzte.
"Nein, aber ich kenne meinen Bruder, Mija. Ich möchte nicht, dass er noch mehr leidet.", sagte er sanft.
"Er ist doch einfach verschwunden.", Mija wurde lauter.
"Er hatte seine Gründe.", verteidigte mich Peter. Ich wollte nicht, dass die beiden sich meinetwegen stritten. Eigentlich hätte ich ahnen können, dass Mija nur wegen Peter nett zu mir war. Sie musste das Leid meiner Familie ertragen haben und war zurecht sauer auf mich. Ich hatte es verdient angeschrien zu werden.
"Peter ich weiß, dass du Domen gern hast, aber er hat eure Familie zerstört und du tust so als wäre nichts gewesen?", fragte sie sauer und Peter seufzte.
"Ich weiß, was gut für ihn ist, Mija. Er ist mein Bruder und er wird mir nicht noch einmal wie Sand durch die Finger gleiten.", sprach er ruhig.
"Ich verstehe dich nicht, Peter. Ich kann nicht so tun als wäre nie etwas passiert. Er ist nicht Peter Pan, der einfach verschwindet und nicht erwachsen wird.", murmelte sie und Peter stöhnte nun sauer.
"Du hast keine Ahnung, wie erwachsen er ist.", er wandte sich ab und das war mein Stichwort um die Fliege zu machen.Natürlich machte ich mich auf den Weg zu Lana. Sie war die Einzige, die ich im Moment ertragen konnte. Als ich an der Tür klingelte, dauerte es nicht lange und Lana öffnete mir diese.
"Domen.", stieß sie überrascht aus und fuhr sich durch das nasse Haar, da sie wahrscheinlich gerade aus der Dusche gehüpft war.
"Ich wusste nicht, dass du kommst.", entschuldigte sie sich und bat mich hinein. Als würden mir ihre nassen Haare etwas ausmachen.
"Wie geht es dir?", fragte sie und scannte mich mit ihren Blicken als ich meine Jacke auszog. Ich zuckte mit den Schultern, aber eigentlich wollte ich nun doch nicht darüber reden. Ich war aus dem Chaos geflohen.
"Willst du was trinken oder...?", ich unterbrach sie in ihrer Panik und zog sie in eine Umarmung. "Ich werd nicht wieder abhauen.", sprach ich gegen ihr Haar und drehte eine Strähne um meine Finger. Ich wusste, dass sie sich genau davor fürchtete. Am liebsten hätte ich sie nach Hause genommen, doch ich wollte ihr dieses Chaos nicht zumuten. Schlimm genug, dasss ich wieder bei ihr gelandet war."Ich will wieder Springen, Lana.", sprach ich weiter.
"Das ist wunderbar.", stieß sie aus und löste sich von mir.
"Findest du wirklich?", fragte ich und sie strahlte "Absolut!"
Sie war total angespannt, weshalb ich nach ihrer Hand griff.
"Alles in Ordnung bei dir?", fragte ich und sie nickte.
"Ja, ich... Ich bin nur froh, dass du wieder da bist.", lächelte sie zaghaft und ich lächelte zurück, obwohl es sich unfassbar fremd anfühlte."Wie läuft es denn zuhause?", fragte sie scheinbar beiläufig während wir in die Küche traten. Ich zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß nicht.", sprach ich aus und dann brachen alle Dämme. Ich begann zu weinen ohne, dass ich es stoppen konnte. Alles donnerte auf mich ein, wie eine Lawine.
Ich erzählte ihr von Milan, von Mama und Papa. Von Ema, aber auch von Nika und Cene. Und von dem Gespräch zwischen Peter und Mija.
"Sie sind überfordert, Domen. Das musst du verstehen.", begann sie und ließ sich mit zwei Gläsern Tee neben mir auf der Bank fallen.
"Du warst drei Jahre wie ein Geist, verschwunden, aber trotzdem da. Wir konnten dich sehen und spüren, aber du selbst warst fort. Du hast dich abgeschottet und andere mit deinem Verhalten verletzt. Du bist abgehauen, aber wieder zurück gekommen. Und das ist das, was zählt. Du willst es wieder gut machen. Und wenn du ihnen Zeit gibst, werden sie dir verzeihen. ", sprach sie sanft ohne mich aus den Augen zu lassen.
"Und wenn nicht?", fragte ich und Lana lächelte.
"Wenn es eine Familie gibt, die immer wieder einen Weg findet, dann ist es deine. ", ihr Lächeln war so herzlich, dass mir automatisch warm wurde. Ich hatte sie unglaublich vermisst, in all der Zeit hatte ich jeden Gedanken an sie verdrängt. Ich wusste, dass ich eigentlich nicht bei ihr sein sollte, weil ich sie verletzen würde, aber ich war in diesem Moment zu egoistisch dazu.
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Don't Let Me Down • {Domen Prevc}
Fanfic"Domen du kannst nicht vorgeben etwas zu sein, was du nicht bist." lächelte Lana mit gläsernen Augen. Er nickte seufzend "Ich will das nicht." sagte Domen mit zitternder Stimme und sie nahm in in den Arm. "Manchmal kommt es anders als erwartet." spr...