11 ~ Lying On the Ground

441 27 6
                                    

~ Vielleicht wartete ich nicht, bis ich es schaffte die Situation zu ändern, sondern bis diese endete und vielleicht endete ich dabei. ~

* Domen *

"Ich hätte es nie gedacht, aber du bist genauso ein arrogantes Arschloch wie Leja es gesagt hat. Ein verdammter Vollidiot ohne Feingefühl. Ein beschissener Egoist. ", hatte sie mit Tränen in den Augen geschrien.
"Dass ich das selbst nicht gesehen habe. Deine beschissenen Ausreden und dein noch idiotischeres Verhalten in letzter Zeit. Du bist das Letzte Domen Prevc, das Allerletzte. "
"Danke für nichts.", fügte sie hinzu.
Ich schwieg während sie mir all diese Dinge an den Kopf warf. Ich hätte etwas sagen können. Hätte erwähnen können, was ich fühlte und dass ich mich nicht mit ihr streiten wollte. Aber ich konnte nicht, denn diese Abmachung hatte ich mit mir selbst getroffen.
"Weißt du, du behandelst mich als wäre ich die Pest höchtpersönlich. Sag mir doch, was los ist. Bitte, sage es mir damit ich es verstehe.", flehte sie mich unter Tränen an und in diesem Moment hätte ich ehrlich sein sollen. Aber ich war zu feige und hatte sie leiden lassen.
"Wir waren nie Freunde.", sagte ich nur und ließ sie stehen.

Ich griff mir an den Kopf und hielt mir die Ohren zu. Ich wollte es kein zweites Mal erleben. Wollte nicht das Leiden in ihren Augen sehen oder das Zittern in ihrer Stimme hören. Keinesfalls würde ich es nochmal ertragen. Es war vorhin schon schwer genug als sie hinter mir stand. Ich hatte zuviel Angst ihr in die Augen zu sehen oder prinzipiell in ihr Gesicht. Ich hatte ihr zu viel angetan, was ich mir nicht verzeihen konnte. Ich hatte sie so unfassbar verletzt und sie stand trotzdem in wahrsten Sinne des Wortes hinter mir. Und das obwohl ich so ein jämmerlicher Feigling war.

Leja schleppte mich zurück zu der Gruppe mit der ich gekommen war. Grob gesagt also zu den Leuten, die ich verachtete, weil sie genau so jämmerlich waren wie ich. Und darauf trank ich. Ich schämte mich so sehr für das, was ich geworden war. Aber es gab keine andere Möglichkeit mehr, ich konnte die Zeit nicht zurückspulen. Niemand konnte das.

Aus dem Augenwinkel beobachtete ich wie Alex und Lana gemeinsam verschwanden. Flora folgte ihnen, sodass sich daraus schließen ließ, dass Alex sie nach Hause bringen würde. Ein Wunder, dass er mich überhaupt eingeladen hatte, so idiotisch wie ich mich verhalten hatte. Aber er war ein guter Mensch und glaubte an die Freundschaft, die wir hatten. Und er glaubte an mich.

"Domen, du warst immer ein enger Freund und ich weiß, dass wir irgendwo hier drinnen" er zeigte auf sein Herz "immernoch befreundet sind."

Das hatte er mir vorhin in einer kurzen Minute gesagt, in der wir unter uns waren. Es klang fast wie ein Satz von Lana und ich fragte mich, womit ich solche Freunde verdient hatte. Obwohl wir doch garkeine Freunde mehr waren. Ich hatte alle von mir gestoßen und doch taten sie alles um die Freundschaft wiederherzustellen. Irgendwann verabschiedete auch ich mich und torkelte nach Hause. Es war ein 20 Minuten Fußweg und als ich das Haus verließ, schlug die Kälte mir in das Gesicht. Die Dunkelheit brach über mich ein, schien in meinen Körper zu gelangen als wäre diese das Elixier, was mich am Leben hielt. Würde man meinen Körper aufschneiden könnte ich mir gut vorstellen, dass man nichts anderes als Dunkelheit und Chaos in ihm finden würde. Und der einzige, der die Verantwortung dafür trug, war ich selbst.

"Fuck!", schrie ich über den Feldweg und trat gegen einen Stein. Ich war so verdammt wütend. Wieso konnte ich die Vergangenheit nicht hinter mir lassen?

"Weil sie ein Teil von dir ist und dich prägt. ", hörte ich Lanas Stimme im Ohr. Wie oft hatten wir uns genau darüber unterhalten? Erneut schrie ich um die Stimme, welche mich seit Monaten verfolgte abzuhängen. Ich wollte sie nicht mehr hören und mit mir herumtragen.

Als ich das Haus, viel schneller als erwartet, erreichte hatte die frische Luft mich wieder einigermaßen zur Vernunft gebracht. Es brannte Licht im Flur und als ich eintrat, wartete Peter auf mich. Innerlich verdrehte ich die Augen, denn ich hatte nun absolut keine Lust auf ein Gespräch mit meinem großen vorbildlichen Bruder.  Peters Blick war beunruhigt und besorgt. Gleichzeitig sah ich seine Enttäuschung als hätte er etwas anderes von mir erwartet. Und genau das ertrug ich nicht. Mein Verhalten  verletzte ihn, das wusste ich.
Peter war immer mein Vorbild gewesen, doch jetzt wäre es wohl eine Beleidigung ihn so zu nennen.  Ohne ein Wort ging ich an ihm vorbei, denn lange konnte ich seinem Blick nicht standhalten.

"So geht das nicht weiter.", hörte ich plötzlich meinen aufgebrachten Vater hinter mir und erschrak. Statt zu antworten, schloss ich mich in mein Zimmer ein und begann lautlos zu weinen. Irgendwann würden sie mich sicherlich rausschmeißen oder mir einen Therapeuten suchen. Wo war ich da nur hinein geraten? Ich machte mein Fenster auf um eine Zigarette zu rauchen. Der Qualm schien für einen Moment alles zu beruhigen, auch wenn es nur für eine kurze Dauer war. Für meine Karriere war das eher kontraproduktiv. So wollte ich nicht sein. Also schmiss ich die Kippe ohne weiter daran zu ziehen als sie erlosch aus dem Fenster.

Ich kam mir vor wie in einem Wirbelsturm, welcher mich erfasste und aus welchem ich nicht entfliehen konnte. Stattdessen ließ ich mich treiben bis ich endlich erlöst wäre. Und vielleicht war es das, worauf ich wartete. Vielleicht wartete ich nicht, bis ich es schaffte die Situation zu ändern, sondern bis diese endete und vielleicht endete ich dabei.

Don't Let Me Down • {Domen Prevc}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt