23.

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Jungkook’s PoV.:

Am nächsten Morgen wurde ich durch einen stark würzigen Geruch aufgeweckt. Besteck klapperte aufeinander und das dumpfe Gewirr von Stimmen drang zu mir hindurch.

Ein herzhaftes Gähnen verließ meine Kehle, ehe ich mich streckte und auf dem Fahrersitz umdrehte, um zu sehen was hinter mir geschah.
Namjoon und Taehyung waren gerade dabei Instantnudeln zu Kochen. Der kleine Gasherd stand auf dem Tisch und heizte das Wasser in einem passenden Topf dazu an.

Yoongi und Hoseok waren auch schon wach und saßen hungrig aussehend in der Essecke, den Blick nicht von dem Essen nehmend.

Es mochte an dem gestrigen Abend liegen, dass mein Herz gleich ein Stückchen schwerer wurde, als ich die anderen sah. Ich fühlte mich schlecht – unmotiviert, traurig, enttäuscht und irgendwo auch ein bisschen wütend zur selben Zeit.
Mir war bewusst gewesen, dass diese Reise nicht leicht werden würde. Aber das es jeden Tag Streit und Sticheleien geben würde, hätte ich nicht erwartet. Mittlerweile sammelte sich dieser ganze unnötige Stress auf meinen Schultern und ließ mich von Minute zu Minute kraftloser fühlen. Wenn es so weitergehen würde, würde ich mit Sicherheit bald aufgeben.

„Du bist ja wach“, begrüßte Namjoon mich plötzlich. „Ja“, antwortete ich ihm knapp und hievte mich dann hoch. Mit schweren Schritten schlurfte ich auf die Essecke zu und ließ mich dort neben Hoseok auf die Bank fallen.

„Wir haben Nudeln gemacht“, erklärte Namjoon stolz und öffnete zu Vorführzwecken einmal den Deckel vom Topf. Ich warf einen kurzen Blick hinein, wo ich die Nudeln, gemeinsam mit Gemüse, von den Blubberblasen des Wassers hin und her schwimmen sah.
„Cool“, murmelte ich leise und hielt dem Älteren einen Daumen nach oben. Dieser sah mich daraufhin unsicher an, nickte etwas und legte den Deckel wieder zurück auf den Topf.

Auch wenn ich ihm und den Anderen gegenüber nicht so abweisend sein wollte, konnte ich nicht die Kraft aufbringen ihnen irgendwelche glücklichen Gefühle vorzuspielen. Demnach blieb ich, die Arme ineinander verschränkt, auf meinem Platz sitzen und starrte stumm in die Leere.

Heute war mir wirklich zu nichts zumute. Weder Essen, noch Reden oder Autofahren. Am liebsten hätte ich mich irgendwo ruhiges verzogen und wäre dort meinen trägen Gedanken nachgehangen, aber in einem Wohnmobil mit sechs Erwachsenen Männern war es schwer Zeit für sich allein zu haben.

Ich bekam nur halbwegs mit, wie Taehyung schließlich Seokjin aufwecken ging und wir dann alle anfingen zu Essen.
Zwar hatte ich nicht sonderlich viel Appetit, aber ich wollte mir die Instantnudeln nicht entgehen lassen. Also zwang ich mir ein paar Bissen davon herunter.

Währenddessen herrschte angespannte Stille im Wagen. Da ich, der normalerweise immer ein Gespräch ins Rollen brachte, dieses Mal auch die Klappe hielt, sagte niemand etwas. Bis auf das schlürfen und schmatzen von uns, war nichts zu hören.

Selbst nach dem Essen wurde kaum etwas gesagt. Nur Hoseok und Yoongi tauschten manchmal leise ein paar Wörter miteinander aus und diese waren alles andere als interessant, denn sie bestanden bloß aus schnulzigem Liebesgelaber.

Ich hatte mich schließlich wieder nach vorne auf den Fahrersitz gesetzt und saß dort nun auch schon für einige Zeit, starrte aus dem Fenster und hing meinen Gedanken nach. Deswegen bekam ich auch gar nicht mit, wie Namjoon sich plötzlich neben mir niederließ und eindringlich ansah. Erst als er mich vorsichtig antippte, drehte ich mich mit einem aufmerksamen „Mh?“, zu ihm um.

„Du siehst nachdenklich aus…“, stellte er fest. „Gut erkannt“, nickte ich träge. Mein Gegenüber holte einmal tief Luft, sah dann nach hinten zu den anderen Jungs und wieder zurück zu mir. „Ich kann mir gut denken was dich beschäftigt. Sollen wir alle kurz rausgehen, damit du deine Ruhe hast?“, hakte er nach.
„Ach quatsch, ihr müsst doch nicht gleich rausgehen“, winkte ich ab und wand meinen Blick wieder aus dem Fenster.

„Doch, ich glaube das ist besser“, seufzte Namjoon und sprang voller Elan auf die Beine, „Jungs! Wir gehen frische Luft schnappen!“.
„Was? Warum das denn jetzt?“, motzte Taehyung gleich sofort los. „Ehrlich Namjoon, dass müsst ihr nicht“, funkte ich gleich dazwischen.
„Doch, doch! Kommt, bewegt eure geilen Ärsche“, der Braunhaarige klatschte in die Hände, riss dann die Tür zum Wohnmobil auf und sprang raus.

„Betitle unsere Ärsche nie wieder als geil. Denk dran, hier gibt es auch ein Paar“, knurrte Hoseok und zog seinen Liebsten daraufhin gleich dicht zu sich. Namjoon stöhnte bloß genervt und winkte die anderen dann auffordernd zu sich. Tatsächlich erhoben sie sich sogar und trotteten ihm nach. Selbst Taehyung, der allem Anschein nach total genervt davon war.

Als die Tür des Wohnmobils zu fiel, kam mir die Atmosphäre in der Luft schon gleich viel leichter vor.
Ein zittriges seufzen verließ meine Kehle und ich fuhr mir einmal durch das Gesicht, krallte meine Hände gleich danach in meine Haare und zog etwas an ihnen.

Ich wusste wirklich nicht was ich machen sollte. Die Tour abbrechen und damit den wohl möglich noch lebenden Jimin im Stich lassen, sowie uns als Gruppe aufgeben, oder die Tour weiterführen, dafür aber jeden Tag mit Streit, Sticheleien und vielleicht auch Prügeleien konfrontiert werden. Beide Optionen hatten gleichermaßen Vor- und Nachteile, die ich mehr oder weniger bereit war in Kauf zu nehmen.

Vorsichtig löste ich meinen festen Griff aus den Haaren und fischte stattdessen mein Handy aus der Hosentasche. Nachdem der Unbekannte mir nach meiner letzten Nachricht nur einen grinsenden Emoji geschickt hatte und ich demnach davon ausgegangen war, dass er keine Zeit zum Schreiben hatte, hatte ich ihn noch nicht wieder angeschrieben.

Ich:
Hey

Ich:
Ich weiß nicht ob du gerade Zeit hast, aber ich werde dir jetzt einfach mal schreiben, was gerade so los ist. Es gibt nämlich Probleme

Ich:
Es geht darum, dass ich diese Tour irgendwie abbrechen will. Das alles wird mir zu viel. Ständig gibt es Streit und ich habe das Gefühl, dass sich alle deswegen noch weiter auseinander leben

Ich:
Das alles macht doch keinen Sinn, wenn sie sich so dagegen streuben

Dieses Mal kam der Unbekannte sofort Online und es erleichterte mich unheimlich, da ich das Gefühl hatte nun endlich mit jemandem über meine Gefühle reden zu können.

Unbekannt:
Kookie, nein!

Unbekannt:
Du musst das durchziehen, bitte. Ich warte hier doch auf euch

Unbekannt:
Du kannst mich nicht hängen lassen

Ich:
Aber die Jungs sind unmöglich. Ich halte das nicht länger aus

Unbekannt:
Bitte, Jungkook. Ich flehte dich an. Ich will euch sehen. Alle Sechs, vor mir. Du musst kommen

Unbekannt:
Die Jungs werden sich bestimmt zusammen reißen

Unbekannt:
Bitte. Ich vermisse euch

Ich:
Ich vermisse dich auch...

Na, was würdet ihr machen? Die Tour abbrechen, oder fortführen? (͡° ͜ʖ ͡°)

Ich stell mir das total anstrengend vor, ständig mit so vielen Menschen in einem kleinen Wohnwagen zu hocken, der dann auch noch mit angespannter Luft gefüllt ist und man das Gefühl hat, das jeden Moment ein Streit losgeht ;-;

Hope // VKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt