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Jungkook’s PoV.:

„W-Was?“, mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus, ehe es in doppelter Geschwindigkeit, schmerzhaft weiter schlug. Langsam drehte ich mich um und starrte alle einmal verwirrt an, um herauszufinden wer diese Worte gesagt hatte.

„Jungkook, ich war es. Ich habe dir diese Nachrichten gesendet – nicht Jimin“, die Worte des Älteren verließen nur leise seine Lippen und dennoch verstand ich sie perfekt. „Seokjin…“, hauchte ich ungläubig, „W-Wie meinst du das?“.
„So, wie ich es gesagt habe. Jimin wird nicht kommen…“, antwortete er ruhig. Ein dicker Klos bildete sich in meinem Hals, der es mir schwer machte vernünftig zu atmen. Ich schnappte panisch nach Luft und hielt mir die Stelle an meiner Brust, unter der mein Herz lag. Es fühlte sich an, als würde es jeden Moment zerbersten.

„Scheiße, ist das dein ernst jetzt?“, hakte Hoseok aufgebracht nach. Das entsetzen war ihm eindeutig ins Gesicht geschrieben, so wie bei den anderen Jungs auch. „Ja…“, murmelte Jin und ließ betroffen seinen Kopf hängen. „Ich wusste es“, schnalzte Yoongi verächtlich.
„Woher-…“.
„Dein Verhalten war auffällig. Am Anfang hast du immer nur Streit angefangen, obwohl niemand dich herausgefordert hat. Du hast geschauspielert und dabei völlig übertrieben“, antwortete der Blondhaarige.

Ich schluckte trocken. Jetzt, wo er es so deutlich ansprach, kam das Verhalten des Ältesten mir ebenfalls merkwürdig vor. All die Beleidigungen und Sticheleien waren so unnötig gewesen. Und es war klar, dass er so viel über uns wusste, wenn er selber zu unserer Truppe angehörte.

„A-Aber…“, krächzte ich, wurde jedoch von einem heftigen Schluchzer und folgenden Tränen unterbrochen, „Woher wusstest du, was ich nach J-Jimin’s Geständnis zu ihm gesagt habe? Und woher wusstest du, dass ich Jimin auf der Toilette von meiner Liebe zu Taehyung erzählt habe? W-Woher weißt du das alles?“.
„Er hat es mir erzählt. Beides…“, antwortete der Pinkhaarige knapp.

„Du bist so ein Arsch, Seokjin! Was fällt dir ein die Identität eines toten besten Freundes anzunehmen und uns alle im Glauben zu lassen, dass er noch lebt?! Wie krank muss man eigentlich sein?!“, schrie Taehyung aufgebracht und packte ihn am Kragen, „Sowas ich echt widerwärtig. Du solltest dich schämen“.

„Ich habe es ja nicht ohne Grund gemacht!“, plötzlich hatte auch Jin’s Stimme wieder an Kraft gewonnen und er packte Taehyung’s Handgelenke fest, nur um ihn dann von sich zu stoßen, „Glaubt ihr ich habe das aus Spaß gemacht?! Nein, ich habe es gemacht, weil ich euch liebe! Ich wollte uns wieder zusammenbringen. Ich wollte, dass wir uns wieder vertragen. Aber ich selber war zu Feige um euch alle nach einem Treffen zu fragen. Ich war mir sicher, dass ihr alle ablehnen würdet. Und dann kam mir die Idee mit Jimin… Klar, es war vermutlich die dümmste Idee aller Zeiten, aber seht doch mal, wir haben uns alle wieder vertragen“.

„Ja und jetzt streiten wir uns wieder und ich sage dir eins, es wird dabei bleiben! Glaub ja nicht, dass ich mich hiernach noch mit dir abgeben will“, spuckte Yoongi ihm entgegen. „Ehrlich Jin, dass kann doch jetzt nicht wirklich dein Ernst sein... Weißt du wie viele Hoffnungen Jungkook sich gemacht hat? Wie viele Hoffnungen auch wir uns gemacht haben?“, stimmte Hoseok zu. Man sah ihn selten so wütend und verletzt, wie er es jetzt gerade war und auch der Anblick der anderen zerbrach mir das Herz. Aber viel mehr tat es mir weh, dass Seokjin sich solch einen Mist ausgedacht hatte und ich auch noch darauf reingefallen war. Ich fühlte mich schrecklich.
Tränen kullerten unaufhörlich über meine Wangen und wäre Taehyung nicht im nächsten Moment dagewesen, um sie weg zu wischen und mich einmal in den Arm zu nehmen, dann wäre ich vermutlich zusammen gebrochen.

„Sieh nur was du mit Jungkook angerichtet hast… Ist dir eigentlich bewusst, wie sehr das auf seine Psyche gehen kann?!“, hakte Yoongi nach. Seine Stimme war so laut, dass ich zusammenzuckte und mich krampfhaft an Taehyung klammerte. Ich wollte, dass das alles endete. Der Streit sollte aufhören, vor allem ihre aggressiven Stimmen. Sie klangen so verzehrt und laut in meinem Kopf wieder, dass mir schwindelig wurde.

„Ich habe es doch nur gut gemeint! Ihr alle habt nach dem großen Streit so getan als würde es uns nicht mehr geben. Ihr habt so getan, als wäre nichts gewesen. Ich wollte, dass ihr euch mit dem Thema auseinandersetzt! Dass ihr euch mit euch selber und uns als Freunde beschäftigt und darüber nachdenkt, was wir damals alles falsch gemacht haben! Ich wollte, dass ihr euch mit Jimin’s Tod auseinandersetzt und nicht davor weglauft, so tut, als hätte es diesen wunderbaren Menschen nicht gegeben!“, keifte Jin. „Wenn ich ehrlich bin, dann hast du ja irgendwo Recht… Aber die Art und Weise wie du dein Denken umgesetzt hast, ist echt daneben“, meinte Namjoon leise, woraufhin Tae sich spöttisch lachend aus unserer Umarmung schälte und mit großen Schritten auf den Pinkhaarigen zuging. „Es ist nicht nur daneben. Daneben ist ein viel zu netter Ausdruck. Es ist abartig, krank, scheiße… Alles davon!“, knurrte er dabei und als er vor seinem Ziel stand, holte er gleich sofort mit seiner Faust aus und schlug ihm einmal kräftig ins Gesicht.

„Tae!“, fiepte ich erschrocken, „Nicht! Lass das!“. Doch er hörte nicht auf mich. Stattdessen holte er ein weiteres Mal aus und schlug seinem Gegenüber kräftig gegen das Kinn. Dieser viel daraufhin ächzend zu Boden. Tränen stiegen ihm in die Augen, wobei ich jedoch nicht genau sagen konnte ob diese durch den Schmerz, oder die Situation an sich, hervorgerufen wurden.

Taehyung wollte gerade ein weiteres Mal auf ihn losgehen, da packte Hoseok ihn kräftig von hinten an den Schultern und riss ihn zurück. „Hört auf mit dem Scheiß! Jin hat einen Fehler gemacht, ja, aber dass ist kein Grund ihn in Grund und Boden zu prügeln“, fuhr Hoseok den Schwarzhaarigen an, ehe er sich zu Jin wandte und dann mit eiskalter Stimme sagte, „Der Idiot soll einfach zusehen, dass er verschwindet und nie wieder kommt“. Daraufhin rappelte der Älteste sich langsam auf. „Dann gehe ich jetzt… Denkt aber nochmal vernünftig über meine Worte nach“, murmelte er mit erstickter Stimme. „Da gibt es nichts nachzudenken. Und jetzt verpiss dich!“, fauchte Yoongi. Jin nickte ruhig, sah noch ein letztes Mal zu mir und drehte sich dann um, um mit großen Schritten das Maisfeld zu verlassen.

Mein Herz schmerzte bei dem Anblick seines Rückens und der Tatsache, dass dieser immer kleiner wurde, ehe er aus unserem Sichtfeld verschwand. Er war weg. Endgültig weg.

„Ich hasse dich!“, kreischte ich laut, in der Hoffnung er würde es noch hören, „Du verlogenes Arsch!“. Schwer atmend starrte ich auf den Fleck, an dem Jin noch vor ein paar Sekunden gestanden hatte. Mir tat alles weh. Meine Augen, aus denen unentwegt Tränen flossen, meine Stimme, die vom schreien kratzte und mein Körper, der mit all dieser Aufregung nicht umgehen konnte. Ich fühlte mich plötzlich so schwach und ausgelaugt. Meine Arme hingen schlaf an meinen Seiten herunter und selbst den Kopf konnte ich nicht mehr oben halten.

Es war still. Für einen kurzen Moment genoss ich die Ruhe, die bloß mit dem Rauschen der Blätter in den Bäumen und Vogelgezwitscher gefüllt war.

„Versteht mich nicht falsch, aber ich sollte Jin am Besten hinterher gehen. Wer weiß, was er in seiner Verfassung mit sich anstellt. Ich habe keine Lust auf eine zweite Beerdigung“, sprach Namjoon auf einmal und ohne eine Reaktion von uns abzuwarten, ging er dem Ältesten nach.

„Er hat Recht… Yoongi und ich gehen zurück zum Wohnmobil“, Hoseok umgriff Yoongi’s Hand und damit verschwanden auch diese beiden vom Maisfeld. Nun waren nur noch Taehyung und ich hier.

„Tut mir leid“, nuschelte er auf einmal. „Was meinst du?“, hakte ich mit brüchiger Stimme nach. „Ich habe ihn geschlagen, obwohl du gesagt hast, ich soll aufhören. Das war nicht richtig von mir“ - „Schon in Ordnung. Irgendwo hat er es ja verdient“.

„Du bist sehr traurig, weil Jimin doch nicht mehr lebt, oder?“, fragte Tae leise nach. Ich nickte schwach. „Ich habe die Hoffnungen, dass er es wirklich ist, bis zum Ende nicht aufgegeben. Ich habe ihn so sehr vermisst. Ich wollte ihn wieder in meinen Armen spüren und ihm sagen, dass von nun an alles besser wird… Aber das wird jetzt wohl nichts mehr“, ein neuer Anflug an Tränen stieg mir in die Augen, die ich zusammen mit einem verbitterten schluchzen raus ließ.

Es schmerzte so sehr. Zu wissen, dass dies alles nur eine dumme Idee von Seokjin gewesen war und das Jimin immer noch tief unter der Erde lag, ich somit nie wieder die Chance haben würde sein fröhliches Lachen oder seine merkwürdigen Gesichtszüge zu sehen.
Ich wollte ihn noch nicht loslassen. Nicht jetzt, wo ich ihn doch glaubte ganz nah bei mir zu spüren und ich ihn auch wirklich brauchte.

Viele haben es schon richtig analysiert, Seokjin ist der "Bösewicht" xD Aber naja, er meinte es ja nur gut. Das nächste Kapitel wird ein kleines NamJin Special, beziehungsweise aus Jin's Sicht geschrieben, damit ihr genauere Einblicke in seine Gedanken und Gefühle bekommt :3

Hope // VKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt