Kapitel 3 - Rin Matsuoka

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Ich konnte während des Trainings keinen klaren Gedanken fassen. Ab und zu betrachtete ich den neuen Trainer. Allerdings nicht, weil es mir mein Chef und zugleich Trainer beauftragt hatte, sondern eher weil ich so ein unangenehmen stechenden Blick von ihm aus mir gegenüber merkte.

In der Umkleide dachte ich noch ein wenig nach über den Jungen, den wir vorher getroffen hatten. Asahi? War Asahi sein Name? Ich konnte mich leider nicht so genau an seinen Namen erinnern, aber das müsste richtig sein. Ich hatte mich nur gewundert, wieso er nichts zu meinen komischen Narben sagte. Das ist meistens eigentlich das Gesprächsthema Nummer eins. Während ich darüber nachdachte lächelte ich nur ein wenig und fuhr mir mit der Fingerkuppen meiner Zeige- und Mittelfinger über meine Narben im Gesicht und begutachtete diese. Sie sind eigentlich der Grund, wieso ich mit dem Boxen angefangen haben und ich finde es schlussfolgernd auch nicht hoch dramatisch. Alles passiert mit einem Grund und hinter dem Vorfall wird es sicher auch einen größeren Grund geben. Wäre das nicht passiert, dann wäre ich jetzt nicht so wie ich bin.

Schlussendlich zog ich mir meine Jacke über und warf mir meine Tasche über die rechte Schulter, damit ich schon raus konnte. Rin hatte mir nämlich mittlerweile geschrieben, dass er draußen warten würde. Seine Schreibweise brachte mich ein wenig zum schmunzeln. Also sollte ich mich beeilen, sonst hätten wir auch viel zu wenig von der Zeit zusammen. Ayame wartet sicherlich schon auf ihr Essen. Ich zögerte nach seiner Nachricht  nicht lange und verließ schnell die Trainingshalle.

>>Hey, hey Rin! Ich bin da!<< kam es von mir, wobei ich ihn kurz von hinten umarmte und dann zu ihm nach vorne ging, wo er einen Arm um meine Schultern legte. >>Wirklich? Nach einem Jahr immer noch Rin?<< fragte er mich und seufzte leicht enttäuscht aus. >>Komm. Lass uns erstmal wo anders hingehen. Ich möchte nicht das uns jemand sieht, du weißt schon. Aber ja immer noch Rin. Magst du deinen süßen femininen Namen etwa nicht?<< kam es nur frech von mir. Dabei ging ich ein wenig vor, damit er gezwungen war mit mir nicht direkt vor der Trainingshalle zu bleiben und ein Stück zu laufen. >>Ja passt schon. Und hör auf mich wegen meinem Namen zu verarschen. Das habe ich dir schon damals gesagt. Aber wenn wir uns schon sehen. Ich muss mit dir reden. Wollen wir uns wohin setzen?<< sagte er mir und ich bin ehrlich. Ich habe immer eine leichte Panik vor dem Satz "Wir müssen reden." Weil Hallo?! Was gibt es bitte zu bereden?! Es gibt nichts und ich will auch nichts bereden! Sonst würde ich doch auf dich zukommen und mit dir reden! >>Ehm? Was musst du denn mit mir bereden? Achja und weißt du wo ich eine gute Bowl kaufen kann? Meinr beste Freundin wartet ja zu Hause auf ihr Essen!<< natürlich versuchte ich schnell abzulenken. Ich versuchte ihm das Gefühl zu geben, dass ich eigentlich überhaupt keine Zeit habe. Besonders habe ich auch keine Zeit für einen "Wir müssen reden"-Gespräch. Dafür gibt es keine Zeit. Dafür werde ich mir auch sicherlich keine Zeit nehmen. Was denkt der sich? Das war auch so einer der Gründe, wieso ich manchmal die Beziehung anzweifeln. Ja ok, wir sind jetzt zwar ein Jahr zusammen. Aber ich habe eindeutig keine Lust auf solche Gespräche. Er möchte sie aber immer wieder führen.

>>Ich weiß, dass du wieder versuchst dem Gespräch aus dem Weg zu gehen. Aber wir müssen mal wirklich reden. Ich habe nämlich keine Lust, weiter alles zu verheimlichen. Ich weiß noch nicht mal den Grund, wieso du mich so sehr verheimlicht. Bin ich dir peinlich oder hat es einen anderen Grund?<< entgegnete er mir. //Oh nein. Jetzt kommt das. Der soll doch einfach akzeptieren was ich sage und fertig ist die Geschichte. Was ist so schwer daran?\\ dachte ich mir nur und seufzte dann aus. >>Es ist besser wenn es niemand weiß finde ich. Es gibt viele Leute die einem etwas nicht gönnen und versuchen es zu zerstören. Es gibt auch viele Leute die eifersüchtig sind und es zerstören. Dazu sollten es meine Geschwister und Eltern nicht wissen. Und ich halte dich lieber von meinem Umfeld getrennt. Ich möchte nicht, dass etwas passiert wobei ich mich schlecht fühlen muss.<< antwortete ich ihm. Ja ich möchte wirklich nicht, dass ihm etwas passiert. Aus dem selben Grund halte ich Ayame ebenfalls geheim. Es fällt anstatt ihr Name immer nur "meine beste Freundin". Wenn einer dieser Leute in Gefahr gerät wegen mir, könnte ich es mir nie verzeihen. Eigentlich hatte ich mit dem Leben abgeschlossen und möchte jetzt ein normales führen, aber die Vergangenheit holt einen bekanntlich immer ein. Mein jetziger Chef hat mich damals aus dem Leben geholt und mir ein neues Leben ermöglicht. Ich bin ihm so sehr dankbar dafür. Ich weiß bis heute nicht, wie ich es ihm zurück geben könnte.

>>Du redest immer so, als wäre es viel zu gefährlich mit Dir zusammen zu sein oder zusammen zu leben. Ich möchte keine Person für den Moment für dich sein. Also hör auf mich so extrem zu verheimlichen.<< er hatte schon auf einer Seite recht. Auf der anderen Seite. Ich möchte es einfach nicht. Dennoch gab ich mich ein wenig geschlagen und seufzte etwas lauter aus. >>Ok. Schätzchen. Weißt du was? Ich kann Sousuke kennenlernen. Ich möchte aber erstmal nur ihn kennenlernen und niemanden anderen. Und wenn du mir andere vorstellst bin ich erstmal nur eine Freundin. Aber Sousuke darf wissen, dass ich deine Freundin bin. Aber niemand soll mich auf meinen Körper ansprechen.<< stellte ich komplett selbstsicher klar und sah ihm in die Augen. Ich besaß zwei Augenfarben. Sowohl ein braungold auf der, von mir aus gesehen, rechten Seite und ein hellblau grau auf der linken Seite.

Er schien mit dem Vorschlag nicht ganz einverstanden zu sein. Aber willigte hörbar unzufrieden ein. >>Na gut. Wenigstens aber lernst du die anderen mal kennen. Wenigstens kommst du mir einen Schritt entgegen. Aber du hast mir bis jetzt immer noch nicht gesagt von wo du diese Narben hast. Magst du mir das vielleicht auch mal erzählen? Aber ich warne sie schon vor, dass sie dich darauf am besten nicht ansprechen sollten. Du bist trotzdem hübsch. Egal was auf deinem Körper oder allgemein auch deinem Gesicht ist. Du bist eine wunderschöne Frau und diese Meinung lass ich mir von niemanden nehmen. Ich bin nicht umsonst schon ein Jahr mit dir zusammen.<< indirekt hatte er doch gerade sicherlich gemeint, dass er nur wegen meinem Körper mit mir zusammen war. Aber dazu gab ich jetzt nicht meinen Senf ab und auch zu seiner Frage, ob ich es ihm erzählen möchte sagte ich Nichts Das zeigte ihm sowieso schon wieder, wie sehr ich abblockte.

Deep Ocean - Free! Fanfiction - ABGESCHLOSSEN -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt