YOU'RE MINE.

Neighborhood.

Levi:

Nachdem die letzten Kartons in der Garage ausgepackt waren, rief bereits meine Verlobte durch die offene Tür zu mir. Ihr kupferbraunes Haar strahlte hauchzart, da die untergehende Sonne der Stadt noch ihre letzten Lichtstrahlen schenkte.
,,Abendessen ist fertig, rufst du Mikasa gleich mit zu Tisch?''. Ein Lächeln setzte sich auf ihre Lippen, worin die tiefen Brauntöne ihrer Pupillen sich leicht verengten.

Petra - so hieß meine Verlobte - hatte einige unserer Nachbarn zu unserm Familienhaus eingeladen, welches wir gerade mal vor einem Monat erwarben. Ein gutes Grundstück, worin ich mich zurückziehen könnte, sagte Petra. Sie versuchte jeden Ratschlag der Ärzte nachzugehen, selbst den einer Heilpraktikerin, der ihr eine alte Dame anbot an der Supermarktkasse.
Sie besaß ein großes Herz.

Im Flur hörte ich bereits das Getratsche von den vielen Gästen, aber bevor ich reingehen konnte, lungerte eine bestimmte Mitbewohnerin im oberen Stockwerk und tippte vertieft an ihrem Smartphone.
Die Arme verschränkt, warf ich ein Blick zu ihr ,,Mikasa, komm runter''.
Mikasa schreckte dabei auf, und suchte nach mir. Als sich unsere Augen trafen, fand ich einen Hauch Hass in ihnen wieder.
Sie mochte mich nicht gänzlich, dabei war ich die letzte verbliebene Person ihres Familienstammbaums, sowie bei mir.
Neben Kenny vielleicht, der des Öfteren lieber in Vegas im Casino saß oder in LA sich wieder bei einer Motorrad-Gemeinde den letzten Tropfen Bier abzapfte, hatte ich nur noch sie.
Und seitdem ich wusste, dass sie einen Uniplatz in dieser Gegend bekam, nutzen wir diese Chance aus, für einen Neuanfang.
Ob aber Mikasa diese Initiative auch zu schätzen wusste, ließ sich selbst von der erfahrensten Hellseherin nicht sagen.  

Ihr schwarzes, kurzes Haar trug sie zu einem Zopf, wobei ihr der Pony noch immer über den dunkelgrauen Augen lag.
Das Handy trug sie noch in den Händen, bis sie die Treppen runterstieg und bei der letzten Treppenstufe zum Erdgeschoss stehenblieb.
Dabei fiel mir wieder auf, dass Mikasa wieder einmal überlegener war mit der Körpergröße.

,,Wieso hat Petra gefühlt jeden eingeladen?".
Ich schnaubte leise, bevor ich meine Hände in die Taschen meiner Anzughose legte ,,Damit du jammerst". Mikasa verzog nur das Gesicht, als hätte ich plötzlich darüber berichtet, dass die Aliens in Wirklichkeit über uns herrschen und ihrem Kult beitreten sollten.
,,Was?" fragte ich nach.
,,Du siehst so hässlich aus mit den Stoppeln, verfällst du wieder in Depressionen?" schnalzte Mikasa mit der Zunge.
Ich hatte mich unbewusst am Kinn gefasst, aber zu meiner Überraschung hatte sie recht.

Meine Cousine war nicht dumm, weder noch lieferte sie schlechte Aussagen. Ich setzte eher ihr junges Alter in Verbindung mit ihrer fehlenden Gehirnkapazität, die sie sich noch aneignen müsste, sobald ihre Altersklasse stieg. Noch war sie eine junge Frau, keine Erwachsene Frau.
Wer dagegen anderer Meinung war, tja...die Option gab es nicht, seine Meinung verflog.

,,Eigenartig".
Mikasa zog die Brauen aneinander ,,Was ist?".
,,Normalerweise solltest du doch in der depressiven Phase stecken, sooft wie du diese K-Drama Scheiße dir reinziehst, könnte es glatt als ein Suchtverhalten durchgehen".

Sie schlug mir auf den Oberarm, bevor sie beleidigt zum Esszimmer ging.
Ich wollte nicht lange zögern, also ging ich ihr hinterher. Die Köpfe der Gäste flogen alle gleichzeitig in Richtung der Tür, worin wir standen. Jeder von ihnen lächelte, und trällerten ,,Hey!" gleichzeitig.

Der Tisch trug etliche viele Farben bei, die zum anstehenden Winter perfekt schien.
Rot und Grün schmückten die Teller herum, silbernes Besteck passte zum Porzellan, und die weißen Kerzen in der Mitte verschafften ein exzellentes Ambiente.

,,Wo steckt Eren?" Petra stellte sich neben mich, ehe sie verwundert nach dem Jungen suchte.
Ganz vergessen - Eren, der Austauschstudent, der bei uns in der letzten Sekunde ein Zimmer bekam, war nirgends zu sehen.
Ich war gerade dabei in den Hausflur zu treten, damit ich nach dem Jungen rufen konnte, da ging bereits die Haustür auf.

Ein braunhaariger junger Mann trat herein, seine giftgrünen Augen stachen zu mir, als er entschuldigend sich den Hinterkopf kratzte.
,,Es tut mir leid, Mister Ackerman. Der Busverkehr war ausgefallen, seitdem der Wetterbericht heute eine Sturmwarnung gab".
Hinter ihm strömte es nur von Schnee, welches sich über die getrocknete Landschaft legte.

,,Es lag auch an mir" sprach eine weibliche Stimme hinter ihm. Eren ging verdutzt zur Seite, und da stand sie.
,,Ich hatte Eren bei einem Gespräch auf dem Campus aufgehalten, und ehe wir uns versahen, ging bereits eine Stunde vorüber".
Ihre rosigen Lippen bewegten sich weiterhin, aber kein Ton gab sich wieder. Mein Herz machte einen Sprung nach dem andern, dröhnte in meinen Ohren. Die Hand meiner Verlobten rührte meine Schulter, und mit einem Male zog es mein Bewusstsein wieder in die Gegenwart.

,,Schön, dass du zum Abendessen vorbeischaust" führte Petra die Konversation fort.
,,Ja, Eren war so nett, und lud mich ein. Eigentlich wohne ich ein Stück weiter, außerhalb der Stadt".
Ihr Wimpernkranz schmiegte sich eng an ihre Iriden, die Finger gruben sich an den Lederstoff ihrer Tasche, und die Nase färbte sich bereits rosig. Sie schaute aus wie ein gefallener Engel, der bereitwillig war mir nicht ihre schönste Seite zu zeigen, nicht weil sie es nicht wollte, sondern, weil ich es nicht verdiente.
Die andern schon, aber ich war solch in schwärze getunkt, dass ich solch einem Wesen keineswegs gleichgültig wäre.
Ich würde in jener Dunkelheit ihr das Licht rauben, in jedem Atemzug sie mit Nikotin füllen, jeden Traum in ein Albtraum tränken.
Nicht, weil ich es wollte, sondern, weil ich der Schatten war. Und noch bevor ich mein Blick von ihr abwenden konnte, entpuppe mir der gefallene Engel ihren Namen.

,,Wie heißt du denn?".
,,Nett sie kennenzulernen, ich heiße (V/N) (N/N)".