Kapitel 3.

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11.04.1912
Cathe Brown.

Nach einer zu kurzen Nacht werde Ich von meinem Zimmermädchen aufgeweckt.
Ich kleide mich mit einem Roséfarbenen Kleid ein und lasse mein Gesicht dezent schminken, anschließend werden meine welligen Haare zur Seite gesteckt.

Vor der Tür meiner Suite treffe Ich auf meine Eltern, die mich von oben bis unten Mustern, ob ich ihnen wirklich recht bin.
"Guten Morgen." geben beide knapp von sich und auch ich sage nicht mehr.
Schweigend begeben wir uns zum Speisesaal und begrüßen einige Bekannte, darunter auch meine beste Freundin Rose und ihre Mutter. Auch ihr Verlobter begrüßt uns mit einem aufgesetzt freundlichen lächeln. Ein Mann den man einfach nicht ausstehen kann.
"Guten Tag Cathe." Rose und ich geben uns eine kurze und dennoch innige Umarmung. Wie sehr ich sie vermisst habe.

"Guten Morgen Mrs. Bukater, Mrs. Brown." Mr. Murdoch begrüßt und und betont meinen Namen mit einem undefinirbaren Ton. Auch ein weiterer Offizier namens Harald Lowe stößt zu uns. "Guten Morgen."

Mr. Murdoch gibt mir einen sanften Handkuss und wir sehen uns einen kurzen Moment in die Augen, was mein Herz wieder etwas schneller schlagen lässt und meine Wangen in ein leichtes Rot färben.

Nach einem kurzen Gespräch widmen wir uns dann dem reichbedeckten Frühstückstisch.
Wie jeden Tag werden die selben langweiligen Gespräche geführt. Die Männer unterhalten sich über die Geschäfte, über Brandy und Zigarren. Die Frauen reden über Rose und meine Hochzeiten, als wären sie ihre eigenen höchstpersönlich.

Nachdem Ich eine Kleinigkeit gegessen habe, warte ich bis alle anderen ebenfalls fertig sind um nicht wieder mit meinen Eltern Streit zu haben. Etwas gedanklich betrachte Ich all die Gesichter hier im Raum.

Als sich dann auch endlich die ersten den Tisch verließen, verabschiede Ich mich auch höflich von allen und begebe mich wieder an Deck.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen bleibe ich an der Reling stehen und lasse den Wind mit meinen Haaren spielen, während meine Finger sich fest um die Reling klammern als würde man mich in einem Augenblick wieder weg reißen wollen.

Nach einer kurzen Zeit kommt mir Rose mit einem jungen Mann entgegen, der wohl aus der dritten Klasse stammt.
"Cathe, Darf ich dir Jack Dawson vorstellen?"
"Sehr erfreut Mr. Dawson." Ehrlich freundlich begrüße ich ihn ehe ich ihn mustere. Jack ist ein gutaussehender junger Mann mitte zwanzig, der ein einfaches Leben in der dritten Klasse führt.

"Wir haben uns gestern Abend kennengelernt. Mr. Dawson hat mich vor dem stürzen des Schiffes bewahrt. Und es hat sich herausgestellt dass er ein sehr talentierter Künstler ist."

"Hört sich an als würde man sie immer in ihrer nähe haben müssen, Mr. Dawson. Was machen sie denn für Kunst?"
Jack erzählt uns etwas von seinem Leben und zeigt uns die wundervollen Zeichnungen die er in Paris von Frauen für ein paar Cent zeichnete.

"Sie haben wirklich Talent, Jack." Rose sieht den jungen Mann an und man merkt, dass er ihr ein Gefühl von Geborgenheit gibt.

Mr. Murdoch geht mit ein paar Papierrollen an uns vorbei und schenkt mir ein freundliches Lächeln.
Für einen kurzen Moment sehe ich dem Mann hinterher und knete nervös meine kalten Hände.
"Cathe, ist alles in Ordnung?"
Ich war total in Gedanken versunken und habe wohl vergessen dass Ich nicht alleine bin, was mir auch wieder einen Hauch röte in die Wangen steigen lässt.

"J.. Ja alles in Ordnung. Ich muss dann auch langsam weiter, ich wünsche euch noch einen schönen Tag zu zweit." lächelnd sehe ich die beiden an und verabschiede mich mit einer kurzen Umarmung von beiden.

Neugierig beobachte Ich die Familien der dritten Klasse. Gemeinsam spielen die Eltern mit ihren Kindern, lachen herzlichst und liebevoll.
Irgendwie beneide Ich die Menschen.
Sie führen ein einfaches Leben und für sie ist Familie und die Gesundheit das wichtigste.

"Miss Brown, darf ich Ihnen einen Tee anbieten?" Mr. Murdoch bleibt neben mir stehen und hält mir eine Tasse Tee entgegen. "Vielen Dank." Dankend nehme Ich die Tasse wobei sich einen kurzen Moment unsere Finger berühren. "W.. Wenn Sie Zeit haben, würden Sie mir etwas Gesellschaft leisten?" mit leicht zitternder Stimme lächel Ich ihn an.
"Das wäre mir ein Vergnügen Miss."
Wir setzen uns schweigend auf eine Bank und seufzend streiche ich mir eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.

"Sie sehen bedrückt aus." Flüstert der Offizier mit einem besorgten Unterton und automatisch Blicke ich auf meinen Verlobungsring.
"Es ist alles in Ordnung. Ich bin nur etwas nervös vor der Hochzeit. Ich meine, es werden so viele Menschen kommen und auf mich herab sehen, während aber keiner sehen kann, was ich wirklich fühle.. Tut mir leid ich möchte sie nicht mit meinen Problemen belasten, Mr. Murdoch."

"Wenn Sie jemanden zum Reden brauchen, dürfen Sie mich jederzeit aufsuchen. Und bitte Miss, nennen Sie mich doch William."
"Vielen Dank, William."
"Bedanken Sie sich nicht Miss."
Ich nehme einen genüsslichen schluck des Tees und schließe kurz meine Augen.
"Mein lieblingstee."
"Meiner ebenfalls."
"Da haben wir wohl etwas gemeinsam."
Kurz streift sein Finger über meinen Arm, was mir eine starke Gänsehaut am ganzen Körper bereitet.
"Meine Pause ist leider schon zu Ende, wir sehen uns beim Dinner."
Mit diesen Worten verabschiedet sich William und ich bleibe mit klopfenden Herzen sitzen.

2018
Amy Stone.

Mit leichten Tränen in den Augen schließe Ich das Tagebuch und stelle mir Cathe und William Bildlich auf der Titanic vor.
"Prinzessin? Ist alles in Ordnung? " Christian sieht mich an und ich sehe in seine Augen. Ich bin so glücklich, dass Ich Christian kennenlernen durfte. "Alles gut." hauche Ich leise, wische die Tränen von meinen Wangen und lege meine Lippen auf die meines Verlobten.
"Ich bin einfach nur so froh dich zu haben."

Titanic  Dear Diary. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt