Kapitel 13.

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Cathe Brown.
13.04.1912

Warum Ich William angelogen habe, kann ich mir leider selber nicht erklären.
Angst? Ist dies das richtige Wort? Angst vor Chames? Oder weil es keine Zukunft geben würde, wenn ich William sagen würde, dass ich etwas für ihn fühle? Er würde seinen Beruf verlieren, aber.. Empfindet er überhaupt auch für mich etwas?
Pflicht? Ist es einfach nur die Pflicht meine Eltern nicht zu enttäuschen, jemanden anzulügen der mir ein liebevolles Leben bieten könnte, sich aber für ein graues Leben zu entscheiden?
Schweigend nehme ich wieder neben Chames Platz, der mich prüfen und durchdringend mustert.
Schwer schluckend würdige ich ihm ein kurzes Lächeln und trinke anschließend einen großen Schluck meines Champagners.

Nach gefühlt einer Ewigkeit begeben sich die Männer zum Brandy, und somit kann ich mich endlich in meine Suite zurück ziehen.
Nach einem kurzem zögern entscheide ich mich doch dazu noch eine Weile über das Deck zu laufen und sehe auf den Sternen bedeckten Himmel. Etwas abseits entdecke ich ein paar Offiziere die miteinander Diskutieren, was sich nicht gut anhört.
"Wir müssen mit dem Kapitän sprechen, vor uns liegt ein Meer voll Eis." Mr. Lightholler lockert mit leicht verscheitzten Gesicht etwas seine Krawatte und seine Augen wandern zu meine. "Guten Abend Miss Brown." freundlich begrüßt mich der junge Mann, in seinen Augen schimmert die Hoffnung ich würde nichts von ihrem Gespräch mitbekommen haben und anerkennend nicke ich. "Guten Abend die Herren."

Mit diesen Worten gehe ich an ihnen vorbei und lehne mich erschöpft etwas entfernt an die Reling.

2018
Amy Stone.

Wenige Tage, die sich wie Jahre anfühlen konnte ich mittlerweile nicht mehr in dem Tagebuch lesen. Seufzend steige ich spät Nachmittags aus meinem Auto und Spanne meinen roten  Regenschirm auf. Das Wetter ist genauso mies wie meine Laune. In moment läuft wirklich gar nichts wie ich es mir vorstelle. Die Arbeit macht Probleme und mit Christian hatte ich gestern einen starken Streit, anschließend hat er die Nacht bei einem Freund übernachtet.

Jedoch habe ich endlich wieder etwas Zeit mich mit dem Tagebuch zurück zu ziehen.
Ich setze mich in ein kleines Café und bestelle mir einen heißen Kakao mit Schlagsahne, anschließend nehme Ich das Buch wieder aus meiner Tasche.

"Dieses Tagebuch habe ich schon einmal wo gesehen." eine ziemlich alte Dame geht mit Hilfe einer jungen Frau an meinem Tisch vorbei und schenkt mir ein liebevolles Lächeln.
"Wirklich? Können sie mir verraten von wem sie es schon einmal gesehen haben?" aufgeregt sehe ich die Dame an. "Ach kindchen, das ist schon so viele Jahre her. Ich denke das wirst du noch bald genug heraus finden." Ein leichtes und dennoch trauriges Lächeln spiegelt sich auf ihren Lippen und mit diesen Worten verlässt sie das Café.

Verdutzt über ihre Worte und dennoch neugierig Blicke ich ihr hinterher, ehe ich mich wieder dem Buch widme.

Cathe Brown.
14.04.1912

"Guten Morgen, Darling." Chames betritt meine Suite und sieht mich prüfend an. "Guten Morgen." begrüße ich ihn Stumpf und stecke mir einen Ohrring in mein Ohr.
"Habe ich dir nicht gesagt wie du dich mir gegenüber zu verhalten hast?" seine Hände bohren sich um meine Arme und drücken diese fest auf der selben Stelle wie Gestern schon, sodass ich laut auf keuche vor schmerz.
"Es tut mir leid." flüstere ich und sehe entschuldigend in seine eiskalten Augen.
"Das möchte ich auch hoffen. Denn du wirst mich lieben und ehren wie es sich für eine gute Ehefrau gehört, hast du mich verstanden? Und jetzt komm."
Eingeschüchtert nicke ich ehe ich mich mit Schmerzen an seinen Arm einhacke, den er mir anbietet.

Gemeinsam mit meinen Eltern begeben wir uns in Richtung der Speisesäle ohne auch nur ein Wort miteinander zu sprechen. Nur mein Vater unterhält sich freundschaftlich und gut gelaunt mit Chames.

"Guten Morgen, Mr. Herrinson und Mrs. Brown." Stumpf und dennoch freundlich begrüßt uns William.
Meine Augen gleiten zu seinen und einen kurzen Moment blicken wir uns einfach nur in die Augen.
"Cathe, komm endlich." Unruhig zerrt mich Chames weiter und wir setzen uns an den bedeckten Tisch.

Über meinem Mund kommt nicht ein Wort, und ans Essen kann ich nichteinmal denken. Immer wieder fühle ich die Eiskalten Blicke von Chames auf mir ruhen, und auch die warmen Blicke von William ruhen auf mir. Warum muss das Leben nur so unfassbar kompliziert sein.
Ich kann so ein Leben nicht führen. Und ich möchte dieses Leben auch nicht so führen, lieber sterbe Ich.
Mein Kopf ist voll mit Gedanken. Aber alle Gedanken bringen mich zu dem selben Ergebnis.

Nachdem das Frühstück beendet wurde, verabschiede ich mich von allen und verlasse den Saal.
Mit schnellen Schritten begebe ich mich an das Deck und beiße auf meine Unterlippe um nicht wieder in Tränen auszubrechen.
Ich drehe mich im Kreis und meine Augen suchen nach Ihm. Nach diesem einen Mann, der mein Herz und meine Gefühle verrückt spielen lässt.

"W.. William.." mit schnellen Schritten gehe ich auf Ihn zu, der sich sofort zu mir umdreht.
"Sie hatten recht." flüstere Ich und bemerke wie seine Lippen ein sanftes lächeln widerspiegeln.

Titanic  Dear Diary. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt