Kapitel 12.

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13.04.1912
Cathe Brown.

Eingeschüchtert sehe Ich den Mann vor mir an und nicke leicht ängstlich. "Gut. Gute Frau. Und jetzt sollten wir uns zum Ball begeben."
Chames nimmt meine Hand und gemeinsam verlassen wir meine Suite. Bedrückt schweigend sehe Ich auf den Boden und unterdrücke meine Tränen. Meine Oberarme pochen stark durch seinen Griff und wahrscheinlich werden sie auch bald Blau. "Guten Abend, hier ist ja unser Traumpaar." Meine Eltern kommen zu uns und begutachten mich von oben bis unten. "Hübsch siehst du aus." das erstemal seit ich denken kann bekomme ich ein Kompliment meiner Mutter.

"Danke, Mutter."
Zu viert begeben wir uns zu der großen Treppe und sofort fallen mir William und Jack auf. Meine Augen treffen die von William und ein leichtes Lächeln spiegelt sich auf seinen Lippen.
Wie gerne würde ich jetzt zu den beiden gehen und mit William sprechen, aber Chames lässt mich keine Sekunde aus den Augen.

Höflich begrüße Ich die beiden, gehe jedoch dann schweigend an William vorbei und mit meiner Familie weiter zum Esstisch.
Wieder unterdrücke ich nur mit Mühe meine Tränen. Ihn einfach so stehen zulassen, war unfassbar schwer für mich.
Am Tisch angekommen setzen wir uns alle und wie es Gott möchte, sitzt William direkt mir gegenüber.
"Wir nehmen beide das Lamm. Du magst doch Lamm, Darling?"
Statt Chames zu antworten schenke ich ihm einfach nur ein aufgesetztes kurzes Lächeln.

Immer wieder fühle ich die Blicke von William auf mir ruhen, jedoch bemühe ich mich stur wo anders hin zusehen. Ich möchte ihm einfach keine Probleme verursachen. Ich möchte nicht, das er meinetwegen seine Arbeit verliert, die er so gerne nachgeht.

"Im Namen der White Star line begrüßen wir sie herzlich auf dem Schiff, Titanic. Der Ball findet nach dem Abendessen statt." Der Kapitän hält eine kurze Rede und kurz darauf kommt auch schon unser Essen.
Mit Mühe zwinge ich mich selber dazu, etwas zu essen obwohl mir richtig Übel ist. Ich hasse Lamm und das weiß Chames eigentlich.

Einen kurzen Augenblick sehe Ich zu William, und auch er sieht wieder zu mir. Einen Moment lang verliere ich mich in seinen Augen und sehe jedoch dann schnell weg. In seine Augen strahlt so viel Wärme und dennoch etwas trauriges, wofür ich die Schuld trage.
Nachdem alle gegessen haben, fangen so gut wie alle an zu tanzen bis auf mir.

Da die Offiziere leider nicht mit einem Fahrgast tanzen dürfen stehen sie abseits und passen auf damit nichts passiert.
"Komm Cathe, lass uns etwas tanzen gehen." Rose kommt auf mich zu und abwartend Blicke ich zu Chames. "Geh ruhig Darling, ich habe hier sowieso noch etwas zu besprechen." Schnell stehe Ich auf, bevor er seine Meinung wieder ändert.

Rose zieht mich auf die Tanzfläche etwas versteckt vor unseren Männern. "Nun haben wir etwas Ruhe." lacht Rose leise und gibt mir ein Glas Champagner, das ich dankend annehme. "Chames hat mich in der Hand, wie einen Hund an der Leine." seufzend trinke ich einen schluck und sehe mich in dem großen Saal um. Glückliche Gesichter tanzen durch den Saal, aber sind denn wirklich alle so glücklich wie sie scheinen? Können sie die Traurigkeit besser verstecken als Ich? Viele die hier so glücklich scheinen, kenne Ich und jede wurde mit dem Mann verheiratet, die ihre Eltern ihnen ausgesucht haben. Findet man sich damit ab oder gibt man innerlich auf und lebt einfach vor sich hin?

"Guten Abend die Damen, wie geht es euch?" Jack kommt auf uns zu und schenkt uns ein freches und dennoch höfliches Lächeln. "Guten Abend Jack, uns geht es hervorragend, danke und dir?"
"Ebenfalls, danke. Und nochmals vielen dank für die Einladung Miss." Der junge Mann aus der dritten Klasse gibt Rose einen Handkuss und die beiden blicken sich schüchtern und verliebt in die Augen.
Ich wünschte, die beiden würden eine gemeinsame Zukunft haben können, sie würden ein umwerfendes Paar abgeben.

"Wir sehen uns nachher." mit diesem Satz verabschiede ich mich von den beiden, sie anschließend beginnen zu tanzen und gehe zu Chames. "Ich begebe mich einen Moment an die frische Luft." gebe Ich ihm Bescheid und ohne eine Antwort abzuwarten gehe Ich hinaus auf das leere Deck.
Die frische Luft umhüllt meinen Körper und meine Tränen finden den Weg über meine Wangen. So viel, wie auf diesem Schiff habe ich mein Leben noch nie geweint.

"Cathe."
Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen.
"William." schnell wische Ich die Tränen von meinen Wangen und drehe mich zu dem Offizier. "Habe Ich etwas falsches getan Cathe?" William nimmt behutsam meine Hand und sieht mir tief in die Augen. "William Ich kann das nicht. Ich bin verlobt und werde in wenigen Tagen Heiraten."

"Aber dieser Mann, sperrt sie ein. Er nimmt ihnen die Freiheit zum Leben, zum Atmen und das macht sie kaputt. Vielleicht fällt es den anderen Menschen nicht auf, aber ich habe bemerkt dass sie nichts mehr essen." William streicht mir eine Strähne aus meinem Gesicht, was meine Haut auf der Stelle Kribbeln lässt und wieder muss ich mich zusammen reißen nicht zu weinen.
"Ich liebe Ihn." Lüge Ich und sehe in seine enttäuschten Augen.
"Nein das tun sie nicht, und das wissen sie. Cathe, es gibt eine andere Lösung aber ich kann nicht zulassen das er sie kaputt macht."

"Es tut mir leid William." flüstere Ich und gehe einen Schritt zurück. "Bitte akzeptieren Sie das."
Mit diesem Satz gehe Ich wieder in den Saal. Zu Chames.

Titanic  Dear Diary. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt