Chapter XVI

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Angestrengt schaute ich in den kleinen Spiegel und malte mir einen Lidstrich auf. Niall hatte seit längerem kein Wort mehr gesagt und irgendein Bass ließ die Sitze vibrieren. Der Lidstrich war perfekt und gerade als ich den letzten Schwung machte, machte Niall eine Vollbremsung und ich rutschte ab, wobei mein gesamtes Augenlid schwarz gefärbt wurde. Frustriert stöhnte ich auf und warf ihm einen bitteren Seitenblick zu. Da wir gerade an einer Ampel standen riskierte er einen Blick zu mir rüber, woraufhin er in schallendes Gelächter verfiel und irgendwie versuchte nicht zu weinen. "Wow du siehst noch schrecklicher aus als sonst!", prustete er los. Ich gab ein Schnauben von mir und versuchte es irgendwie wegzuwischen, was das ganze nur noch schlimmer machte. Als ich es endlich weggewischt hatte, und einen neuen Versuch startete, erwischte ich ihn dabei wie er absichtlich abbremste und mein Make Up ein zweites Mal zerstörte. Allerdings entlockte ihm das ein derartig süßes Kichern, dass ich unmöglich sauer auf ihn hätte sein können. Doch es wurde immer leiser, bis eine unausweichliche Stille sich im Auto ausbreitete.

***

Niall parkte das Auto mit einer geschickten Linkswende vor seinem Haus, schaltete dann den Motor aus und stieg aus. Ich hatte übrigens keinen weiteren Versuch an meinem Make Up gestartet, und war dementsprechend ungeschminkt. Zögernd stieg ich ebenfalls aus und starrte auf den verrosteten Postkasten. Horan war in geschwungenen Lettern darauf zu erkennen, doch alles andere war unpersönlich. Die Bäume welkten etwas, und ließen die Äste schwach runter hängen. Niall marschierte den kleinen Pfad zu der Haustür entlang, während ich ihm etwas angespannt folgte. Er drückte auf die Klingel und lehnte sich an die seitliche Wand, nicht wissend was ich tun sollte beschäftigte ich mich mit meinen Fingernägeln.

Seine Mutter öffnete mit einem breiten, überglücklichen Lächeln die Tür und schloss ihn sofort in ihre Arme. Er umarmte sie ebenfalls kurz zurück, bevor er sich löste und in die Wohnung lief. Maura lächelte mich nett an, und betete mich hereinzukommen. Drinnen am Tisch saßen bereits Mom und Dad, Bob und Maura setzten sich an jeweils ein Tischende. An einer Tischseite standen zwei freie Sitze, die wahrscheinlich für Niall und mich frei waren. Mir fiel auf das meine Mom sich angeregt mit Nialls Dad unterhielt,  weshalb ich lediglich meinen Dad begrüßte.

Nachdem wir uns alle hingesetzt hatten brachte Maura das Essen zu Tisch und schöpfte uns allen einen riesigen Teller ihres Eintopf. Nachdem ich ungefähr die Hälfte verdrückt hatte und mich dafür mehr als schuldig fühlte- lehnte sich Niall zu mir rüber, was mein Herz wild zum schlagen brachte. "An deiner Stelle würde ich nicht so viel essen", hauchte er verführerisch in mein Ohr. Wie konnten selbst solche Sachen so unglaublich verführerisch klingen wenn sie aus seinem Mund kamen?

Der Appetit war mir damit deutlich vergangen, mein Hunger galt jetzt etwas anderem. Jemand anderem.

"[...] früher ist Grace immer mit einem Plüschtier zwischen den Beinen aufgewacht, weißt du noch?", erzählte meine Mom während sie in Erinnerungen schwelgte, was mich nur ein frustriertes Stöhnen ablassen ließ.

" Ach wirklich? " , mischte sich Niall jetzt ein, sah mich dabei vielsagend an und grinste. Dann fing er an zu kippeln,  und als er mit seinen Lippen nah an meinem Ohr war, flüsterte er: "Du könntest auch mit etwas ganz anderem zwischen deinen Beinen aufwachen baby"  Dann entfernte er sich wieder, und sah zufrieden zu wie ich rot anlief und eine Gänsehaut bekam. Ugh. Noch auffälliger bitte.

Maura sammelte wenig später die Teller ein, und marschierte in die Küche um eine Riesenportion Salat zu holen. Da Bob und meine Eltern gerade über vierlagiges Toilettenpapier diskutierten- und ich mich wirklich nicht beteiligen wollte-, sah ich zu Niall, in der Hoffnung irgendein taugliches Thema zu finden über das wir uns unterhalten könnten.

Cheers| n.h.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt