Kapitel 5 - Essen fassen

506 32 15
                                    

Irgendwie war ich wohl eingeschlafen. Denn als ich aufwachte, lag ich auf einem weichen Bett, es war aber nicht mein Bett. Ich glaube, ich darf nicht mehr einschlafen, immer wenn ich aufwache, bin ich an einem anderen Ort. Wer weiß, wo ich als Nächstes bin, wohl eher nicht auf den Malediven, bei meinem Glück. Ich blinzelte verschlafen und sah mich um. Ich lag auf einem riesigen Himmelbett und die Decken waren aus Seide. Das Zimmer, in dem ich war, war luxuriös eingerichtet. Ein großer Kleiderschrank stand am anderen Ende des Zimmers. Daneben standen noch zwei Sofas und ein kleiner Tisch davor. Es führten zwei Türen aus dem Zimmer, eine davon war nur angelehnt. Ich ging auf diese Tür zu und machte sie weiter auf. Sie führte zu einem Badezimmer. Und was für ein Badezimmer das war! Ich meine, da war alles drin, was man sich nur wünschen konnte. Sogar ein Whirlpool! Und das ganze Zimmer war mit Fliesen ausgelegt. Eine Glaswand trennte die Dusche vom restlichen Bad, und als ich mal darum herumlinste, war dort sogar ein elektrisches Bedienfeld. Bin ich irgendwie gestorben und im Himmel gelandet? Ich glaube, ich brauche doch nicht auf die Malediven! Ich verließ das Badezimmer und steuerte auf die andere Tür zu, als sie von Kyrie geöffnet wurde. „Oh, Iliana, du bist schon wach! Ist alles gut bei dir?“, fragte Kyrie und kam zu mir herüber. Er führte mich zur Couch, wir setzten uns und ich fragte: „Wo sind wir hier?“ „Das ist die Zentrale.“ „Zentrale von was?“, frage ich nun verwirrter, als ich es vorher schon war. „Das kann ich dir erst sagen, wenn du unseren Anführer getroffen hast und dieser dich als vertrauenswürdig eingestuft hat.“ Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch niemand anderes als mein Magen durchkreuzte meinen Plan. Er knurrte und zwar laut! Er hob einen Mundwinkel, als lächeln konnte man dies jedoch nicht bezeichnen, als er zu mir sagte: „Na komm, holen wir dir noch etwas zu essen, bevor dein Magen Amok läuft.“ Er stand auf und bedeutete mir, ihm zu folgen. Ich folgte ihm aus dem Raum hinaus. Wir waren nun in einem Flur und alles sah gleich aus, nämlich weiß! Okay, ich frage mich jetzt wirklich, was das hier ist. Naja, Zentrale kann vieles bedeuten. Auf dem Weg sagte ich ihm, dass wir meinem Vater noch eine Nachricht zukommen lassen müssen, damit er sich keine Sorgen macht. Er ist zwar kein guter Vater, aber nach seiner Geschäftsreise würde ihm mein Verschwinden schon auffallen.

Irgendwann kamen wir an einer Tür an, die Kyrie öffnete. Ich fragte mich, wie er hier den Überblick behält. Das Zimmer, in dem wir standen, sah aus wie ein Esszimmer. Er ging durch eine Tür, die zu einer Küche führte. Dort stand eine Frau, die aussah, als wäre sie Mitte dreißig. Sie kam auf uns zu: „Ach Kyrie, wen hast du mir denn da mitgebracht?“ „Hallo Mary, schön dich zu sehen, das ist Iliana. Könntest du ihr bitte etwas zu essen machen?“ „Ach natürlich, setz dich, Liebes, setz dich.“, sagte sie mit einer Stimme, die sehr beruhigend klang. Marry und deutete mir an, mich an den kleinen Tisch zu setzen, der in der Ecke der Küche stand. Sie machte sich daran, etwas zu essen zu machen, und Kyrie und ich setzten uns an den Tisch. Ich beobachtete Marry. Sie war schlank, aber nicht sehr groß, hatte braune Haare, die ihr bis zu den Schultern reichten, blaue Augen und sah wirklich schön aus. Aber das Interessanteste an ihr war der Ring um ihren Hals. Er war nicht so wie bei den meisten Leuten grau, sondern dunkelgrün. Ich stupste Kyrie an, der gegenüber von mir saß, und fragte: „Du, Kyrie, sag mal, was ist Marry?“ Er sah mich etwas überrascht an, sagte jedoch: „Sie ist eine Fee, wieso?“ Ich wollte zu einer Antwort ansetzen, doch mir kam eine Vision dazwischen.

Unser Haus war vollkommen verwüstet, alles kurz und klein. Es standen dort mehrere dieser Lakaien in unserem Wohnzimmer und sahen eine schwarz verhüllte Person an, die an dem zerbrochenen Fenster stand. Ein junger Mann mit einem roten Ring um den Hals kam auf die Person in Schwarz zu und sagte: „Die Visia ist verschwunden, Herr.“ Der in Schwarz Gehüllte richtete sich auf und wollte sich umdrehen …

Die Vision endete an diesem Punkt. Als ich nun wieder klarsehen konnte, stand Kyrie neben mir und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich nickte und er sagte: „Iliana, was hast du gesehen?“ Doch Marry kam mit einem Teller auf uns zu, sie sah nicht so aus, als hätte sie etwas bemerkt. Sie lächelte mich an und stellte den Teller vor mir ab. Darauf war ein Stück Fleisch und etwas Reis und Salat. Ich sah Marry dankbar an: „Oh, wirklich lieb von dir, es sieht köstlich aus.“ Ich nahm mir die Gabel, als mir auf einmal total schlecht wurde, so als ob ich mich gleich übergeben müsste. Kyrie drückte mich an sich und schon rannte er los, er kam erst in meinem Badezimmer zum Stehen. Er fragte: „Musst du?“ Meine Antwort sah so aus, dass ich zur Toilette sprintete und mich übergab. Kyrie hielt meine Haare zurück. Als ich fertig war, betätigte ich die Spülung und ging zum Waschbecken, um mir meinen Mund auszuspülen. Kyrie sagte, er warte nebenan auf mich. Wow, das muss echt einen tollen Eindruck gemacht haben, ich sehe Marrys Essen und gehe erstmal kotzen, super, Iliana! Ich spülte mir gründlich meinen Mund aus und ging ins Nebenzimmer.

Kyrie saß auf einem der Sofas und winkte mich zu sich. Ich ging zu ihm und setzte mich. Er sah mich ernst an und fragte: „Iliana, welche Farbe hat der Ring, den dein Vater um den Hals trägt?“ „Rot“, antwortete ich verwirrt. Er nickte: „Das dachte ich mir.“ Auf einmal holte er einen Dolch aus einer Scheide, die an seinem Gürtel hing, und schlitzte sein Handgelenk auf. Sofort kam Blut aus der Wunde hervor. Er forderte mich auf: „Trink!“

Nie vergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt