Zu jedem anderen Zeitpunkt würde ich protestieren, aber ... ich konnte einfach nicht anders, als das Blut anzustarren. Es ist fast so, als hätte er sich den Arm an den Scherben geschnitten. Nur spürte ich jetzt irgendwie Hunger. Ekelhaft! Was ist bloß los?! „Trink, sonst ist die Wunde gleich zu!" Ich nahm mechanisch sein Handgelenk an meinen Mund, ich konnte nichts dagegen tun, aber irgendwie wollte ich das auch nicht. Ich presste meine Lippen an sein Handgelenk und mich durchflutete ein Gefühl, einfach unbeschreiblich. Es war, als ob auf einmal dein ganzer Körper mit Leben erfüllt wird, mit Kraft. Ich hörte, wie Kyrie aufstöhnte, ich rutschte auf seinen Schoß, das Handgelenk weiterhin an meine Lippen gepresst. „Hals", hörte ich ihn keuchen. Ich überlegte nicht, ich tat einfach. Auf einmal war mein Mund an seinem Hals und ich biss zu. Ich wusste nicht, wie ich das geschafft hatte, aber wieder einmal schmeckte ich diesen berauschenden Saft auf meiner Zunge. Und ich genoss es. Genoss das Blut. Moment! Das Blut? Blut! Ich stieß mich von ihm ab. Nur war das irgendwie zu heftig, ich landete mit dem Rücken an der Wand. Es tat zwar weh, aber der Schmerz kümmerte mich herzlich wenig. Verdammte Scheiße! Ich hatte gerade Blut getrunken. Ich rollte mich zu einer Kugel zusammen und fing an zu zittern. Ich spürte, wie mich zwei vertraute Arme umschlossen und mich an eine Brust drückten. „Lass mich los! Verdammt, ich habe gerade dein Blut getrunken!", meine Stimme wurde immer leiser und mir liefen Tränen die Wange hinunter. Kyrie streichelte über meinen Kopf und sagte sanft: „Pssst, alles ist okay, du hast nichts Schlimmes oder Falsches getan, ich hab's dir angeboten." Ich nickte, aber glauben tat ich es ihm trotzdem nicht. Ich habe Blut getrunken, ist das nicht schon schlimm an sich? Vor allem das auch noch toll zu finden. Na ja, okay, ich war nicht die Einzige, der das gefallen hat. Ich konnte auf seinem Schoß deutlich spüren, dass es ihm auch gefallen hat ... Oh Mann, Iliana, worüber machst du dir denn jetzt Gedanken! Ich kniff die Augen zu, um die Gedanken daran zu verbannen und um die Tränen zu stoppen, die mir unaufhörlich die Wange herunterliefen. Ich wurde hochgehoben. Ich verbrachte in letzter Zeit eindeutig zu viel Zeit auf Kyries Armen, das muss aufhören! Er trug mich zum Bett und legte mich darauf ab. Er deckte mich zu, strich mir noch über das Haar und wollte gehen, doch ich hielt seine Hand fest und brachte ein „Nicht" heraus. Er kam nun wieder auf mich zu und legte sich auf die Decke. Ich rückte etwas zurück, damit er nicht auf der Kante liegen musste. Zögerlich legte er den Arm um meine Taille. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und so wie die Tränen meine Wange herunter sickerten, so sickerte ich auch in den Schlaf.
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Nie vergessen
Fantasía1. Teil Nie Vergessen 2. Teil Nie Versprochen Immer wieder nett, wenn man spazieren geht und neue Leute kennenlernt, nicht wahr? Einerseits ja, wenn es „die Liebe deines Lebens" ist, ob du nun willst oder nicht. Andererseits nicht, wenn man dann erf...