Kapitel 7 - Wenn man denkt man kennt seinen Vater

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Als ich aufwachte, war Kyrie nicht mehr bei mir. Das war auch gut so! Ich meine, immerhin habe ich sein Blut getrunken! Wieso mache ich überhaupt so eine scheiße?! Und wieso hat mir das auch noch gefallen? Und wieso hat ihm das gefallen?! Mein Kopf brummte so, als ob sich dich ein paar hundert Bienen da oben eingenistet hätten. Ich stand auf und ging ins Badezimmer, zum Spiegel und sah mich an. Verdammt, da hing sogar noch getrocknetes Blut an meinem Kinn! Wie eklig! Ich wollte den Wasserhahn aufmachen, doch als ich das versuchte, riss ich versehentlich den Hebel ab. Ich bereitete mich schon darauf vor, eine Wasserfontäne ins Gesicht zu bekommen, aber nein, Glück gehabt, der war wohl so gebaut, dass das eben nicht passiert. Ich atmete tief durch. Stopp, noch mal zurückspulen. Verdammt, ich habe den Hebel rausgerissen! Ich ließ ihn klirrend auf den Boden fallen. „Iliana, alles okay?“, erschreckte mich Kyrie. Auf einmal stand er im Türrahmen und guckte mich besorgt an.

Kyries Sicht

Iliana sah total verwirrt und verzweifelt aus, wie sie dastand, die Hand noch davon erhoben, den Hebel fallen zu lassen. Verdammt, ich hätte ihr sagen müssen, was sich mit gestern geändert hat, aber ich wollte sie nicht noch mehr verwirren. Natürlich muss sie alles erfahren. Doch gestern war ich selbst noch zu schockiert gewesen, und sie war auch nicht in der Verfassung, das Ausmaß dessen zu verkraften, was es für Folgen hatte, dass sie von mir getrunken hatte. Ich nahm sie bei den Ellenbogen und führte sie zu dem Sofa in ihrem Zimmer. Ich setzte sie hin und sprach sie mit ihrem Namen an, bekam jedoch keine Antwort. Ich wedelte vor ihren Augen mit meiner Hand herum, was jedoch auch nicht viel brachte. Okay, versuchen wir es mal anders. Ich strich ihr Haar zurück, sodass ihr Ohr zum Vorschein kam, und pustete hinein. Sie schüttelte heftig den Kopf und sah mich schockiert an. Meine Mundwinkel zogen sich etwas hoch. Seitdem sie da ist, passiert das immer öfter. Vielleicht kann ich durch sie später irgendwann einmal wieder lächeln.

Ilianas Sicht

Ich wurde durch ein unangenehmes Gefühl aufgeschreckt und schüttelte heftig den Kopf. Das Nächste, was ich sah, war Kyries Gesicht. Huch, wie bin ich denn aufs Sofa gekommen? Stand ich nicht vorhin im Badezimmer? „Wieso? Was sollte das? Wie habe ich es geschafft, den Hebel abzureißen? Und was sollte das von gestern? Wieso habe ich dein Blut getrunken und wieso …“ „Stopp, das reicht an Fragen. Ich werde sie dir alle beantworten, so gut es geht, okay?“, unterbrach er mich. Ich nickte nur. Er nahm das als Zeichen und fing an zu reden: „Okay, egal wie sich das jetzt anhört, lass mich einfach bis zum Ende erzählen.“ Ich nickte noch einmal. „Also, ich habe dich ja, bevor du mein Blut getrunken hast, gefragt, welche Farbe der Ring deines Vaters hat. Da du Rot gesagt hast, heißt das, dass dein Vater ein Vampir ist. Alle Vampire haben für deine Sicht einen roten Ring. Jede andere Art von Übernatürlichen hat eine andere Farbe. Und da dein Vater ein Vampir ist, heißt das, dass du die Eigenschaft geerbt hast, Blut trinken zu müssen. Dein Vater hat dir wahrscheinlich immer ins Essen Blut gemischt, wenn du nichts davon weißt. Ich weiß auch nicht wieso, vielleicht wollte dein Vater dich von der Welt der Übernatürlichen abschneiden. Du bist gestern fast zusammengebrochen, weil du zu lange kein Blut mehr hattest. Das ist auch der Grund, wieso ich dir angeboten habe, von mir zu trinken. Und der Grund für die Sache im Badezimmer ist, dass man, sobald man das erste Mal direkt von der Quelle getrunken hat, die Kraft eines vollwertigen Vampires entwickelt. Ich wusste nicht, dass du noch nie von jemandem getrunken hast, ansonsten hätte ich dich nicht von mir trinken lassen." Ich nickte nur. Das waren eindeutig zu viele Informationen für mein Gehirn. Tief durchatmen: "Okay, das wäre denn der Grund, wieso mir das gefallen hat, aber wieso hat dir das auch gefallen? Und du brauchst das gar nicht zu leugnen, ich hab's gefühlt!" Ich glaub's nicht! Kyrie wurde tatsächlich rot! "Nun ja, es könnte sein, dass ein Vampirbiss sozusagen die gleiche Wirkung wie Viagra hat. Vorausgesetzt, der Vampir will nicht, dass der Biss schmerzhaft wird." Supi, das ist doch mal was! Ich kenne mich nicht mit Viagra aus, aber ich würde drauf wetten, dass zu seinen Nebenwirkungen nicht Eisenmangel gehört! Themawechsel! Er sah so aus als wollte er etwas sagen, doch das ließ ich nicht zu. "Also, wann werde ich euren Anführer treffen, damit ich endlich erfahren kann, was das hier ist?", frage ich schnell. Auf einmal wurde sein Blick ernst: "Wenn du willst, sofort."

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