Kapitel 2 - Wiedersehen macht Freude

527 39 7
                                    

Der Typ aus der Vision lag auf dem Boden, jedoch war die Blutlache noch nicht da. Er hatte auch keine Verletzung am Kopf, aber ein ... ich weiß nicht, was es war, es sah schrecklich aus. Das Etwas stand über ihm und wollte ihn wahrscheinlich töten. Man konnte das Gesicht von diesem Teil nicht erkennen, da es vollkommen mit Blut bedeckt war, aber nicht nur sein Gesicht – alles war einfach voller Blut. Und ich könnte wetten, dass der Großteil davon nicht ihm gehörte. Und wenn ich ehrlich bin, bin ich froh, dass da überall dieses Blut ist. Ich will gar nicht wissen, was unter dem Zeug ist.

Von weiter hinten sah ich noch so ein Teil herkommen und ich hatte Recht. Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann hätte ich es eindeutig lieber, dass die Gesichter vollkommen mit Blut bedeckt sind. Von wegen Gesichter, das waren nur aufgerissene Hautlappen, in denen man Augen und Zähne erkennen konnte. Ich konnte nicht zulassen, dass der Typ so zu Ende kam. Der Typ kämpfte mit aller Kraft gegen seinen Angreifer, konnte ihn jedoch nur dürftig abwehren. Ich konzentrierte mich und legte meine ganze Kraft in meine Gabe. Und es klappte: Das Vieh, das von hinten kommen wollte, griff seinen Freund an. Dieser ließ von dem Typen ab und stürzte sich auf seinen neuen Angreifer.

Kyries Sicht

Ich weiß nicht wieso, aber der Lakai ließ von mir ab. Ich brachte mich schnell außer Reichweite des Lakaien und sah, was los war. Ein zweiter griff ihn an, aber wieso? Was sollte das? Ich schaute mich weiter um und da war eine junge Frau. Sie sah so aus, als ob sie gleich zusammenbrechen würde, aber sie lächelte. Und zwar genau mich an. War sie dafür verantwortlich? Wahrscheinlich, aber wie? Sie war kurz davor zu stürzen, aber ich war bei ihr, bevor sie auch nur realisierte, dass sie fallen würde. Ich stützte sie. Sie murmelte etwas so leise, dass ein normaler Mensch es nicht hören könnte: „Zwei Straßen runter … Nummer 81 … Schlüssel … rechte Hosentasche …“ Und schon war sie ohnmächtig. Zwar ein bisschen komisch, aber bestimmt wollte sie, dass ich sie dorthin bringe.

Genau das tat ich auch. In Windeseile waren wir vor dem Haus, das sie beschrieben hatte. Ich hatte sie hierhergetragen, setzte sie aber kurz ab, um den Schlüssel herauszuholen. Er befand sich, wie von ihr beschrieben, in der rechten Hosentasche. Ich machte die Tür auf und brachte sie hinein. Ich legte sie auf das Sofa, das ich schon vom Eingang aus sehen konnte.

Als sie lag, öffnete sie kurz die Augen. Sie waren vollkommen schwarz. Sie lächelte mich an und dann wechselten sie die Farben in ein intensives Hellgrün. Das konnte nicht möglich sein. Sie kann keine von ihnen sein. Sie wurden doch alle ausgelöscht!

Nie vergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt