Ich kann's nicht glauben. Wieso sollte mein Vater so etwas tun? Er hatte nie Anstalten gemacht, dass er so etwas tun könnte. Ich hatte ihm vertraut. Und wofür will dieser komische Typ mich nutzen? Das ist doch hirnrissig! Ja, okay, Kyrie meinte, ich bin eine der letzten Visia, aber trotzdem, was sollte er mit mir anfangen? Soll ich ihm die Zukunft voraussehen? Wenn ja, dann hat er ganz großes Pech, denn die Visionen kann ich nicht steuern und sie zeigen mir außerdem auch nur Dinge, die in Kürze passieren! Und schon wieder riss mich Kyrie aus meiner Trance, indem er mir ins Ohr pustete. Oh Mann, kann er sich nicht irgendetwas anderes überlegen?! Ich sah Kyrie, der mich besorgt ansah. Ach verdammt, ich will jetzt nicht über die Vision nachdenken, später, aber nicht jetzt. Also fragte ich Kyrie: „Was ist ein Sinnar? Der Vampir aus meiner Vision meinte, dass du einer wärst." Kyrie sah erleichtert aus: „Damit hatte er recht. Als Sinnar habe ich keine Visionen oder kann andere Sachen, die Visia können. Doch auch wir sind selten geworden. Bei uns ist es so, dass all unsere Sinne bis aufs Höchste ausgebaut sind und wir auch schneller und stärker sind als so mancher andere." Oh ja, aber das war eine sehr große Untertreibung, jedenfalls, was die Schnelligkeit angeht! „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, du bist auf einmal völlig weggetreten", murmelte er und strich mit dem Daumen über meine Wange. Erst jetzt bemerkte ich, dass er mein Gesicht in Händen hielt und ich auf seinem Schoß saß. „Ist ja halb so schlimm gewesen", gab ich nun kleinlaut von mir. Ich blickte, so gut es ging, nach unten, denn das, was ich in seinen Augen sah, machte mir irgendwie Angst. Ich weiß nicht, was es war, aber das war mir einfach zu viel. „Was ist los, du hast dich auf einmal verspannt?" „Es ist nichts", entgegnete ich schnell und umarmte ihn und drückte mein Gesicht an seinen Hals. Ich wollte eigentlich nur nicht, dass er irgendetwas aus meinem Gesicht lesen kann, aber als ich nun mein Gesicht so an seinem Hals hatte, hörte ich seinen Pulsschlag unnatürlich laut in meinen Ohren dröhnen. Ich spürte, wie Kyrie mich näher an sich drückte. Plötzlich stieg mir ein unglaublich berauschender Duft in die Nase, ich zog ihn ein und seufzte. „Wenn du etwas brauchst, dann nimm es dir", sagte er erstickt und ich hörte, wie sein Puls sich beschleunigte. War das Furcht oder etwa Vorfreude? „Bist du dir sicher, dass du das willst? Ich hatte doch erst gestern, du musst dich zu nichts zwingen." „Ganz sicher, ich will es", keuchte er und ich wusste, dass er es ernst meinte.
Kyries Sicht
„Ganz sicher, ich will es." Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, spürte ich auch schon den Schmerz, der dem einer Betäubungsspritze, die man beim Zahnarzt bekommt, glich. Doch hatte der Biss die genau gegenteilige Wirkung, ich spürte sie nur noch stärker, und eine unglaubliche Ekstase durchflutete mich.
Auf einmal löste sie sich von mir. Sie sah auf einmal total traurig aus und ich konnte ihre tiefe Trauer fühlen. Ich wusste nicht, woher ihr plötzlicher Sinneswandel kam.
Ilianas Sicht
„Hey, was ist denn los?", fragte Kyrie besorgt und legte eine Hand auf meine Wange. „Nein, es ist nichts", sagte ich so bestimmt wie möglich. Ich rutschte von ihm herunter und stand auf. Er hielt mich jedoch am Handgelenk fest und drehte mich zu sich um: „Du lügst, also was ist los?" Was war los? Tja da wäre die Tatsache, dass ich mich total scheiße fühlte, weil ich ihn einfach so ausnutzte! Ich meine, wie soll das weitergehen? Oh, hey Kyrie, du, ich bräuchte da mal kurz ein Schlückchen. Nee, wohl eher nicht! "Nichts ist los, und jetzt sag du mir mal lieber, was dieser Vampir überhaupt von mir will und wo verdammt wir hier sind!" Er schüttelte den Kopf und ließ von mir ab: "Okay, das eine Mal kommst du noch davon. Also, ich weiß nicht, was dieser Vampir von dir will, aber wahrscheinlich ist es dein Blut, das er will. Höchstwahrscheinlich möchte er nichts von dir, das dir gefallen wird. Und wir sind hier in meinen Räumen, aber ich denke mal, dass du eher wissen willst, was das hier ist." Ich nickte und sah mich in seinem Zimmer um. Es war eigentlich so wie meins, nur dass dieses etwas größer ist und mehrere Türen von hier aus abgingen. Er fuhr fort: „Wir haben uns sozusagen auf die Auslöschung von Lakaien spezialisiert. Na ja, und das ist unser Zentrum, wenn man so sagen will, unser Stützpunkt." „Wozu braucht ihr so etwas und wie viele seid ihr?" „Es ist nötig, da es immer mehr machthungrige Vampire gibt, die ihre Grenzen überschreiten und Lakaien erschaffen. Hier sind wir sicher vor ihnen. Wir sind insgesamt sieben, plus diejenigen, die nicht kämpfen. Du wirst sie noch kennenlernen", erklärte er sachlich. Ich ließ mich auf die Sofalehnen sinken und fragte: „Und was passiert jetzt mit mir?" „Du wirst wohl oder übel hierbleiben müssen."
Ich wollte protestieren, doch auf einmal sprang Kyrie wie von der Tarantel gestochen auf und sagte: „Bleib hier, es gibt einen Notfall!" Und schon war er verschwunden.
DU LIEST GERADE
Nie vergessen
Fantasy1. Teil Nie Vergessen 2. Teil Nie Versprochen Immer wieder nett, wenn man spazieren geht und neue Leute kennenlernt, nicht wahr? Einerseits ja, wenn es „die Liebe deines Lebens" ist, ob du nun willst oder nicht. Andererseits nicht, wenn man dann erf...