Prolog

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Ebru

„Hast du etwa Angst davor?", kommt er mit einem Marienkäfer in der Hand immer näher auf mich zu. „Ayaz, hör auf!", versuche ich ihn daran zu hindern mir näher zu kommen, indem ich immer weiter nach hinten gehe. Ich hasse, hasse, hasse Insenkte und Kleintiere. „Ha Ha Angsthase Pfeffernase, morgen kommt der Osterhase!", lacht er mich aus, während ich meine Arme beleidigt verschränke.

„Ich hasse dich Ayaz! Immer musst du mich nerven." „Ach komm schon, wir sind doch beste Freunde oder nicht?", fragt er und schenkt mir sein bestes Zahnpasta Lächeln. Auch wenn wir gerade erst in der zweiten Klasse - somit genau sieben Jahre alt sind - habe ich mich in Ayaz verliebt. Ich will nicht, dass er mit anderen Mädchen spielt. Er darf in den Pausen nur mit mir spielen, doch Ayaz sieht nur eine Schwester in mir und bezeichnet mich als seine beste Freundin.

„Da kommt Lisa", er richtet sofort sein Aussehen und zwinkert der Blondine aus unserer Parallelklasse zu. Ich verdrehe genervt meine Augen. Ayaz ist in diese hässliche Lisa verknallt. Ich verstehe einfach nicht, warum er es nicht bemerkt, dass ich mich in ihn verliebt habe. Ist das so schwer zu verstehen? Es klingelt, sodass wir endlich Schulschluss haben. „Tschüss beste Freundin", umarmt er mich und geht zu seiner Mutter, die ihn abholen gekommen ist. Meine Mutter ist noch nicht da, was etwas seltsam ist. Normalerweise ist sie schon da, bevor es klingelt. Mein Vater würde niemals kommen, um mich abzuholen. Das hatte er noch nie getan.

Alle Kinder werden von jemandem abgeholt, sodass ich nun die einzige bin, die hier noch mit einem Schulranzen steht und auf ihre Mutter wartet.
„Warum bist du noch hier Ebru?", fragt Frau Blume, meine Klassenlehrerin und blickt auf ihre Armbanduhr. „Ich warte auf meine Mutter", kommt es leise von mir. Wo ist sie nur? Sowas passiert echt selten. Sie ist sonst immer pünktlich. „Komm, wir gehen rein und rufen bei euch zu Hause an", schlägt meine Lehrerin vor, sodass wir zusammen ins Lehrerzimmer gehen. Sie wählt unsere Hausnummer und redet bedrückenderweise mit meinem Vater.
Hä? Wo ist denn meine Mutter?
Sie legt seufzend auf. „Dein Vater kommt dich gleich abholen." Ich will meine Mutter. Wo ist sie? Mein Vater holt mich sonst nie ab! Das hatte er noch nie getan, wieso sollte er es jetzt tun?!

Nach nicht einmal zehn Minuten kommt er und holt mich ab. Ohne ein Wort zu sagen, laufe ich mit ihm nach Hause und gehe Zuhause angekommen sofort in mein Zimmer. Meine Mutter ist bestimmt einkaufen. Ich will genau meine Hausaufgaben machen, bis ich die Tür klingeln höre. Das muss sie sein... Ich renne sofort zur Haustür und sehe, dass mein Vater die Tür bereits geöffnet hat und mit zwei Polizisten spricht. Warum sind Polizisten gekommen? Ist etwas passiert? „Es tut uns Leid Ihnen es so mitteilen zu müssen, aber Ihre Frau hat vor ca. zwei Stunden einen schweren Verkehrsunfall gehabt und ist dabei ums Leben gekommen", erzählt der eine Polizist bemitleidend.

Meine Mutter ist tot? Sie ist tot?! Die erste Träne kullert meine Wange hinunter. Ich stürze zu Boden und presse meine Hände auf mein Mund, um mein Schluchzen zu unterdrücken. Mit einem verschwommenen Sicht beobachte ich meinen Vater, der sich am Türrahmen abgestützt hat, um nicht auf die Knie zu fallen. Das heißt doch, dass ich meine Mutter nun nie wieder sehen werde oder? Sie ist fort. Sie hat mich alleine gelassen.

Ich habe meine Mutter verloren...
Und das für immer...

•••

Bei Fehlern bitte darauf hinweisen.

Alter Titel: Ya Hero Ya Mero

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