Einseitige Liebe

Kapitel 24

Ebru

Eine Woche später

Vor genau einer Woche bin ich auf Vedats Idee - eine Beziehung vorzutäuschen - eingegangen. Ich bin mir zwar immer noch nicht sicher, ob es das Richtige ist, aber ich muss es wohl oder übel durchziehen, denn es ist zu spät es sich anders zu überlegen. Vedat und ich haben uns innerhalb dieser Woche einige Male getroffen und alles bis ins kleinste Detail geplant, falls unsere Freunde Fragen stellen sollten. Heute werden wir ihnen von unserer 'Beziehung' erzählen. Niemand, wirklich niemand weiß von unserer vorgetäuschten Beziehung - außer wir beide natürlich. Nicht einmal Sena und Alara. Ich weiß auch gar nicht, ob sie es mir abkaufen werden, da beide von meinen Gefühlen für Ayaz Bescheid wissen.

Vedat hat sich mit den Jungs in der Shishabar verabredet, während ich Alara und Sena ebenfalls eingeladen habe. Das heißt, wir werden zur selben Zeit am selben Ort sein.

Mir wird mulmig, wenn ich daran denke. Ich werde meine neuen Freunde anlügen nur um einen Jungen eifersüchtig zu machen. Ich schüttele meinen Kopf, bevor mich die Schuldgefühle noch weiter runterziehen können. Jetzt ist es sowieso zu spät. Es gibt kein zurück mehr. Wird es Ayaz überhaupt interessieren? Ich bin ihm wichtig, das ist mir klar, jedoch versteht er meine Gefühle nicht. Er wird es auch niemals verstehen. Ich bin immer noch der Meinung, dass Vedat sich irrt und Ayaz nur eine Kindheitsfreundin in mir sieht, jedoch habe ich sowieso nichts mehr zu verlieren. Die einzige Person, die ich haben wollte, war er, doch nun gehört er Diona. Ich bezweifle, dass Vedats Plan aufgehen wird und wir es schaffen ihr wahres Gesicht zu entlarven, aber wie sagt man so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Mein Handy vibriert und zieht somit meine Aufmerksamkeit auf sich.
Eine Nachricht von V.
Für den Fall der Fälle, habe ich ihn als "V" eingespeichert, denn wenn mein Vater einen Jungenkontakt auf meinem Handy sehen sollte, würde er... Darüber möchte ich jetzt gar nicht nachdenken.

„Bist du bereit?", steht in der Nachricht, die mir Vedat vor ein paar Sekunden geschrieben hat. Ich schmunzle und tippe meine Antwort, bevor ich sie abschicke. Paar Sekunden darauf kommt auch schon die nächste Nachricht, in der steht, dass ich rauskommen soll. Er ist schon hier? Also fängt es wirklich an? Ich schnappe mir meine Jacke und Tasche und ziehe mir meine Schuhe an, bevor ich mir die Schnürsenkel binde. Unten angekommen, wartet er schon auf mich.

Es wird doch nicht schwer sein eine Beziehung vorzutäuschen oder? Ich war schon immer schlecht im Lügen, aber vielleicht... vielleicht werden sie mir das ja heute abkaufen. Sie müssen mir das abkaufen!

„Sind deine Freundinnen bereits da?", fragt er mich als wir uns auf den Weg machen. Ich nicke, da Alara mir gerade eine Nachricht geschrieben hatte, in der sie danach gefragt hat, wo ich bleibe. „Und die... Jungs?" Ich will nicht direkt nach Ayaz fragen. Vedat schüttelt seinen Kopf: „Wir werden und woanders treffen und dann gemeinsam dahin gehen."

Langsam kriege ich Lampenfieber. Es fühlt sich an als ob ich gleich eine Theateraufführung habe. Obwohl... Indirekt gesehen ist es sogar eine Theateraufführung. Schließlich muss ich schauspielern, damit es mir jeder abkauft. Vedat, der meine Nervosität zu bemerken scheint, seufzt.
„Keine Sorge, es wird alles gut verlaufen. Ich werde mit den Jungs dahin kommen und dich dann zufällig dort sehen. Danach rufen wir dich und deine Freunde zu unserem Platz und ich werde dann allen verkünden, dass wir zusammen sind. Ja?", wiederholt er den ganzen Plan erneut. Ich nicke, auch wenn ich mir immer noch nicht wirklich sicher bin. Vedats und meine Wege trennen sich, sodass wir uns verabschieden. Er trifft sich jetzt mit Ayaz und ich gehe schon mal in die Shishabar.

Angekommen, umarme ich Sena und Alara und setze mich auf die gemütliche Couch. „Alles gut?", fragt mich Alara, die anscheinend meine Nervosität bemerkt hat. „Du kannst uns alles erzählen", kommt es auch besorgt von Sena. Mist. Genau das wollte ich vermeiden. Ich lasse mir meine Nervosität anmerken. „Alles gut", lächele ich und versuche es so realistisch wie möglich wirken zu lassen. Die ganze Zeit über klebt mein Blick an der Tür und ich zähle wortwörtlich die Sekunden, während ich auf die Jungs - darunter Ayaz - warte.

„...Und dann habe ich mich mit ihm gestritten", beendet Sena gerade ihre Erzählung, von der ich überhaupt nichts mitbekommen habe, da ich mit meinen Gedanken ganz woanders war. Mit wem hat sie sich gestritten?

Das Öffnen der Tür ertönt, sodass mein Blick wieder dahin schellt. Tarik, Kaan, Vedat, Furkan und... Ayaz betreten unterhaltend die Bar. Vedat sieht in meine Richtung, sodass wir einen Blickkontakt aufstellen.

„Oh... Sind das nicht die Junge?", kommt es auch von Alara neben mir.

Es geht los.

•••