Ebru
„Ayaz!", Diona erhebt sich von ihrem Platz und verschwindet aus derselben Tür wie Ayaz zuvor. Innerlich verdrehe ich meine Augen, jedoch schmerzt mein Herz wenn ich an sein trauriges Lächeln zurückdenke. Sein Blick geht mir nicht aus dem Kopf. Bevor ich mir weiterhin den Kopf darüber zerbrechen kann, reißt mich Vedat aus den Gedanken. „Da ihr jetzt alle Bescheid wisst, macht es euch auch bestimmt nichts aus, wenn wir beide verschwinden oder?"
„Jaja, geht nur", grinst Furkan schelmisch und ich möchte gar nicht wissen, was ihm durch den Kopf geht. Vedat schnappt sich wieder meine Hand und zieht mich mit sich Richtung Ausgang. Ich werfe Sena und Alara noch ein letzten Blick zu, die mich mit einem WirRedenNochDarüber- Blick ansehen. Ich schlucke und drehe mich wieder nach vorne, als wir gerade die Bar verlassen. Das Gespräch wird schief gehen, das weiß ich jetzt schon.
Die kühle Luft knallt gegen mich und wir laufen ein Stück weiter bis er meine Hand loslässt und sich nun zu mir dreht.
„Geschafft", lächelt er mich an. Diesmal ist es sogar ein echtes Lächeln. Vedat ist eine kalte und zurückhaltende Person, doch seitdem wir die letzten Tage miteinander verbracht haben, konnte ich feststellen, dass er auch ganz nett sein kann. Er hilft mir dabei mich an Ayaz zu revanchieren. Auch heute hat er die gesamte Führung übernommen. Drinnen habe ich mein Mund kein einziges Mal geöffnet. Er ist derjenige, der es geschafft hat, dennoch freut er sich so als hätten wir es gemeinsam geleistet.Ayaz Lächeln schlägt wie ein Blitz in mein Kopf ein. Meine Laune verschlechtern sich automatisch und ich bekomme Schuldgefühle. Vielleicht wurde ich einfach nicht dafür geschaffen Menschen zu verletzen. Ayaz hat mich zwar innerlich zerstört, aber der Gedanke, dass es ihm jetzt miserabel geht und das wegen mir, tut mir im Herzen weh. Wahrscheinlich bin ich einfach nur naiv... und verliebt.
„Was ist los?", Vedat legt sein Kopf schief und sieht mich verwirrt an. Ihm muss ich nichts vorspielen, da wir beide unter einem Deckel stecken. „Ich weiß nicht, ob es das Richtige war. Es... Es fühlt sich plötzlich so... Ayaz hat anders reagiert als ich es mir vorgestellt habe", beichte ich ihm meine Gedanken. Es stimmte. Ich habe mich zwar andauernd gefragt wie Ayaz auf unsere Fake-Beziehung reagieren wird, aber niemals habe ich damit gerechnet, dass er so enttäuscht und traurig deswegen wäre. Ich bin davon ausgegangen, dass er vielleicht froh wäre oder etwas skeptisch, weil er mich ja als Schwester sieht. Naja, vielleicht mache ich mir auch einfach zu viele Gedanken darüber. Vielleicht hat er so traurig ausgesehen, genau aus dem Grund, weil er mich als seine Schwester sieht. Bei diesem Gedanken zieht sich mein Herz noch weiter zusammen.
„Er hat dich verletzt. Jetzt kann er auch etwas leiden. Denk einfach daran, wie oft er dich als seine Schwester bezeichnet hat, obwohl du Gefühle für ihn hattest", erinnert er mich an Ayaz schlechte Taten. Meine Wut steigt erneut mit jedem Wort, welches sein Mund verlässt.
Er hat recht. Wieso werde ich plötzlich schwach? Nur weil er mich traurig angelächelt hat? Er dachte, dass ich scherzen würde, als ich ihm meine Liebe gestanden habe. Er hat mich noch nie ernst genommen. Vielleicht... Vielleicht hilft diese Fake-Beziehung, damit er endlich realisiert, dass ich auch ein Mädchen... eine Frau bin.„Er ist mein Freund, mein Bruder und vielleicht sollte ich mich genau deswegen auf seine Seite stellen, aber... Er hat dich verletzt, Ebru. Du hast das Recht dazu ihn zurück zu verletzen", redet er mit einer ruhigeren Stimme auf mich ein tretet ein Schritt näher. Ich sehe zu ihm hoch. Sorge glänzt in seinen Augen. Macht er sich etwa Sorgen um mich?
„Du hast recht", stimme ich ihm zu und wende meine Blicke woanders hin, weil der Blickkontakt mir zu viel wird. Ich darf nicht vergessen, dass Vedat ein Teil des männlichen Geschlechts ist und sollte mich deswegen auch dementsprechend verhalten. „Ich möchte nach Hause gehen, falls es für dich in Ordnung ist."
Heute ist ein anstrengender Tag gewesen. In zwei Tagen beginnt dazu die Schule und ich muss mich darauf mental einstellen. „Ich bringe dich nach Hause", antwortet er. Ich schüttele hastig meinen Kopf: „Schon Okey. Es ist nicht weit", lächele ich ihn an. „Trotzdem Danke." Er mustert mich mit einem undefinierbaren Blick.
„Na dann, man sieht sich", ich hebe zum Abschied meine Hand und drehe mich um, um fortzugehen, jedoch hält er mich plötzlich an meinem Handgelenk fest. Er dreht mich zu sich und zieht mich in eine feste Umarmung. Ich halte meine Luft an. Das Blut rast durch meine Venen. Ich bin nicht in der Lage mich zu bewegen, weil ich den Schock noch verdauen muss. Ich spüre sein ruhiges Atmen an meinem Nacken. „Diona. Spiel mit", flüstert er mir ins Ohr und hinterlässt eine Gänsehaut auf meinem Körper.
Warte, was? Diona? Erst jetzt realisiere ich den Grund für die Umarmung. Meine Hände, die nutzlos schwanken, legen sich um sein breiten Rücken.„Oh, ihr Turteltauben", ertönt ihre Stimme direkt hinter mir. Vedat löst sich langsam von mir und ich drehe mich zu ihr. Ihre Augen spucken wortwörtlich Feuer. Wieso versetzt sie das so in Rage, dass ich mit Vedat zusammen bin, wenn sie doch ihren Ayaz hat. „Das hätte ich von dir nicht erwartet. Erst wolltest du mir Ayaz wegnehmen und jetzt startest du etwas mit meinem Ex? Sowas ist nuttig, Schatz", spottet sie. Ich brauche einige Sekunden bis ihr Gesagtes bei mir ankommt. Hat sie mich... gerade als Nutte bezeichnet?
„Diona-", setzt Vedat an, doch ich unterbreche ihn. „Er ist mein Freund. Es hat dich nichts zu interessieren, ob ich was mit ihm habe oder nicht. Du bist aktuell selber in einer Beziehung und solltest lieber darauf achten, als dich in meine Beziehung einzumischen." Ich gehe nicht auf ihre Beleidigung ein und antworte ruhig und sachlich. Vedat schmunzelt.
„Schlampe." Ich kann wortwörtlich die Blitze in ihren Augen sehen. Sie ist kurz davor durchzudrehen. „Wie kannst-", ich verstumme abrupt als sich zwei Arme um mich schlingen und an sich ziehen. Ich spüre Vedats Brust an meinem Rücken.
Er stützt sein Kinn auf meinem Kopf ab.
„Noch ein einziges Wort über meine Freundin, dann vergesse ich mich. Hast du mich verstanden?"Seine Drohung löst eine Gänsehaut auf meinem Körper aus. Etwas unbekanntes in meinem Bauch fängt an zu kribbeln. „Ich weiß, dass du sie nicht liebst, Vedat. Du hast Gefühle für mich."
Ich weiß echt nicht was bei ihrer Geburt schief gelaufen ist, aber sie besitzt keine Gehirnzellen. Das steht fest. Ist ihr das nicht peinlich so eine Aussage zu tätigen?
„Gefühle? Für dich? Wovon träumst du nachts?", lacht Vedat hinter mir auf. „Ebru ist die einzige, die ich haben möchte." Seine Brust vibriert.Ich weiß, dass seine Worte gespielt sind, dennoch bringen sie mich völlig aus dem Kontext. Ich spüre wie die Röte mir ins Gesicht schießt. Diona verzieht ihr Gesicht. Geschieht ihr recht.
Vedats Worte haben mir geschmeichelt, aber innerlich weiß ich, dass ich mir wünsche, dass Ayaz derjenige gewesen wäre, der es sagt.
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Einseitige Liebe
Teen FictionEin zurückhaltendes, liebenswertes und geheimnisvolles Mädchen. Ein charmanter, draufgängerischer und aggressiver Junge. Zwei Welten, Zwei Geheimnisse, Zwei Leben, aber nur eine unerwiderte Liebe. Eine einseitige Liebe. #1 Action: 03.01.2020 Bei F...