Kapitel 18

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Ebru

Ich sehe mich um, doch kann Ayaz nirgendwo entdecken. Sena macht eine Handbewegung, dass wir uns auch zu ihnen setzen sollen, weswegen Alara auf die sitzende Gruppe zugeht und ich ihr widerwillig Gesellschaft leiste. Wir setzen uns hin und es kehrt eine unangenehme Stille ein. Nervös streiche ich mir meine Haarsträhne nach hinten und möchte nicht daran denken, wie es ausgehen wird, falls Ayaz hier erscheint.

„Was wenn er kommt?", flüstere ich Alara zu, die sich anscheinend auch nicht so wohl zwischen den ganzen Jungs fühlt. „Dann rennen wir weg", antwortet sie. Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Wegrennen? In einer Shishabar? Es war doch keine gute Idee sie zu fragen. Ich lehne mich zurück und habe stets die Ein- und Ausgangstür im Visier. Bitte lieber Gott, er soll nicht kommen.

„Suchst du Ayaz?", ich zucke zusammen als Tarik mich anspricht. Vedat sitzt direkt neben ihm und zieht an seiner Pfeife, aber auch seine Blicke liegen komischerweise auf mir. „Nein", schüttele ich meinen Kopf, bevor es noch auffällig wird. Tarik schmunzelt: „Er kommt gleich." Meine innere Ruhe verschwindet und mir wird wieder einmal klar, dass meine Gebete nicht in Erfüllung gegangen sind. Ich... muss weg von hier. Sofort. Ich will und kann ihm nicht begegnen.

„Ich gehe auf die Toilette", flüstere ich Alara zu, bevor ich mich erhebe. Sie hält mich an meinem Arm fest. „Du kannst mich hier nicht alleine lassen!", deutet sie mit ihrem Kopf auf Sena, die mit Furkan beschäftigt ist. „Tut mir Leid", ich löse mich von ihrem Griff und lasse sie alleine mit den Jungs - ausgeschlossen Sena. Ich betrete das Damen WC und gehe panisch hin und her. Gott sei Dank ist es nicht besetzt, sodass ich in Ruhe meine Panikfilme schieben kann. Vielleicht gibt es eine Hintertür, aus dem ich mich raus schleichen könnte ohne Ayaz zu begegnen.

Ich verlasse das WC und sehe um die Ecke, ob Ayaz schon da ist. Alara ist nicht mehr anwesend und Sena verlässt mit Furkan gemeinsam ebenfalls die Bar. Wieso lassen sie mich alleine? Ich bin doch nur gekommen, um Sena nicht alleine zu lassen. Tarik, Kaan und Vedat sitzen immer noch in ihrer Sitzecke und ziehen genüsslich an ihrer Pfeife. Ich könnte doch versuchen zum Ausgang zu rennen, ohne dass mich jemand bemerkt. Das ist gerade wortwörtlich die dümmste Idee, die ich je in meinem Leben hatte.

„Was machst du da?", reißt mich eine Stimme aus meinen Fluchtgedanken, weswegen ich zusammenzucke und mich zu der Stimme drehe. Ein Junge meines Alter steht vor mir und mustert mich. Nach genauerem Betrachten bemerke ich jedoch, dass es der Junge aus dem Park ist. Der Eine, der mich belästigt hat, bevor Ayaz ihn dann verscheuchte. Was will er jetzt von mir?

„Die eigentliche Frage ist, was dich das zu interessieren hat", verschränke ich meine Arme. Seine Mundwinkel zucken nach oben, bevor er schmunzelt: „Wir konnten uns letztens nicht richtig kennenlernen... Ich bin Adrian." Er streckt mir seine Hand entgegen, die ich ein paar Sekunden betrachte. „Nimm es mir nicht übel, aber ich habe keine Interesse neue Menschen kennenzulernen", lass ich ihn hängen, weswegen er seine Hand zurückzieht. Außerdem möchte ich ihn auch gar nicht kennenlernen. Letztens hatte er mich belästigt, also gehe ich davon aus, dass er auch diesmal keine artigen Hintergedanken hat.

Ich gehe an ihm vorbei, um ebenfalls die Bar zu verlassen, bevor Ayaz ankommt, jedoch zieht dieser Adrien mich gewaltig zurück und drückt mich gegen die Wand. Unter Trance schaffe ich es nicht irgendeine Reaktion von mir zu geben. Er stemmt seine Hände links und rechts neben meinem Kopf ab und lehnt sich zu mir hinunter, sodass ich automatisch meine Luft anhalte. „Hast du immer noch so eine große Fresse?", lächelt er schelmisch. Ich zittere aufgrund seiner unangenehmen Nähe und überlege, wie ich am Besten handeln könnte. Mein Körper fühlt sich so taub an. Ich möchte ihm in die Fresse schlagen, aber meine Hände bewegen sich nicht, sowie meine restlichen Körperteile.

„Was hast du unter 'Halt dich fern von ihr' nicht verstanden?", ertönt plötzlich eine allbekannte Stimme, sodass Adrian und ich gleichzeitig in die Richtung blicken.

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