Ich kann nicht mehr.
Ich bin zu schwach zum Aufstehen, zum Essen, zum Leben. Das Gewicht auf meinen Schultern lässt mich zusammenbrechen. Immer und immer wieder.
Jedes Mal, wenn ich an der Trauer und den Tränen zerbreche, denke ich, dass es schlimmer kaum werden kann. Schließlich liege ich in aberhunderten Teilen verstreut auf dem Boden, die so klein sind, dass sie eigentlich nicht noch einmal brechen können. Und trotzdem tun sie es. Immer und immer wieder.
Ich weiß nicht mehr, was Glück oder Freude bedeutet, zu lange ist es her, dass ich eines davon erfahren habe. Der Trübsinn hat mich aufgesucht und eingehüllt, und verbringt seither jede freie Sekunde mit mir. Ich kann ihn nicht abschütteln, er folgt mir überall hin, er ist ein Teil von mir. Und ich kann an nichts mehr denken als ans Aufgeben. Ich bin zu schwach zum Kämpfen und zu müde zum Aufwachen.
Niemand wird jemals die abertausenden Teile aufsammeln und versuchen sie aneinanderzukleben. Es ist meine Aufgabe. Aber was ist, wenn ich der Aufgabe nicht gewachsen bin?
Ich drehe mich im Kreis, dabei wird er mit der Zeit immer kleiner, wie eine Spirale, die viel zu schnell auf das Ende zurast. Ich bin unfähig, auszusteigen, oder den Kreis zu vergrößern. Er schrumpft, genauso wie meine Hoffnung, meine Kraft und mein Durchhaltevermögen.
Die Scherben, aus denen ich bestehe, liegen verstreut auf dem Boden, und da ich es nicht schaffe, aufzustehen, will ich mich ausruhen und meine Kräfte sammeln. Doch jedes Mal, wenn ich dies versuche, öffnet sich der Boden unter mir und ich falle tiefer, in ein Loch, dessen Größe mir nicht bewusst war und dessen Existenz ich nicht für möglich gehalten habe. Immer und immer wieder.
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2018 (2)
PoetryTexte, die 2018 entstehen. Dies ist der 2. Teil (19.07.18 - 31.12.18). Der 1. Teil heißt ebenfalls „2018".