🌸 04 KTH 🌸

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Taehyung P.O.V.  

,,Mrs. Kim, dürfte ich Sie kurz sprechen?"

Das war das erste, was Herr Karlsson sagte, als wir aus seinem Behandlungsraum traten und er meine Mutter erblickte, wie diese schon mit einem freundlichen Lächeln auf uns zu kam. Als sie jedoch die Stimme des Mannes vernahm, wurde sie schlagartig besorgt und sah fragend zwischen ihm und mir hin und her, folgte ihm verwirrt in sein Zimmer, während ich mich nur flüchtig von ihm verabschiedet hatte und seiner jungen Angestellten flüchtig noch einen schönen Abend wünschte. 

Ich wollte die Minuten zu meinen Gunsten nutzen und verließ zügig die Praxis und steuerte nur widerwillig den Kleinwagen meiner Mutter an. Ich lehnte mich mit den Rücken an diesen und sah mich in der Straße um. Die Sonne verschwand langsam hinter den Häusern und der Wind pfiff mir immer noch freudig entgegen und zerzauste meine Haare. Ich atmete einmal tief ein und genoss diese Stille und diesen kurzen Augenblick von Freiheit, solange meine Mutter nun ein kleines Gespräch mit Herr Karlsson führte, denn diese würde nicht ewig anhalten und somit hatte auch alles schöne irgendwann sein Ende. Mein Moment ging zu Ende, als meine Mutter durch dieselbe Tür hinaustrat, aus der ich wenige Minuten zuvor hinausging, um die Praxis für heute hinter mir zu lassen.

Ein schwaches Lächeln zierte ihre Lippen und augenblicklich fühlte ich mich etwas unwohl und hatte das Gefühl, ich hätte was Falsches getan, dank meines Handelns. Sie kam ruhig auf mich zu und entriegelte den Wagen. 

,,Komm, steig ein, wir fahren nachhause." hörte ich sie leise sagen und kam ihrer Bitte nach.

Ruhig und ein wenig unsicher legte ich meinen schwarzen Sicherheitsgurt an, schielte unauffällig zu der Frau mittleren alters und musterte ihre Gesichtszüge ganz genau. Jeder könnte erkennen, dass sie sich zu diesem Lächeln zwang und das verletzte mich nun im Nachhinein, denn es war einer der wenigen Blicke, die sie mir im Krankenhaus zugeworfen hatte, wenn sie mit den Ärzten gesprochen hatte oder mein Vater dies tat und sie nur daneben stand. Sie war eine grauenhafte Schauspielerin, doch würde sie auch nie freiwillig mit der Sprache rausrücken. Sie nahm es einfach hin und würde die Fehler nun bei ihr selber suchen.

Kann man mütterliche Fürsorge als einen Fehler bezeichnen, wenn sie aus Angst und Sorge um ihr eigen Fleisch und Blut, ihr Kind nur vor allem Unheil dieser Welt beschützen wollte?

Ich war mir unsicher, denn einerseits, würde man als Elternteil nicht nochmal zulassen wollen, dass das eigene Kind noch einmal so nahe an den Tod kommt, bevor es überhaupt richtig Leben durfte, die Welt mit eigenen Augen erkunden und bereisen konnte, doch anderseits durfte man sein Kind auch nicht wegsperren und ihm somit diese Möglichkeit verwehren. Wir Laufen, fallen und stehen wieder auf, nur um weiterzulaufen und beim nächsten Mal das fallen zu verhindern und bleiben weiterhin auf unseren Weg. Wechseln ihn nicht, denn auf jeden Weg gibt es Probleme, die man alle meistern kann, wo wir nicht vorher abbiegen müssen. Müssen uns nur den Problemen stellen und sie meistern.

Aber wegsperren tat ich mich selbst. Wenn ich so drüber nachdachte, wollte ich nicht ausgebremst werden und ungewollt einen anderen Weg einschlagen, nur weil andere meinen, ich würde das Problem nicht lösen können und mir nicht mal die Chance geben, es zu probieren. Wie sehr ich doch einfach selbständig und eigenständig sein wollte, mein eigenes Leben leben wollte und mir selber etwas aufbauen wollen würde. 

Wäre dieser Unfall nicht gewesen, würde ich wohl noch ganz normal in Stockholm zur Schule gehen und mich jetzt langsam auf die Abschlussprüfungen vorbereiten, obwohl ich dies laut meinen Lehrern sicherlich schon Monate vorher hätte tun sollen, doch tat ich vieles auf den letzten Drücker, schob alles so lange auf, wie nur möglich, lebte in den Tag und machte mir keine Pläne und setze mir keine Ziele, keine Aufgaben, die ich am jeweiligen Tag schaffen wollte, denn die Hälfte würde ich eh nicht schaffen, sei es aus Bequemlichkeit, oder wie meine Lehrer es nannten, Faulheit oder doch einfach nur, weil ich lieber die andere Aktivität länger ausüben wollte. Ich würde nun sicherlich im Sommer mit einer Ausbildung anfangen, wenn ich mich denn überhaupt für irgendwelche Berufe beworben hatte und würde dann anfangen mein eigenes Geld zu verdienen und müsste meinen Eltern nicht mehr so auf der Tasche liegen.

Doch das tat ich nicht, ich bereitete ihnen noch nie finanzielle Probleme, aber dafür war ich derjenige der ihnen in letzter Zeit die kalte Schulter zeigte, obwohl sie mir nur ihre Liebe mitgeben wollten, damit ich mich öffne und wohl wieder so herzhaft Lachen kann, wie ich es früher tat.

Die ganze Fahrt über schwieg sie mich an, wenn ich zu ihr sah, lächelte sie mir nur schwach zu. Ich wusste nicht, dass sie einfach nur nicht wusste, was sie sagen sollte, denn sie wollte nur das beste für mich und wollte mich somit nicht mit sinnlosen Gerede belästigen. Eigentlich war ihre Stimme engelsgleich, sanft und immer liebevoll. Ich liebte es, sie zu hören, ganz insgeheim und tief in mir drin wusste ich es und sie auch.

An einen der vielen Mehrfamilienhäuser angekommen, stiegen wir aus und in der Wohnung, im ersten Stock, gingen wir, wie auch schon die male zuvor, direkt in die kleine aber recht gemütliche Küche, die einen ähnlichen Aufbau hatte, wie unsere alte Küche. 

Der Tisch war bereits gedeckt, mein Vater hatte grade das Wasser der Nudeln abgegossen und stellte den dampfenden Topf auf einen der leeren dunkelbraunen Untersetzter. Er begrüßte meine Mutter mit einem zärtlichen Kuss und erkannte sofort, das etwas nicht stimmen konnte. Sie hatte diese Ausstrahlung, die ihm sofort auffiel und natürlich hatte er auch den nur halbwegs erwiderten Kuss bemerkt, zu den sie sich gezwungen hatte.

Sofort lag sein Blick auf mir, verwirrt und fragend sah er zu mir, meine Mutter stellte der weile die anderen Töpfe noch auf den Tisch und holte den Braten aus dem Ofen, doch ich winkte, wie meine Mutter zuvor nur ab und entschuldigte mich leise bei ihnen. 

Damit war mir endgültig der Appetit vergangen. Diese Blicke würden mich noch in meinen Träumen verfolgen, wenn ich da nicht schon andere Probleme und Rätsel zu lösen hätte.

Seufzend fällt meine Zimmertür leise ins Schloss und träge streife ich meine Jacke von meinen Schultern und legte sie auf meinen Stuhl, meine Schuhe stellte ich daneben, kam im Flur gar nicht dazu, mir meine Sachen auszuziehen. 

Bei meinem Fenster zog ich die Gardinen zu und entkleidete mich, auf den kurzen weg zu meinem Bett, ließ meine schwarze Jeans, so wie das weiße Baumwoll-Shirt einfach auf den kahlen hellbraunen Holzboden liegen und griff auf meinem Bett nach meiner grauen Jogginghose, sowie meinem grauen Sweatshirt, um mir beides anzuziehen. 

Ich sehe an die Decke, nachdem ich in meinem Einzelbett liege und das Licht, zuvor von mir selber, ausgeschaltet war. Es war viel zu früh um zu schlafen, doch wusste ich nicht, was ich sonst machen sollte. Schlafen war in letzter Zeit trotz allem eine gute Option, denn auch, wenn ich von Träumen verfolgt wurde, fand der Tag immer ein schnelleres Ende. 

Die Nächte waren schon lang genug, also mussten es meine Tage nicht auch noch sein.



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☕️ Fortsetzung folgt ☕️

In wenigen Tagen gibt es bei  uns Zeugnisse und wie es aussieht, lass ich dieses Jahr die Streberin raushängen... hätte ich vielleicht schon viel früher machen sollen. 

Tipp für alle die noch zur Schule gehen: Anstrengen und Lernen lohnt sich :3

Medium ღ TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt