Kapitel 7: Kompliziert

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Den gesamten Weg von der Uni nach Hause hatte ich 1000 Gedanken über Anne und mich in meinem Kopf. Nein, Billionen! Mein Kopf wollte gar nicht mehr aufhören über sie zu denken und auch dass sie einen Mann hatte, schein mein Gehirn völlig kalt zu lassen. Mir war das allerdings auch komplett egal geworden nach der Nummer die sie da eben abgezogen hatte. Ich hatte sie nur noch lieber als ohnehin schon. Ihr Umarmung hatte so gut getan, sie war so warm und herzlich gewesen, als ob ich nie etwas anderes als Anne in meinem Leben gebraucht hätte. Kaum hatte ich die Haustür aufgeschlossen, hörte ich Geschirr krachen und Geschrei aus der Küche. Ich hielt einen Moment lang inne und lauschte. Es waren Mom und Dad. Sowas hatte ich noch nie bei ihnen gehört. Nie waren sie bei einem Streit so eskaliert und ich wusste nicht einmal worum es ging. Kurzerhand beschloss ich ihnen einen Besuch in der Küche abzustatten und nachzusehen ob es Verletzte gab. Die Blicke der Beiden sagten alles...meine Mom hatte verweinte Augen und einen Teller in der Hand, mein Dad stand nur regungslos da als ich herein kam. "Es ist nicht so wie es aussieht Schatz", rief Dad mir zu und meine Mom brachte sofort ein "Doch genau so sieht es aus Claire! Dein Vater hat mich betrogen und das schon sein 4 Monaten. Geh bitte auf dein Zimmer, ich möchte nicht dass du dir hier den Kopf drüber zerbrichst!". Wow, da stand ich also. Zwischen meinen Eltern die immer ein Vorzeigepaar gewesen waren und mein Dad nun 4 Monate gelogen hatte, dass sich die Balken biegen. Ich war entsetzt, enttäuscht und traurig. Meine gute Laune war wie weggeblasen und mir stieg wieder dieser bekannte Kloß in den Hals.

 Eilig lief ich auf mein Zimmer und rief Sarah an. "Kannst du reden? Oder vorbei kommen? Es tut mir leid, dass ich vorhin einfach so gegangen bin, aber bitte ich brauche deine Hilfe", sprach ich ihr auf die Mailbox. Keine halbe Stunde später stand Sarah mit einer Packung Eis für sich und Gemüsesticks für mich vor meiner Haustür. Sie wusste genau was für ein Gemüse Fanatiker ich war. Mit Tränen in den Augen sah ich sie an und deutete ihr auf mein Zimmer zu gehen. Ich schloss ab und heulte nun zum wiederholten Male an diesem Tag einfach los. Sarah hielt mir ein Taschentuch hin und fragte besorgt wie es mir geht. Also fing ich an ihr von meinem heutigen Tag zu erzählen. Dass ich erst einmal traurig war und wütend und alles zusammen wegen Stefan, dem Mann von Anne Winterberg, die wir ab sofort nur noch Anne nennen wollten über die Umarmung und Blicke von ihr zu mir bis hin zum Streit meiner Eltern. Dieser führte übrigens dazu, dass meine Mom meinen Dad raus geworfen hatte mit dem Schrei, er solle sie hier nie wieder blicken lassen. "Aber das mit Anne klingt doch wundervoll", warf Sarah ein und wollte mich etwas ablenken. Mein Sellerie auf dem ich gerade rumknabberte fiel zu Boden als ich plötzlich aufstand und sagte "Und sie hat mir die Haare hinters Ohr gestrichen, als ich geweint habe". Sarah lachte kurz auf, merkte aber wie ernst es mir war, als ich sie schief ansah. "Okay und du hast dich in sie verliebt Claire? Sei ehrlich...", bohrte meine beste Freundin nach. "Ich glaube schon...", ich stockte "nein eigentlich bin ich mir ziemlich sicher. Sowas habe ich so lange nicht mehr gefühlt und in dieser Intensität erst recht nicht."

Nachdem wir zwei Stunden über Anne und meine Situation gesprochen hatten und sich Sarah von mir bestimmt 200 Mal anhören musste wie wunderschön Anne mit ihren grünen Augen, dem tollen Körper und den braunen Haaren war, sah sie mich ernst an und entgegnete "Ist wohl alles etwas komplizierter bei dir oder?". "Kompliziert? Kompliziert ist gar kein Ausdruck für das Chaos was diese Frau in der letzte Zeit in meinem Lebe angerichtet hat. Ich habe das Gefühl dass sich also viel verändert, aber viel zu schnell. Kann nicht einfach mal alles für ein paar verf***te Minuten still stehen?", schrie ich sie förmlich an und war erschrocken über meine Ehrlichkeit, denn genau das war es, was ich fühlte. Sarah hatte die Angewohnheit direkt zu merken, wenn es mir nicht gut ging und nahm mich daraufhin einfach in den Arm. Ich brachte sie noch zur Tür und setzte mich dann zu meiner Mutter, die völlig fertig am Küchentisch saß. "wenn er sowas bringt, dann hat er dich wirklich nicht verdient", sagte ich nur, strich ihr über den Rücken und lächelte, weil genau diese Worte heute schonmal jemand zu mir gesagt hatte. Und du weißt ganz genau wer Claire...

Aber ich liebe sie...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt