Kapitel 11: Das Treffen

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Meine Haare hatte ich etwas gelockt, Lippenstift und Mascara aufgetragen, ein wenig Puder um die Nase und ich war fertig. So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr gewesen und auf einem Date war ich seit gefühlten Jahren nicht mehr. Ein Date mit meiner Dozentin...davon hatte ich Anfang des Semesters nur träumen können. Mein Puls raste und ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Allein schon wenn ich an Anne dachte, musste ich mein Herz beruhigen, damit es nicht komplett ausrastete. Ich nahm also meine Jacke und den Autoschlüssel von der Kommode im Flur und sagte meiner Mutter flüchtig Tschüss. Diese drehte sich nur um, lachte mich an und rief mir „Viel Spaß beim Date Liebes!" hinterher. Woher wusste sie das denn schon wieder? Und ahnte sie überhaupt um was für eine Art Date es sich hier handelte? Denn ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie eine Verabredung mit meiner Dozentin gut heißen würde!

Wie auch immer es war, ich machte mich auf den Weg zum Auto und fuhr ans andere Ende der Stadt. Anne und ich hatten uns in einem kleinen Café verabredet, dort gab es laut ihrer Aussage den leckersten Kaffee der Welt. Angekommen stellte ich mich in eine Seitenstraße und lief die letzten paar Meter bis zum „Füchschen". Der Name allein schon lies mich schmunzeln. So nannte mich mein Papa oft als ich klein war. Zum Teil tat er das heute auch noch. Es war ein sehr kleines, gemütliches Café, wenn man zur Tür herein kam, klingelte ein kleines Glöckchen über einem und ein netter junger Herr kam aus dem Hinterraum hervor. „Kann ich Ihnen helfen?", fragte er freundlich. Somit erklärte ich ihm, dass ich verabredet war. Mit wem erwähnte ich natürlich nicht, weil er Anne vermutlich kannte. Es wäre also kein kluger Schachzug gewesen, zu sagen ich sei verabredet mit meiner Dozentin. Ich nahm Platz in einer der hintersten Ecken, kuschelig eingerichtet mit Kissen und am Fenster. Es war kalt und die Scheiben etwas beschlagen. Mein aufgeregtes Ich wollte schonmal etwas bestellen um runterzukommen, allerdings hielt ich es für angemessen auf Anne zu warten. Darum holte ich meine Uni Sachen raus und fing an zu lesen. Kurze Zeit später klingelte das Glöckchen wieder. Ich tat als wäre ich super beschäftigt und meine Augen starrten zwanghaft auf die Blätter vor mir. Plötzlich strich eine Hand über meinen Rücken und obwohl ich wusste, dass es Anne war, tickte ich zusammen. „Entschuldige Süße, ich dachte du wüsstest, dass ich es bin!", Anne lächelte mich warm an. Ich stotterte vor mich hin als ich sie sah. So wunderschön war sie wieder. Ihre Haare hatte sie im Dutt, die grünen Augen strahlten mich nur so an und ich konnte mich an ihr überhaupt nicht satt sehen. „Ja schon nur war ich grade so vertieft...", ich schaute hoch und mein Blick verfing sich an ihren Lippen. Kurzerhand sah Anne sich um, legte ihre Tasche auf den Boden unterm Tisch, kam vorsichtig hoch und blickte sich wieder um. Der Typ war wieder hinter der Theke verschwunden und außer uns war niemand im Café.

Ich spürte wie Anne ihre Hand auf meinen Oberschenkel legte und ihr Blick auf meinen Lippen ruhte.  Sie legte ihre andere Hand auf meine Wange und strich über diese. Dann bewegten sich ihre Finger auf meine Lippen zu und strichen nun darüber. Mein Bauch drehte sich förmlich um und ich krallte mich an Annes Taille fest. Dann merkte ich, wie sie lächelte und beugte sich weiter zu mir vor. Ich grub mein Gesicht in ihre Hände und plötzlich, ganz plötzlich, sah sie mir in die Augen, ihre funkelten mich an, schnell sah sie sich erneut um, drehte sich zurück zu mir und küsste mich. Erst langsam und vorsichtig und als ich endlich aus meiner Schockstarre zurück war und meine Lippen ihre erkundeten, immer leidenschaftlicher. Als es klingelte lösten wir unsere Köpfe schnell voneinander, mein Magen feierte noch immer eine riesen Party und Anne merkte mir an, was sie in mir ausgelöst hatte. „Gehts Dir gut Claire?", sie strahlte. „Mir ging es nie besser...Anne", kam es aus meinem Mund und ich war in diesem Moment einer der glücklichsten Menschen der Erde. Anne setzte sich mir gegenüber hin und wir fingen grade an zu reden, da kam der Typ hinter der Theke wieder hervor. „Na Anne, was kann ich für euch zwei tun?". „Felix, schön dich zu sehen. Für mich einen Soja Latte bitte und für Claire...", sagte sie und schaute mich an. „Ehm das Selbe bitte", entgegnete ich schnell. Immernoch spürte ich das Kribbeln auf meinen Lippen.

„Was machst du bloß mit mir Anne?", fragte ich sie vorsichtig, als Felix weg ging. „Und was ist mit der Uni und deinem Mann, du bist doch verheiratet und ach ich hab so viele Fragen an dich...", ich merkte, wie meine Stimme anfing zu zittern, als ich das Wort „Mann" aussprach und sah sie verlegen an. Anne merkte, dass mich das Thema beschäftigte und sagte nur „Alles zu seiner Zeit, ich erklär dir das noch, aber konzentrier dich erstmal auf das hier uns jetzt. Wir trinken jetzt einen Kaffee und ich erkläre dir später alles, wenn wir bei mir sind okay?"
Verwundert sah ich sie an...sollte ich heute etwa noch mit meiner Dozentin nach Hause gehen?

Aber ich liebe sie...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt