Nach der Schlacht

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Severus

Wie hatte er nur so naiv sein können?! Wie hatte er nur zulassen können, dass seine Gefühle ihn letzte Nacht überwältigten?! All die Jahre hatten doch bewiesen, dass Gefühle einen nur schwach machten! Severus trank das nächste Glas Feuerwhiskey aus, um das Bild zu verdrängen, wie Weasley Herm... Granger küsste. Es gelang ihm mehr schlecht als recht. Immer wieder sah der Schwarzhaarige vor sich, wie die beiden jungen Menschen sich küssten. Schmerz durchzuckte ihn, als er ein weiteres Glas Feuerwhiskey zu sich nahm.

Natürlich wollte Granger nicht wirklich etwas von ihm, sie waren nachts beide einsam und voller Sorgen gewesen, da kamen schon mal Verzweiflungstaten bei raus. Warum hatte er ihr auch von seiner Geschichte, seinen Gedanken erzählt? Das alles interessierte sie doch überhaupt nicht. Er war doch nur der böse Snape, der sie all die Jahre herablassend und mies behandelt hatte. Doch heute Nacht hatte er die junge Frau in einem ganz anderen Licht gesehen... für ihn war der Kuss keine Verzweiflungstat. Er hatte es so gemeint. Irgendetwas in ihren Augen hatte ihm Hoffnung gemacht, Hoffnung auf ein besseres, schöneres Leben. Aber da hatte er wohl zu viel hinein interpretiert. Zu viel gehofft.

Seufzend schloss er die Augen und versuchte am etwas anderes zu denken. An den Sieg über Voldemort, zum Beispiel. Dieser Sieg hatte ihn die Versöhnung mit Harry gebracht. Er musste an das Gespräch denken, das sie geführt hatten, nachdem Hermine und er aus dem verschütteten Korridor befreit worden waren...

Flashback

Während Minerva ganz aufgeregt auf ihn einredete, fiel sein Blick auf Harry. Dieser mutige junge Mann - wie hatte er ihn all die Jahre mit James Potter gleichstellen können?  Dieser junge Mann, der so viel getan hatte, um die Horkruxe zu finden und zu zerstören und der letztendlich Voldemort besiegt hatte. Diese Gedanken lenkten ihn von dem Kuss zwischen Weasley und Her... Granger ab, den er so eben gesehen hatte.

„Mir geht es gut, Minerva, wenn du mich nun entschuldigen würdest, ich möchte mit Harry sprechen", sagte Severus nach einer Weile halb genervt und ging auf den Jungen zu, Minerva folgte ihm und brachte Granger zu Poppy nach unten.

„Professor", sagte Harry leise, als sie einander gegenüber standen.

„Lass uns wo anders hingehen, Harry", erwiderte Severus und führte ihn von dem Korridor weg.

„Wie... wie haben Sie überlebt, Professor?", fragte Harry leise, während sie nebeneinander durch das zerstörte Schloss gingen.

„Du kannst mich duzen, ich denke, nach all dem, was du in den Erinnerungen gesehen hast... und was ich dir nun zu sagen habe. Um zunächst deine Frage zu beantworten -  in den Wochen vor der Schlacht habe ich jeden Tag einen Trank eingenommen, der mich immun gegen jegliche Art von Schlangengift gemacht hat, auch gegen schwarzmagisches Gift. Mir war klar, dass Voldemort eines Tages auf mich zukommen würde. Nachdem Nagini mich gebissen hatte, tat ich so, als sei ich gestorben, sonst hätte er mich endgültig erledigt. Ich musste warten, bis du und deine Freunde  weg wart, sonst hätte er womöglich uns alle getötet."

"Unglaublich", sagte Harry, fügte dann jedoch hinzu: "Wobei... eigentlich hätte ich das wissen müssen. Sie... du bist Meister im Tränke brauen. Und da du ständig in der Nähe von Nagini warst, war es nur logisch, dass du ein Gegenmittel eingenommen hast. Aber in der Situation... habe ich nicht daran gedacht."

"Das ist auch vollkommen verständlich, ihr drei standet unter großem Stress. Und glaub mir, es war besser, dass ihr nichts davon wusstet. Sei's drum, ich möchte mich nun bei dir entschuldigen, Harry, für die letzten Jahre. Seit du in Hogwarts bist, habe ich dich immerzu schlecht behandelt. Habe nur deinen Vater in dir gesehen. Das war... völlig falsch. In den letzten zwölf Monaten hast du immer wieder bewiesen, das du nicht so bist."

Harry sah ihn ernst an. "Ich danke dir für diese Worte, Severus. All die Jahre habe ich mich immer wieder gefragt, was ich falsch gemacht habe, aber seit ich deine Erinnerungen gesehen habe, kenne ich den gesamten Hintergrund und weiß nun, dass du immer auf der richtigen Seite warst."

Die beiden sahen sich schweigend an, dann zog Severus Harry in eine Umarmung. Eine Tat, die Severus selbst überraschte - er hatte lange niemanden mehr von sich aus umarmt. An die vergangene Nacht wollte er nicht denken.

„Auf einen Neubeginn?", fragte er Harry.

„Auf einen Neubeginn."
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Eine Woche später

Hermine

Stille empfing Hermine, als sie ihr leeres Elternhaus betrat. Es war schön, wieder hier zu sein, auch wenn ihre Eltern immer noch in Australien waren. Außerdem musste sie hier Severus nicht mehr sehen, nachdem er sich nach der einen Nacht von ihr abgewandt hatte. Tränen bildeten sich in ihren Augen. Verdammt, sie hatte sich doch vorgenommen, nicht mehr an die Nacht - einer der schönsten Nächte ihres Lebens - zu denken.

Hastig wischte sie sich die Tränen weg und begann das Haus mit ihrem Zauberstab zu reinigen. Seit fast einem Jahr war es nicht mehr benutzt worden, sodass sich überall eine Staubschicht gebildet hatte. Anschließend ging sie einkaufen, denn sie würde den Sommer bis zu ihrer Rückkehr nach Hogwarts hier verbringen. Molly hatte ihr natürlich sofort angeboten, mit in den Fuchsbau zu kommen, aber nach Rons Aktion war das für sie absolut keine Option. Harry, Ginny und alle, die von der Sache wussten, waren auf ihrer Seite und würden sie im Laufe des Sommers besuchen kommen.

Als sie endlich mit allem fertig war, war es bereits Abend und nachdem sie sich eine Lasagne gemacht hatte, verzog sie sich mit einem Buch und einem Glas Rotwein ins Wohnzimmer.

Als sie endlich mit allem fertig war, war es bereits Abend und nachdem sie sich eine Lasagne gemacht hatte, verzog sie sich mit einem Buch und einem Glas Rotwein ins Wohnzimmer

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Lesen war für sie immer die beste Art gewesen, sich von düsteren Gedanken abzulenken und Merlin sei dank klappte es auch heute. Natürlich würden sie später im Bett wieder auftauchen, aber fürs erste wollte Hermine es genießen, wieder zu Hause zu sein und sich zum ersten Mal seit langem entspannen zu können.

That one night - SnamioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt