A Trip To Little Whinning

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Bereits am frühen Morgen musste Harry aufstehen. So früh, dass er weg war, bevor die anderen aufwachten. Er hatte heimlich das Flohpulver benutzt und war damit in die Winkelgasse gereist. Hätte Harry gewartet, bis alle wach waren, dann wären Ron und Hermine misstrauisch geworden und Ginny wäre ihm vermutlich gefolgt.
Die Zeit bis zwölf Uhr verbrachte Harry in dem verlassenen Gebäude, an dem er Draco am vorherigen Tag getroffen hatte. Er setzte sich dort auf die Fensterbank und lehnte seinen Kopf die kühle Mauer.
„Vielleicht solltest du die Nacht demnächst zum Schlafen nutzen", hörte Harry auf einmal eine Stimme neben seinem Ohr, die ihn aufschrecken ließ. „Malfoy..."
„Hi."
„Ich habe in der Nacht geschlafen, aber du wolltest dich ja so früh treffen."
„Früh? Potter, es ist Mittag!"
„Ja, zu früh!"
Draco schüttelte seinen Kopf, dann setzte er wieder einen ernsten Gesichtsausdruck auf. Harry rieb sich verschlafen die Augen und sah von seiner sitzenden Position zu Draco auf.
„Du kannst dich doch an gestern erinnern, oder?"
Harry nickte und Draco fuhr fort: „Ich bin da ein wenig zu sehr in etwas hinein gerutscht ..."
Er druckste herum und fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Harry musterte Draco. Sein Blick ruhte in Draco's grauen Augen. „Wenn du es mir erzählen willst, bin ich da."
Nun musterte der Slytherin ihn misstrauisch, bevor er nickte.
„Da gibt es nichts Großartiges zu erzählen. Es ist etwas, aus dem es kein Zurück mehr gibt. Du stehst zwischen Leben und Tod ..."
„Tust du das denn, Malfoy? Stehst du zwischen Leben und Tod?"
„Was denkst du denn warum ich ausgerechnet dich um Hilfe bitte?"
Harry überging seine Frage bewusst und stellte ihm stattdessen eine Gegenfrage: „Und was willst du jetzt von mir?"
Draco zuckte seine Schultern und setzte sich neben Harry. Unwohl knetete er seine Hände und rieb sie über seine schwarze Anzughose.
„Du bist der Einzige, dem ich das erzählen kann, ohne dass ich verstoßen oder dafür gehasst werde. Wir sind ohnehin Feinde, da ändert das nichts."
Er zuckte seine Schultern. „Eigentlich hatte ich gehofft, dass du mir helfen könntest?"
„Wie stellst du dir denn die Hilfe vor?", hakte Harry nach.
Draco senkte seinen Kopf, spielte nervös an seinen Fingern herum und wirkte sichtlich unruhig. „E-Einfa- du so- sollst-"
„Hast du Lust, Frühstücken zu gehen?", fragte Harry und unterbrach Draco damit. Er war sich sicher, dass Draco von allein etwas sagen würde, wenn er soweit war. Aber in diesem Zustand wollte Harry ihn zu nichts zwingen.
„Es ist Mittag. Welcher Zauberer geht da frühstücken?"
„Diejenigen, die lange schlafen. Jetzt komm schon, Malfoy. Wenn ich hier verhungere, hilft es keinem!"
„Meinetwegen ...", gab Draco nach und stand auf. „Aber ich sage wo!"
„Solange es essbar ist, ist es mir relativ egal."
„Das Restaurant musst du dir schon selbst aussuchen! Aber such es dir in Little Whinning aus!"
Harry sah ihn geschockt an. Ausgerechnet in Little Whinning? Dort wo Tante Petunia und Onkel Vernon lebten? „Willst du mich ärgern oder so?"
„Nein, ausnahmsweise will ich dich nicht ärgern. Ich will bloß meinen eigenen Arsch retten."
„Dann hab i-", begann Harry, stockte aber und sah Draco an. „Wie kommen wir jetzt so schnell nach Little Whinning?"
„Wir apparieren. Halt dich an mir fest, Potter!"
„Kannst du das denn?"
Harry war skeptisch. Langsam stand er auf und musterte den Slytherin. „Ich bin an einem Ort groß geworden, an dem man das Apparieren bereits im Kindesalter gelernt hat."
„Na dann", nuschelte Harry und legte vorsichtig seine Hand auf Draco's Unterarm. Er konnte fühlen, wie ein warmes Gefühl in seinem Körper hochkroch. Es breitete sich in seinem gesamten Körper aus. In jedem noch so kleinsten Körperteil. Draco auf diese Art, nah zu sein, fühlte sich sehr seltsam an, aber er genoss es. Dann wurde das warme Gefühl plötzlich durch ein unangenehmes Schwindelgefühl ersetzt, um ihn herum verschwamm alles. Er kniff seine Augen fest zusammen und öffnete diese erst wieder, als er festen Boden unter seinen Füßen spürte. Nur beiläufig nahm er wahr, wie Draco ihn leicht anstieß. „Wo willst du jetzt etwas essen?"
Harry sah sich in der Straße um, um überhaupt erst mal Orientierung zu bekommen. Dann wandte er sich wieder an Draco. „Hier in der Nähe müsste ein Italiener sein."
Er bemerkte, wie Draco ihn fragend ansah. „Ein Italiener?"
Er hatte total vergessen, dass Draco so etwas ja gar nicht kannte. „Ein Italiener ist ein Restaurant, in dem es vorwiegend italienisches Essen gibt. Pizza, Pasta oder italienische Getränke. Es ist sehr lecker, du solltest es mal probieren."
Draco sah ihn skeptisch an, folgte Harry dennoch durch die Straßen. Seitdem Harry das Thema abrupt gewechselt hatte, wirkte Draco ein wenig entspannter und offener. Seine Abwehrhaltung war verschwunden. Es fühlte sich beinahe so an, als würde er mit Ron und Hermine hier sein und das Restaurant besuchen. So locker war die Stimmung momentan, Harry wusste aber auch, dass es sich sehr schnell zum negativen wenden konnte. Harry stieg die zwei Stufen zur Tür hinauf und hielt sie für Draco auf. Er wollte ihm die Wahl lassen, wo sie sich hinsetzten. Der Gryffindor ließ die Tür ins Schloss fallen, begrüßte die Leute mit einem freundlichen Nicken und folgte Draco den Gang hinunter. Erst in einer dunklen Ecke ließ Draco sich auf eine Couch an der Wand fallen.
Harry setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber. Er sah Draco an, wie er sich sorgfältig umsah und jedes kleinste Detail in sich aufnahm. Es machte den Eindruck, als wäre Draco das erste Mal in einem solchen Lokal. Als kannte er solche Dinge überhaupt nicht.
„Ich darf nicht zahlen ... das merken sie!"
Obwohl diese Aussage von Draco leicht panisch klang, bemerkte Harry an seinem Tonfall, dass er schon etwas wollte. Er ließ es im Raum stehen und sagte nur: „Ich zahle!"
Der Slytherin musterte ihn kritisch und nickte leicht, ehe er die Speisekarte aufschlug. Er blätterte durch die Seiten und dann wieder zurück. Harry bemerkte, dass Draco keine Ahnung hatte, was er nehmen sollte.
„Spaghetti Bolognese oder Makkaroni al forno sind sehr lecker."
„Was nimmst du, Potter?"
„Ich nehme eine Pizza Margarita."
„Margarita ...", nuschelte Draco und musterte Harry skeptisch. „Was ist ein Latte macchiato?"
Überrascht zog Harry eine Augenbraue hoch und musterte seinen gegenüber. Er hätte nie gedacht, dass er Interesse an Muggelsachen zeigen würde.
„Das ist eine Tasse Milch, in die ein wenig Espresso eingemischt wird und oben drauf ist meistens warmer Milchschaum. Ist sehr lecker, aber auch bitter durch den Espresso."
„Was darf ich den Herrschaften bringen?", erklang eine weibliche Stimme.
„Ich hätte gerne eine Pizza Margarita und meine Begleitung hätte gerne einen Latte macchiato."
Sie nickte, während sie sich alles auf einen kleinen Block schrieb. Dann musterte sie Draco kurz, bevor sie abzog.
„Ich bin nicht deine Begleitung und ich wollte keinen Latte macchiato. Ich habe dir gesagt, dass ich nicht zahlen kann."
„Es ist nur ein Getränk, das auf meine Kosten geht. Probier es doch wenigstens mal, es ist wirklich lecker."
Harry versuchte ihm Mut zu machen und sah ihm dabei in seine grauen Augen. Draco erwiderte seinen Blick, lehnte sich dann aber zurück und zog seine Augen zusammen, was ihn wesentlich genervter wirken ließ.
„Außerdem habe ich gesagt, dass ich zahlen werde, also zerbrich dir darüber nicht den Kopf."
Draco schüttelte seinen Kopf. „Ich hasse es, wenn man etwas für mich zahlt."
„Wird nicht zur Gewohnheit", erwiderte Harry und legte die Speisekarten beiseite. „Versprochen!"
Draco erwiderte nichts darauf. Sein Blick wirkte eingeschnappt und war auf die rote Tischdecke gerichtet.
„Hast du schon die neuen Schulbücher besorgt?", lenkte Harry das Gesprächsthema in eine andere Richtung.
„Nein, Vater wollte bald mit mir los ..."
An Draco's Stimme konnte Harry hören, dass das dem Slytherin überhaupt nicht passte.
„Und da gibt es keinen Ausweg? Wenn du Lust hast, können wir zusammen los."
„Wir beide", hackte Draco nach. Seine Stimme hatte den üblich verachtenden Tonfall wieder. „Ich habe dich nicht um eine Freundschaft gebeten oder darum mich auf Schritt und Tritt zu verfolgen, sondern eher um deine Hilfe."
„Es ist bloß ein Vorschlag, dass wir zusammen die Bücher kaufen könnten."
Draco stieß wütend die Luft aus und machte sich ans Aufstehen.
„Jetzt komm mal runter, Malfoy. Ich will dir dennoch als Unterstützung zur Seite stehen."
„Und warum?!"
„Weil niemand in schwierigen Zeiten alleine sein sollte und du hast momentan eine schwierige Zeit, das sehe ich."
Der Slytherin nickte ergeben, sein Blick galt der roten Tischdecke, während er sprach.
„Meinetwegen, du zahlst. Aber das ist einmalig!"
„Natürlich ist das einmalig! Ich habe keine Lust, mich mit dir anzulegen, du bist viel zu explosiv."
„Danke", erwiderte der Slytherin gereizt und warf Harry einen dementsprechenden Blick zu. „Genau so etwas wollte ich hören."
„Ihr Latte macchiato, Sir", sprach die Schwarzhaarige und stellte ihn vor Draco ab, Harry's Pizza folgte sogleich, anschließend verschwand sie wieder hinter die Theke. Draco sah ihr auffällig hinterher und musterte sie eingehend. Harry verpasste ihm einen warnenden Fußtritt und sah eindringlich an.
„Hör auf, sonst denkt sie, du stehst auf sie!"
„Vielleicht tu ich das ja?", erwiderte Draco schulterzuckend. Er nahm einen Schluck aus seinem Getränk.
Kopfschüttelnd und schmunzelnd zugleich wandte sich Harry seinem Essen zu. Er biss von seiner Pizza ab und beobachtete Draco bei seinem Getränk. Es war sehr amüsant zu beobachten, wie Draco vorsichtig an seinem Getränk schlürfte und sein Gesicht verzog.
„Bitter, aber lecker", murmelte er in seine Tasse hinein. Erst nachdem seine Tasse halb leer war, betrachtete Draco die Pizza des Schwarzhaarigen.
Draco lief vor lauter Hunger, bereits das Wasser im Mund zusammen. Dort zu sitzen und zuzusehen, wie Harry seine Pizza aß, machte es nicht unbedingt besser. Der Gryffindor bemerkte den Blick, ging aber nicht drauf ein. Erst als Draco sich ohne zu Fragen ein Stück nahm und genüsslich hineinbiss, sah Harry auf.
„Du hättest dir auch eine eigene Pizza bestellen können", murmelte Harry mit vollem Mund und schob den Teller bereitwillig in die Mitte.
„Ich hab gar-"
„Hör auf zu lügen, Malfoy! Jeder Blinde sieht, dass du Hunger hast."
Harry machte einen strengen Eindruck, dabei wollte er bloß, dass Draco ehrlich zu sich selber war. Es dauerte keine Minute, da verdunkelte sich Draco's Blick und er sah sauer zu Harry auf.
„Hör zu! Ich brauche nur deine Hilfe! Wenn ich einen Babysitter gebraucht hätte, hätte ich es gesagt!"
Draco stand so ruckartig auf, dass sein Stuhl laut polternd auf den Holzdielen aufkam, und einige Kunden sich irritiert zu ihm herumdrehten. Er machte sich nicht die Mühe ihn aufzuheben, sondern ging geradewegs Richtung Ausgang. Harry versank in seinem Stuhl. Es war ihm so peinlich, dass Draco einen solchen Abgang wegen nichts hinlegte.
„Sir, sie haben nicht gezahlt!"
„Mein Freund zahlt", rief der Slytherin wütend, ohne sich um zudrehen.
Harry starrte ihm verblüfft nach. Für ihn war es nicht nachvollziehbar, weshalb er einen solchen Abgang hinlegte und so wütend war. Eigentlich wollte Harry nur freundlich sein.


Love is war [Drarry]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt