Hogwarts Express

813 39 17
                                    

Am darauffolgenden Morgen stupste Draco Harry leicht an. Als dieser davon nicht wach wurde, fuhr er sanft durch das schwarze Haar und murmelte nah an seinem Ohr: „Aufstehen, Potter." Aber auch das half nicht.
„Du willst echt, dass ich dich wach küsse oder?", nuschelte er und beugte sich mit einem: „Na gut" hinunter. Langsam streiften seine Lippen Harry's.
Erst geschah gar nichts, dann blinzelte Harry plötzlich und erwiderte den Kuss. „Gefällt mir... weckst du mich öfter so?", fragte Harry und löste sich leicht.
„Hättest du wohl gerne... steh auf."
Draco schaute Harry an und strich ihm gedankenverloren durch die schwarzen Haare. „Das Frühstück steht in der Küche. Es ist acht Uhr. Du hast noch genau zwei Stunden, bis der Zug geht. Ich muss jetzt los."
Ohne Harrys Antwort abzuwarten, verabschiedete Draco sich und verschwand in der Luft. Er war appariert und Harry hatte keine Ahnung wohin. Als er später am Bahnhof durch die Mauer lief und den Gleis Neundreiviertel betrat, wusste er warum. Seine Eltern, Lucius und Narzissa, waren gerade dabei ihren Sohn zu verabschieden, dann verschwanden sie.
„Potter!"
Harry drehte sich um und betrachtete Draco in der versteckten Ecke zwischen zwei Mauern. Vor ihnen war ein großer Menschenauflauf. Eltern, die ihre Kinder wegbrachten.
„Was, Malfoy?!"
Harry schritt langsam auf den Slytherin zu und sah in seine grauen Augen. Auf einmal packte Draco Harry's Gryffindor Pullover und zog ihn bestimmt zu sich heran. „Nur einen Kuss... Potter...", hauchte er und schlang schon seine Arme um den Gryffindor, beugte sich zu ihm hinunter. Lustvoll kam Harry ihm entgegen und legte seine Lippen auf die des Slytherins. Dieser zog ihn bestimmend näher und erwiderte den Kuss. Aber schon nach kurzer Zeit, gab er auf und löste sich von ihm.
„Wir sollten reingehen, Potter", nuschelte Draco, während seine Hand durch die schwarzen Haare fuhr.
„Sollten wir... aber ich würde lieber weiterhin hierbleiben."
„Heute Abend...- Mitternacht im Raum der Wünsche?"
„Nein! Es würde auffallen, wenn ich heute Nacht verschwinde."
Harry griff nach Draco's Hand, die in seinen Haaren war. „Ich würde viel lieber bei dir bleiben und dich jetzt nicht gehen lassen."
„Potter..."
Draco's Stimme klang brüchig und er schien unschlüssig darüber, was er tun sollte.
„Du kannst nicht mit mir kommen. Du hast doch deine Freunde, die warten bestimmt auf dich..."
„Und wenn mich niemand sieht?"
Schmunzelnd zog Harry eine Augenbraue in die Höhe und ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus.
„Vergiss es! In Hogwarts sind wir weiterhin Feinde. Egal, wie sehr ich das hasse."
„Du bist echt ein Spießer, Malfoy", hauchte Harry gegen seine Lippen, während er seine Hände bestimmend an Draco's Taille herunterwandern ließ. Allerdings dauerte es nicht lange, da schob ihn der Slytherin bestimmt von sich.
„Potter, der Zug fährt gleich..."
„Dann soll er fahren", nuschelte Harry und wollte den Slytherin erneut an sich ran ziehen.
„Du hast mir gesagt, dass du mir hilfst, also beweg deinen Arsch jetzt in den Zug. Ich werde nicht hierbleiben und wenn du hierbleibst, halte ich das nicht aus."
Draco's Stimme klang ziemlich hart und ließ Harry zurückweichen. Er beschloss jetzt Ruhe zu geben und dies zu einer anderen Zeit zu erklären, warum er zu dem jetzigen Zeitpunkt so anhänglich war. Denn er konnte in Draco's Augen genau die Verwirrung darüber erkennen.
Der Slytherin tätschelte leicht Harry's Schulter und ließ ihn dann alleine stehen. Eine Weile sah Harry ihm nach, ehe er selbst loslief, um noch in dem letzten Moment in den Zug zu kommen. Kaum war er drin, schlossen sich die Türen hinter ihm und der Zug kam ins Rollen.
Der Gryffindor ging durch den schmalen Flur und schaute jeweils immer rechts und links in die Kabinen hinein. Die zwei Personen, die er suchte, fand er schließlich ziemlich am Anfang des Zuges. Harry schob die Tür gerade soweit auf, dass er sich hindurchzwängen konnte.
Erst nachdem er die Tür des Abteils geschlossen hatte, stand Hermine auf und zog ihn an sich. Der Schwarzhaarige fühlte sich ein klein wenig überrumpelt, erwiderte die Umarmung aber.
„Du glaubst nicht, was wir rausgefunden haben", teilte Hermine ihm aufgeregt mit, als sie sich von Harry löste. Dieser ließ sich neben Ron fallen und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Oberschenkel, grinste ihn schief an. „Hi", meinte Ron. Er wirkte ein wenig abwesend, richtete seine Aufmerksamkeit aber sogleich wieder auf Hermine.
„Was ich rausgefunden hab! Du hast es mir bis heute Morgen nicht einmal geglaubt."
„Jetzt glaub ich dir aber! Ist das ein Problem?", fragte sie herausfordernd und reckte ihr Kinn kess in die Höhe.
„Nicht schon wieder", nuschelte Harry in deren Diskussion hinein und lehnte seinen Kopf gegen die Lehne. Gerade sah er seine beiden besten Freunde wieder und alles, was sie zu tun hatten, war erneut in einer Diskussion zu versinken, welche wirklich unnütz schien. Nach weiteren zehn Minuten Diskussion setzte Harry sich aufrecht hin und sah seine beiden besten Freunde wütend an.
„Es ist mir sowas von egal, wer das herausgefunden hat, das könnt ihr klären, wenn ich nicht anwesend bin! Könntet ihr mir vielleicht diese aufregende Neuigkeit nun endlich mit mir teilen!", platzte der Schwarzhaarige sauer heraus. Daraufhin verharrten beide augenblicklich in ihrer Diskussion und sahen Harry schockiert an. Hermine strich ärgerlich eine braune Locke aus ihrer Stirn und gab ein ergebenes Nicken von sich, während sie sich leicht vorbeugte. Im Augenwinkel bemerkte Harry, wie Ron die Braunhaarige wütend anfunkelte. „Erzähl es ihm, Ronald", sagte die Hexe schließlich und sah ihn herausfordernd an. Harry bemerkte durchaus, dass es ein sehr provozierendes Verhalten von Hermine war.
Ron gab zu ihrem Kommentar bloß ein abfälliges Schnauben von sich, eher er sich Harry zuwandte.
„Nachdem du weg warst, dafür will ich übrigens eine Erklärung, waren Hermine und ich noch einmal in der Winkelgasse. Ich wollte unbedingt Fred und Georges Laden dort sehen und besuchen. Es war so proppenvoll da, wir beide müssen da auch unbedingt mal hin-"
„Komm zum Punkt", unterbrach Hermine ihn genervt.
„Warte doch mal! Also danach sind wir jedenfalls noch ein wenig rumgeschlendert, bis wir Malfoy gesehen haben. Wir sind ihm gefolgt, weil ...du kennst ihn ja. Er ist in ein Gebäude gegangen und wir konnten unauffällig durch ein Fenster schauen. Malfoy war dort mit Bellatrix und seinen Eltern. Ich wette, Voldemort war auch da."
„Da Ronald nicht zum Punkt kommt: Wir beide denken, dass Malfoy auf die dunkle Seite gewechselt hat."
Abwechselnd sah Harry Hermine und Ron an, ehe er sich dazu äußerte: „Malfoy ist kein Todesser und wird es nicht sein! Ich habe keine Ahnung, wie ihr beide auf eine so absurde Idee gekommen seid. Ich mein, denkt doch mal nach. Malfoy ist unser Feind, aber wäre er ein Todesser, würde ich hier längst nicht mehr sitzen."
Das war die einzige plausible Erklärung, die ihm einfiel. Nachdem er diese ausgesprochen hatte, wurde ihm bewusst, wie recht er damit hatte. Er betrachtete die braunhaarige Hexe eindringlich und spürte Rons wütenden Blick auf sich.
„Natürlich würdest du dann noch hier sitzen. Malfoy ist ein hinterhältiges Stück! Er plant alles Schritt für Schritt und dann, wenn du am wenigsten damit rechnest, schlägt er zu!"
Der Schwarzhaarige warf seinem besten Freund einen giftigen Blick zu. „Ich wette mit dir, dass er genau dasselbe über uns sagt."
Seine Stimme klang abwertend und kühl, er wusste, dass es Ron gegenüber nicht fair war. Aber andersherum hatte er auch keine Ahnung, wie er anderweitig ausdrücken sollte, dass er jetzt nicht über Draco reden wollte. Schließlich standen er und Draco noch vor einer halben Stunde in einer dunklen Ecke des Gleises und hatten sich geküsst. Und alles, woran Harry denken konnte, war, den heißen Atem auf seinen Lippen zu spüren, seine Hand auf seinem Körper, seine weichen Lippen auf seinen eigenen und ihre Zungen, die um Dominanz kämpften. Das alles benebelte seinen Verstand, wie sollte er unter diesen Umständen über den Slytherin ablästern?
Seufzend wandte er sein Blick zum Fenster und beobachtete die vorbeirauschende Landschaft in der Dämmerung, die man gar nicht so genau erkennen konnte.
Erstaunlicherweise kam von Ron keine weitere Äußerung mehr und auch Hermine war seltsamerweise ruhig. Er hatte keine Ahnung, woran es lag, dass beide seiner Freunde so leicht Ruhe gaben.
Bevor Harry allerdings weiter darüber nachdenken konnte, gähnte er ausgiebig und wurde sogleich von dem Schlaf heimgesucht.„Sollen wir ihn wecken?"
„Ron... wir fahren noch eine Weile, lass ihn doch schlafen."
Ein Gähnen verließ Harrys schmale Lippen, während er sich langsam wieder aufrichtete.
„Hab ich was verpasst?", entschlüpfte seinen Lippen, während er mit noch müden Augen zu seinen besten Freunden schaute.
„Nein, wir haben nur - ach nichts...", begann Hermine.
„Malfoy. Wir haben über ihn diskutiert, da er zu der dunklen Seite gewechselt ist."
Augenblicklich starrten Ron und Harry sich wütend an, ehe Harry sich kaum Sekunden später wütend aufrichtete und eilig seinen Tarnumhang aus seinem Koffer zog.
Ohne ein weiteres Wort verschwand er aus dem Abteil. Da es bereits beinahe Nacht war, machte er sich auch nicht die Mühe, seine besten Freunde darum zu bitten, sein Gepäck mit rauszunehmen. Hermine würde dies so oder so tun.
Langsam machte Harry sich auf den Weg, den Gang entlang, zwischen den einzelnen Abteilen durch, auf der Suche nach Draco's Abteil. Seiner Meinung nach war Draco zu dem jetzigen Zeitpunkt der Einzige, der ihn beruhigen konnte. Mit seinen Händen suchte er Halt an den Wänden, da der Zug gerade kurz vor der Haltestelle ins Ruckeln kam. Er kam dem Ende des Zuges immer näher. Schnell schwang er den Tarnumhang über seinen Körper und steuerte auf die letzte Abteilung zu. Es war die Größte, die einem gesamten Wagon glich, so etwas wie die 1. Klasse in der Muggelwelt.
In seinem Tarnumhang gehüllt stand er dort und blickte durch das Fenster des Abteils. Er sah Draco's Rücken und beinahe automatisch schlich ein Lächeln auf seine Lippen. Von hinten drängelte sich jemand durch. Bereits vom Weiten nahm Harry wahr, dass dies ein Slytherin war. Zum einen kam er Harry immer näher und zum anderen meckerte er alle anderen Zauberer und Hexen auf dem Gang an. Seine Hand öffnete die Abteiltür vor Harry, dies war sein Zeitpunkt hindurch zu schlüpfen. Kaum als er drin war, schlich er zu Draco's Sitzplatz und kletterte kurz davor nach oben auf die Kofferablage. Es erwies sich als ziemlich schwer gleichzeitig darauf zu achten, dass der Tarnumhang nicht verrutschte. Er hockte zwischen zwei Koffern, wechselte ein paarmal sehr vorsichtig seine Positionen, wenn sie zu unbequem wurden. Dabei belauschte er Draco und beobachtete ihn. Seine zierlichen Hände mit seinen langen Fingern, fuchtelten aufgebracht mit einem Papier hin und her. Das brachte Harry zum Schmunzeln. Als genau in diesem Moment Draco's Blick nach oben schoss, wurde Harry bewusst, dass er anscheinend nicht ganz so leise war, wie er es sich erhofft hatte. Beinahe ängstlich starrt er zu dem Slytherin hinunter. Erst als der Zug wenig später anhielt und sich die Leute in diesem Abteil erhoben, atmete Harry erleichtert aus.
„Geht schon mal vor, ich muss noch etwas erledigen", erklärte er seinen Freunden, die ihn abwartend ansahen.
Nach und nach verließen sie das Abteil und Draco drehte sich in Harrys Richtung.
Langsam zog er seinen Zauberstab hinaus und richtete ihn direkt auf Harry. Ohne nachzudenken sprach er einen Zauberspruch, welchen Harry von der Ablage auf den Boden beförderte. Ein schmerzvolles Stöhnen entwich seinen Lippen. Dass Draco sich zu ihm hockte und langsam den Tarnumhang von ihm streifte, bekam er nur zur Hälfte mit.
„Warum hast du nicht auf mich gehört, Potter? Du hättest auf mich hören sollen", murmelte Draco. Er hörte Schmerz und ehrliche Sorge aus seiner Stimme.
„Ich habe es nicht mehr ausgehalten", erwiderte Harry heiser und sah in die grauen Augen über sich.
„Du hättest nicht kommen sollen."
Anstatt dass Harry darauf antwortete, griff er einfach nach der Hand des Slytherins. Dieser aber entzog ihm seine Hand.
„Später beim Raum der Wünsche?", fragte Draco heiser. Harry nickte.
„Es tut mir leid, Harry", hörte er den Slytherin flüstern.
„Wa-"
Da spürte er bereits den stechenden Schmerz, der sich in seinem Gesicht und in seinen Rippen breitmachte.

Love is war [Drarry]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt