Shrieking shack

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Die Nacht konnte Harry wesentlich besser schlafen als die vorherige. Und es hatte noch einen weiteren Vorteil: Er kam so spät in den Gemeinschaftsraum, dass er sich den Fragen von seinen besten Freunden erst heute Vormittag stellen musste. Glücklicherweise blieben diese Fragen jedoch aus und Ron strafte ihn lediglich mit wütenden Blicken, während Hermine Ron mit wütenden Blicken anstarrte. Anscheinend hatten die beiden sich mal wieder verkracht und zu Harrys Glück war Hermine diejenige, die Harry nun brauchte. So blieben ihm die vorwurfsvollen Bemerkungen von Ron vorerst aus.
Obwohl es beim Frühstück schon ein wenig nervig war, wie die beiden sich wütend anfunkelten und diese Lavender an Rons Arm klebte.
„Jetzt iss etwas, Hermine", startete Harry einen sanften Versuch, aber sie schüttelte daraufhin nur träge ihren Kopf. „Mir ist es vergangen."
Er wusste, dass es ohnehin nichts brachte, mit ihr darüber zu diskutieren, daher widmete er sich seinem Essen und warf kurz einen sehnsüchtigen Blick zu dem Slytherin-Tisch. Nur war die Person, die er gehofft hatte zu sehen, nicht dort. An sich war es normal. Draco war öfter bei den Mahlzeiten abwesend, trotzdem machte sich Sorge in ihm breit. Er hoffte, dass Draco nichts zugestoßen war und er ihn heute ganz normal im Unterricht sehen würde.
„Harry, lass uns gehen...", nuschelte Hermine und erhob sich bereits. Harry nickte. Ihm war bewusst, dass dies die einzige Möglichkeit, war auf andere Gedanken zu kommen, und wer weiß, vielleicht kam Draco ganz normal zum Unterricht und es war alles in Ordnung.
Nebeneinander schlenderten sie durch die Schulflure. Es war noch ziemlich dunkel draußen, weshalb es auch hier drinnen nur gedämpftes Licht gab.
„Ich muss noch kurz etwas für die Unterrichtsvorbereitung erledigen. Sehen wir uns in Zaubertränke?"
„Bis dann", murmelte Harry und war schon alleine in der Dunkelheit. Es waren noch knapp neunzig Minuten bis zum Unterrichtsbeginn.
Seine Schritte führten ihn zu seinem Lieblingsplatz. Es war der Gang, mit Löchern in der Mauer, den er öfters zu Hagrids Hütte benutzte. Zu dieser Uhrzeit war hier noch niemand. Er hievte sich in eines der Löcher, welche als Fenster dienen sollten, und lehnte seinen Kopf an die Steinmauer rechts neben ihn.
Was war mit ihm los? Warum musste er immerzu an Draco denken? Und warum machte er sich sorgen, wenn Draco nicht da war?
Sein Blick richtete sich auf die gegenüberliegende Öffnung, durch die er den verbotenen Wald beobachten konnte. Auch dieser lag noch im Dunklen, aber in Hagrids Hütte brannte bereits Licht. Es wäre eine Möglichkeit gewesen, so die Zeit totzuschlagen, aber er wollte nicht. Am liebsten würde er jemanden haben, mit dem er über Draco reden konnte. Er schloss seine Augen. Leider würde er nie mit irgendjemandem darüber reden können. Sirius wäre der Einzige gewesen, aber der war letztes Jahr umgebracht worden.
„Guten Morgen, Potter", hauchte eine Stimme an seinem Ohr und er spürte zwei Hände, die sich auf seine Oberschenkel legten. Langsam öffnete er seine Augen und musste augenblicklich lächeln, als er in die Grauen blickte. „Draco!"
Er legte seine Hände auf die von Draco und verschränkte ihre Finger miteinander. „Wo warst du beim Frühstück?"
„Weißt du... ich schätze, das ist einfach nicht meine Zeit. Wundert mich, dass du schon wach bist."
Harrys Lächeln wurde noch breiter, als er die schmalen Lippen musterte. „Ich hab Hermine, da ist es unmöglich irgendetwas zu verpassen."
„Ich hoffe doch, dass sie so bald nicht wieder kommt", hauchte Draco und kam mit seinem Gesicht näher an Harry's heran. Harry kam ihm entgegen, bis er Draco's Lippen berührte und einen leichten Druck auf seinen spürte. Dann wurde der Kuss kurz unterbrochen. „Scheiße... eine Nacht Potter und es hat mir so gefehlt."
„Es oder ich?"
„Du hast mir gefehlt! Ich hatte niemanden neben mir, niemanden, mit dem ich eine Diskussion führen konnte... eigentlich war meine Nacht im Gegensatz zu deiner ziemlich einsam."
„Meine war auch einsam oder denkst du, ich teile mein Bett mit Ron?"
„Tust du das etwa nicht?", fragte Draco grinsend nach.
„Du Dummkopf!"
Daraufhin zog Harry ihn noch näher an sich. „Am liebsten würde ich jetzt mit dir in einem Bett liegen."
„Harry... vergiss nicht, dass uns jemand beobachten könnte..."
„Sagt der, der mich eben geküsst hat? Draco, du machst dir wirklich zu viele Gedanken. Es sind alle in der großen Halle und direkt danach ist der Unterricht. Warum sollte jemand um diese Zeit hier herkommen? Vor allem nach dem Aufeinandertreffen mit Voldemort im Ministerium?"
Dennoch wich Draco zurück und musterte Harrys Gesichtszüge eindringlich. „Ich wollte dich nur sehen..."
„Komm her", flüsterte Harry und streckte seine Hand aus, griff nach Dracos. Mit einer gekonnten Bewegung zog er Draco zu sich heran. „Also wenn du mich jetzt nicht siehst, dann sollte ich dir vielleicht mal meine Brille leihen."
„Witzig", grummelte Draco, auf seinen Lippen zeigte sich ein leichtes Lächeln.
„Spaß! Ich brauche dich noch für Später, Draco. Also entspann dich! Wir sind alleine. Außerdem...- bist nicht eigentlich immer du derjenige, der selbstbewusst und kühl auftritt?"
Schulterzuckend tat Draco das ab und setzte sich neben Harry. „Du... du bist mir irgendwie echt wichtig geworden. Außerdem schaffst du es, dass ich mein wahres Ich zeigen kann..."
„Halt die Klappe, Malfoy! Du bist mir gerade wirklich zu sentimental."
Harry warf ihm einen kurzen Blick zu und schlang schließlich seine Arme um ihn. „Harry..."
„Nein, ich meine es ernst! Ich glaube an dich, Draco- Du solltest nur auch an dich selbst glauben." Er machte eine kurze Pause und musterte eingehend Draco's Gesicht.
„Sind das diese Momente, die du meintest? In solchen Situationen soll ich dich aufheitern?"
Statt einer Antwort griff Draco nach Harrys Hand und nickte sanft. „Ich weiß, ich überfordere dich und du magst mich so nicht, aber-"
„Draco Malfoy! Du bist in einer schwierigen Situation, ich will einfach nur für dich da sein... aber wir müssen jetzt los."
Harry schwang sich von der Mauer hinunter und wollte schon gehen.
„Warte!", rief Draco und griff eilig nach Harrys Hand.
„Ein Kuss? Es dauert solange bis heute Abend."
„Wir werden uns ja auch schon heute Nachmittag wiedersehen. Schon vergessen? Wir wollten nach Hogsmeade."
Dennoch zog Harry ihn zu sich heran und schloss seine Arme um den Größeren. Draco beugte sich hinunter, aber kurz bevor sich ihre Lippen berühren konnten, wich Harry leicht zurück. „Du musst an dich glauben, wie ich es tue", flüsterte Harry heiser und dann berührten sich ihre Lippen. Ein Lächeln flog über Harry's Lippen und in dem Moment war es ihm auch scheiß egal, dass es in der Öffentlichkeit war. Er wollte einfach nur Draco's Lippen spüren und wollte ihm ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. „Danke, Potter... das habe ich echt gebraucht", hörte er diesen Murmeln und bemerkte, wie sich ein zaghaftes Lächeln auf seine Lippen schlich.
„Verschwinde jetzt! Bei dir ist man es nicht gewohnt, dass du zu spät kommst."
Harry blickte ihm nach und wartete noch einige Zeit. Zum einen, damit es nicht auffiel, und zum anderen, damit alles so begann wie immer.Außer Atem stieß er die Tür zum Unterrichtsraum auf und schloss sie hinter sich wieder.
„Ahh, Mr. Potter. Wie reizend, dass Sie uns auch noch beehren. Wo haben Sie denn Mr. Weasley gelassen?"
Etwas überrumpelt stolperte Harry in das Klassenzimmer und nahm einige Kichergeräusche von den Slytherintischen wahr. Ron. Er hatte keine Ahnung, wo sich dieser aufhielt.
„Ich habe keine Ahnung, Professor McGonagall."
Sie schob ihre Brille ein wenig hinunter auf ihre Nasenspitze, nur um Harry eingehend zu betrachten.
„Nun... hätten Sie dann vielleicht die Güte sich zu setzen und S. 324 vorzulesen?"
Eilig kam Harry ihrer Aufforderung nach und begann den Text vorzulesen, wobei er sich ziemlich häufig verhaspelte. Zu häufig, den Hermines fragender Blick und die amüsierten Blicke der Slytherins, sowie Draco's schadenfrohes Grinsen entgingen ihm nicht. Nachdem er geendet hatte, senkte er seinen Kopf und versuchte nicht weiter aufzufallen, wobei seine eigentliche Konzentration darauf lag, nicht zu Draco zu schauen. Als es klingelte, war Harry heilfroh und der erste, der aus dem Unterrichtsraum verschwand. Vor der Tür wartete er auf Hermine. Die Schüler strömten nacheinander an ihm vorbei.
„Zeit war noch nie deine Stärke, oder Potter?", hörte er eine gehässige Stimme und ein folgendes schadenfrohes Lachen, gleichzeitig spürte er eine Hand seine streifen. Er gab sich jegliche Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.
„Harry, kommst du?"
„Harry, kommst du?", äffte Draco Hermine nach und ließ seine Stimme dabei sehr unreif klingen.
„Halt die Klappe, Malfoy", fauchte Harry drohend und trat einen Schritt auf ihn zu. Er sollte ihn beleidigen oder wegstoßen, stattdessen wollte er ihn aber einfach nur an sich ziehen und ihn festhalten. „
„Sonst was, Potter?", lachte er höhnisch und setzte ein zufriedenes Grinsen auf, da ihm durchaus bewusst war, dass er gewonnen hatte.
„Harry, komm! Er ist es nicht wert", murmelte Hermine und griff Harry bei der Hand, um ihn fortzuziehen. Kurz erhaschte er einen Blick in die grauen Augen von Draco, die erschrocken dunkel wirkten. Mit einem kurzen Kopfschütteln signalisierte Harry ihm, dass er ruhig bleiben sollte. Sekunden später sahen sich die beiden wieder verhasst an.
Als er mit Hermine um die nächste Ecke war, riss er sich los.
„Was sollte das? Ich hätte ihn schlagen können!"
„Er ist es nicht wert, Harry. Du solltest dich eher auf den Unterricht konzentrieren, nächstes Jahr sind die Abschlussprüfungen. Du bist so schon nicht der Beste im Unterricht, da kannst du dir solche Auseinandersetzungen nicht leisten."
Nicht leisten? Sauer fuhr Harry herum und starrte die braunhaarige Hexe mit zusammen gekniffenen Augen an. „Nicht leisten? Du und Ron wart diejenigen, die behauptet haben, dass er den...", er senkte seine Stimme und murmelte so leise, dass nur Hermine es hören konnte: „Todessern angehört."
Sie zuckte merklich zurück, aber Harry war noch nicht fertig. „Wenn das wirklich stimmt, dann habe ich ein Recht, es herauszufinden. Schließlich bin ich derjenige, den sie tot sehen wollen."
„Harry...", versuchte Hermine ihn zu besänftigen, aber da war er bereits um die nächste Ecke verschwunden. Sauer streunte er durch die Gänge, statt im Unterricht anwesend zu sein. So wie er Hermine kannte, würde sie sowieso Schuldgefühle haben und den Lehrern irgendeine plausible Lüge erzählt haben. Aber selbst wenn nicht: Es war ihm egal. Im Moment wollte er einfach seine Ruhe. Er wollte keinen Streit mit Hermine oder den gehässigen Draco erleben. Wieso konnte er nicht einfach ein normales Leben haben? „Was soll der Scheiß, Potter?! Weißt du, was ich mir für Sorgen gemacht habe? Du warst nach unserer Auseinandersetzung einfach verschwunden! Denkst du, dass es für mich leicht ist diese Rolle, nach allem, was zwischen uns passiert ist, zu spielen?", zischte Draco und trat näher an den Gryffindor heran, der soeben die heulende Hütte betreten hatte.
„Malfoy..."
„Nein, nichts Malfoy, verdammt!", gab er ärgerlich von sich und stieß den Schwarzhaarigen zurück. „Ich konnte an nichts anderes als an dich denken. Daran, dass ich irgendeine Grenze überschritten habe und du mich im Stich lassen würd-"
„Darf ich jetzt auch mal etwas dazu sagen, Draco?", zischte Harry ebenso ärgerlich. „Es war überhaupt nicht wegen dir. Falls es dich interessiert: Ich habe mich mit Hermine gestritten und hatte keinen Bock mehr auf den anderen Unterricht."
Draco's Gesichtszüge wurden ein wenig weicher. „Es war wirklich nicht wegen mir?"
„Nein. Wir sind früher immer so miteinander umgegangen, da werde ich das jetzt auch überleben, schließlich sehen wir uns abends und genießen unsere Zeit."
Ein erleichtertes Seufzen entwich seinen Lippen und er lächelte leicht, während er auf Harry zuging. Harry nutzte die Chance und zog ihn zu der alten muffigen Couch hinüber. Es war nicht optimal, aber das sollte jetzt nicht weiter stören.
„Oh... und Draco?"
„Hm?"
„Bleiben wir heute die Nacht zusammen?"
„Genau dasselbe wollte ich dich auch fragen...", nuschelte er heiser. Ein leichtes Lächeln huschte über Harrys Lippen, gleichzeitig berührte er die blasse Hand von Draco.
„Was machen wir jetzt?"
„Du wolltest mir Apparieren beibringen, nur deshalb sind wir hier. Danach wolltest du in die drei Besen und dich um das Verschwindekabinett kümmern. Wir beide werden uns dann im Raum der Wünsche treffen."
„D-Das is-"
„Fang jetzt nicht wieder damit an, Malfoy! Du bist stark und du schaffst das", beteuerte Harry. Seine Stimme klang motivierend. Trotzdem bemerkte Harry, dass es Draco nicht ausreichte. Er wandte sich mit seinem kompletten Körper Draco zu und lächelte leicht. „Was willst du?"
„Im Moment? Ich will, das dieser Druck aufhört."
„Hör zu, Draco, ich sag das jetzt nur einmal! Du hast keinen Druck, du setzt dich bloß unter Druck."
Während Harry dies sagte, griff er nach Draco's Hand und hielt sie fest umschlossen. „Ich weiß, dass du das schaffst!"
Draco nickte und lächelte Harry zaghaft an.
„Ich bin wirklich froh, dass ich dich um Hilfe gebeten habe, damals. Jeder andere hätte mich abgelehnt..."
„Draco! Jetzt beweg deinen Arsch und sieh zu, dass du in deinem Vorhaben vorankommst. Mich hast du heute Nacht noch zur Genüge."
Der Blonde nickte leicht und lächelte gekonnt. Harry bemerkte wie sich ein sanftes Rot auf seinen Wangen verteilte. Dann trat er an den Bücherschrank und zog ein altes, staubiges Buch heraus. „Ließ dir Seite 200 bis 230 durch. Dort stehen die wichtigsten Aspekte über das Apparieren. Ich werde währenddessen im „Drei Besen" sein und anschließend im Raum der Wünsche auf dich warten. In einer Stunde bin ich wahrscheinlich zurück."
Perplex musterte Harry den Slytherin, konnte aber sein Lächeln nicht zurückhalten. Statt etwas zu erwidern, beugte sich Harry leicht vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Bis später!"
Mit einem zufriedenen Lächeln beobachtete Harry, wie Draco aufstand und den Raum verließ, während er alleine zurückblieb. Auch wenn Draco jetzt verschwunden war, freute Harry sich umso mehr auf die kommende Nacht. Davor musste er Hermine oder Ron es wahrscheinlich aber noch erklären, wo er die Nacht verbringen würde. Und wenn er es ihnen heute Abend nicht sagen würde, dann würden sie ihn morgen früh mit Fragen durchlöchern.
Seufzend lehnte Harry sich zurück und schlug das staubige Buch auf, wobei eine dicke Staubschicht aufwirbelte. Seine Finger glitten über die bereits vergilbten Seiten, dann begann Harry zu lesen.

Love is war [Drarry]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt