Als Harry dieses Mal vor dem Raum der Wünsche ankam, war Draco noch nicht da. Dennoch betrat Harry das Zimmer und setzte sich auf die Couch. Er wartete. Diese Nacht wollte er auf jeden Fall mit Draco verbringen, nachdem der Nachmittag auf dieser Lichtung sehr viel Spaß gemacht hatte und er Draco ein wenig mehr kennengelernt hatte. Er dachte an seine leuchtend grauen Augen und sein breites Lächeln, so wie er den Slytherin nicht gekannt hatte. So hatte er nicht einmal gelächelt, wenn er mit seinen Eltern zusammen war oder mit seinen Freunden.
„Harry...", murmelte der Slytherin, als er die Tür hinter sich schloss. „Ich wusste nicht, dass du hier bist... Bist du hier, um mich im Stich zu lassen? Hat Granger mich schlechtgeredet und du willst mich jetzt alleine lassen?"
Langsam trat Draco näher an die Couch heran und lächelte traurig. Harry griff nach seiner Hand und zog ihn neben sich, dann wandte er sich ihm direkt zu.
„Nein, Draco, ganz im Gegenteil. Sie hat gesagt, dass es meine Sache ist, und hat dann festgestellt, dass es ernst zu sein scheint. Sie hat einfach eins und eins zusammen gezählt... und selbst, wenn sie dich schlecht geredet hätte, dann wäre ich trotzdem hier."
„Habe ich dir schon gesagt, dass du der Beste bist?"
„Nein, Dray... von dir höre ich das zum ersten Mal."
„Du bist der Beste, Harry", lächelte Draco und lehnte sich leicht gegen ihn. Harry schlang besitzergreifend seine Arme um Draco's Taille.
„Wie weit bist du heute gekommen?", flüsterte Harry und sah seinen Freund an.
„Es geht... die Sache mit dem Verschwindekabinett klappt schon besser. Ich habe es mit einem Apfel probiert, der hat übrigens sehr lecker geschmeckt." Auf Harry's Lippen zeichnete sich ein amüsiertes Lächeln ab.
„Und Dumbledore?"
„Ich habe darüber nachgedacht, irgendeinen Gegenstand mit einem Fluch zu belegen oder vergiften..."
„Du ziehst das echt durch, oder?"
„Ich kann nicht anders. Ich muss es durchziehen, ansonsten wird er mich töten."
Harry nickte. „Ich weiß, was für dich auf dem Spiel steht... aber genauso weiß ich, dass du kein Mörder bist und dass du das alles überhaupt nicht willst. Du willst ein normales Leben. Also wieso versuchst du nicht das komplette Gegenteil, wieso arbeitest du nicht heimlich gegen ihn?"
„H- Harry...", nuschelte Draco und fuhr sich durch seine blonden Haare. „Das ist genial... aber ich wüsste nicht, wie..."
„Du hast mich...", erwiderte Harry darauf nur. Er sah, wie sich ein sanftes Lächeln auf Draco's Lippen schlich.
„Dray... danke für heute Mittag ... das war wirklich schön."
„Du warst plötzlich nicht mehr ganz so ein Arsch", erwiderte Draco schelmisch grinsend und fing sich einen Stoß von Harry ein. „Normalerweise bist du der Arsch von uns beiden."
„Das muntert mich jetzt wirklich auf, Harry..."
Er rutschte näher an Harry heran und schlang seine Arme fest um ihn. „Was machst du in den Ferien?"
„Du kennst mein Leben, Dray. Ich bin in den Ferien immer hier... und wenn nicht, bin ich bei den Weasleys."
„Ich schätze, daraus wird dieses Jahr nichts. Ich will dich mit zu mir nehmen."
Harry war überrascht. Er konnte es nicht glauben, dass Draco dies gerade wirklich gesagt hatte, fand es dafür aber umso schöner, diese Worte aus seinem Mund zu hören. „Der Plan gefällt mir. Bei dir war es definitiv schöner als hier. Dieses Schlafzimmer hat zwar so seine Reize, aber deins ist einfach besser."
Draco wandte sich lächelnd zu dem Gryffindor um, er ließ seinen Blick über das Gesicht gleiten. Über die grünen Augen, die vollen Lippen und schließlich wieder zu seinen grünen Augen. „So viele Komplimente bin ich gar nicht von dir gewöhnt... eigentlich bin ich immer derjenige, der mir Komplimente macht."
Ein raues Lachen entkroch Harrys Kehle. „Das klingt schon ein wenig armselig."
„Armselig? Nicht wirklich. Eher trägt es zu meinem Ego bei. Solltest du auch mal probieren."
„Dein Ego reicht für zwei Personen, Dray... das brauch ich gar nicht probieren."
„Wie reizend..."
Draco stieß Harry sanft in die Seite, drückte ihm aber zeitgleich einen Kuss auf die Wange.
„Bleiben wir die ganze Nacht hier, Potter?", fragte Draco nochmals nach.
„So war das geplant, Dray... das wolltest du doch, oder?"
„Ja... aber meinst du, dass das wirklich so eine gute Idee ist? Bei dir weiß Hermine Bescheid... sie wird dich decken, aber bei mir... alle werden spekulieren und irgendwelche Geschichten erfinden... eine Nacht geht oder auch zwei, aber ab drei werden die Ersten misstrauisch."
Harry nickte leicht und schenkte ihm ein trauriges Lächeln.
„Wir müssen nicht... wirklich..."
„Potter... du weißt, dass ich das will, aber wir können das leider nicht jeden Abend machen..."
Erneut nickte Harry. Er griff nach Draco's Hand und hielt sie fest. „Diese Nacht lasse ich dich nicht gehen... außerdem hast du mir wieder keinen Kuss gegeben, noch ein Grund mehr, dich nicht gehen zu lassen."
Draco's Blick glitt über Harrys Gesicht und man konnte ihm ansehen, wie er überlegte. Harry fühlte sich ein wenig unbehaglich unter diesem eindringlichen Blick und sah verlegen zur Seite. Plötzlich wirkten die Bücher viel interessanter als Draco. Der Slytherin dagegen sah ihn weiterhin intensiv an und lächelte leicht.
„Wusstest du, dass du echt süß aussiehst, wenn du verlegen bist?"
„Ich bin nicht verlegen, ich hasse es nur, so eindringlich angeschaut zu werden..."
„Warum?"
Draco hob fragend eine Augenbraue und gab dem Gryffindor einen leichten Stoß. „Du weißt doch, dass wir inzwischen mehr sind als Feinde... warum hasst du es von mir so angeschaut zu werden?"
„Das hab ich nicht gesagt. Ich hab gesagt, dass ich es hasse so angeschaut zu werden. Das bezieht sich auf alle, es ist, egal wer es tut... Onkel Vernon hat mich immer so angestarrt, wenn ich in seinen Augen etwas falsche gemacht habe..."
„Du hast die doch seit deinem dritten Schuljahr nicht mehr gesehen..."
„Ich war erst letzten Sommer dort, Draco... erinnerst du dich an den Vorfall, dass ich ein Lügner wäre, und daran, dass ich mich wegen einem Patronus- Zauber erklären musste, den ich im Beisein von Muggeln verwendet habe?"
Draco schüttelte seinen Kopf, seine Haare flogen dabei leicht hin und her. „Also doch, ja, ich erinnere mich, aber mir war nicht bewusst, dass es dort war."
„Tja... es war dort..."
Harry seufzte und ließ seinen Kopf leicht hängen, während er den Teppich betrachtete, der heute die Farbe Grün trug.
Nur leicht nahm er wahr, wie Draco sich erhob und zu dem großen Bett steuerte:
„Harry...? Kommst du?"
„Gleich...", murmelte der Angesprochene, seine Augen noch immer auf den Boden gerichtet. Das Draco zu ihm kam und ihn mit einem traurigen Blick bedachte, bemerkte er erst, als Draco sich Harry's Hand griff. „Jetzt...", nuschelte er kaum hörbar und zog sanft an Harrys Hand, während sein Blick flehentlich wirkte. „Dray..."
„Harry..."
Der Schwarzhaarige blickte auf und direkt in die grauen Augen, die ihn unnachgiebig ansahen. „Komm schon... ich bin echt müde und ich will die Zeit mit dir richtig genießen..."
„Du warst gestern derjenige, der zurückgewichen ist!"
„Ich dachte, das hätten wir geklärt, Harry!"
„Draco, man kann Dinge klären. Aber nur weil man Dinge klärt, heißt es nicht, dass man vergisst..."
„Aber ich will trotzdem neben dir liegen, also komm jetzt."
Noch immer machte Harry keine Anstalten aufzustehen. „Wenn du auf der Couch schläfst, schlafe ich auch auf der Couch und wenn du auf dem Boden schläfst, werde ich dort ebenfalls schlafen", erwiderte Draco und klang dabei beinahe wie ein trotziges Kind.
„Du gibst nicht auf, oder?", seufzte Harry.
Ein stolzes Nicken kam von dem Angesprochenen und Harry seufzte erneut.
„Fünf Minuten noch?"
„Zwei Minuten!"
„Drei Minuten", erwiderte Harry und erwiderte Draco's herausfordernden Blick.
„Eine Minute!"
„Seit wann bist du so ungeduldig?", fragte Harry und stand schließlich auf. Er gab nach, weil diese Diskussion einfach nur nervte, vor allem jetzt, da er momentan auch noch Streit mit Ron hatte.
„Ich bin ni-"
„Du bist sehr wohl ungeduldig!"
„Nein, ich möchte einfach mit dir im Bett liegen, neben dir einschlafen und aufwachen..."
Überrascht verharrte Harry und blickte in die grauen Augen. „Ok... was ist los, Draco?"
„Nichts..."
Harry legte bestimmend seine Hand auf Draco's Wange. „Dray... du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst...?"
„Ich weiß... nur will ich gerade nicht darüber reden, ich will die Zeit mit dir genießen!"
Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf Harrys Lippen, während er Draco's Bitte nachkam. Er ging zielstrebig zum Bett und streifte sich sein Shirt, wie auch seine Jeans von den Beinen, ehe er nur in Unterhose unter die Bettdecke schlüpfte. Draco tat es ihm gleich, er rutschte nah an den Gryffindor heran und bettete seinen Kopf auf Harry's Brust. Harry genoss die Zuneigung und betrachtete den Slytherin nachdenklich. Seit der letzten Nacht hatte er einige beunruhigende Gedanken gehabt, hatte aber Angst, Draco darauf anzusprechen. Er hatte die Vermutung, dass Draco unter Druck gesetzt oder erpresst wurde, dass irgendjemand die beiden zusammen gesehen hatte und es als Druckmittel verwendete. Seine Hand fand den Weg in die blonden Haare und fuhr liebevoll mit seinen Fingern hindurch. „Dray...?"
Er spürte die Bewegung auf seiner Brust und kurz darauf eine Hand unter seinem Kinn. Überrascht riss er den Blick von der Decke los und blickte in die grauen Augen, die sehr träge wirkten. „Ich werde dich nicht im Stich lassen, egal was kommt!"
„Kannst du... Kannst du bitte einfach mal die Klappe halten?", brachte Draco leise über seine Lippen und fuhr mit seinem Daumen Harrys Lippen nach. Harry verharrte in seiner Position, zu ungewohnt war diese plötzliche Zuneigung von Draco, der Nähe forderte und dazu noch so zärtlich war. Er erkannte den Slytherin gar nicht wieder.
Der Schwarzhaarige spürte, wie Draco sich noch ein wenig näher an ihn heran rutschte. „Was ist los mit dir?", murmelte er.
„Die Zeit vergeht so schnell..."
„Es ist der dritte Schultag, Dray... du machst dich selbst fertig... Sieh es- Sieh es doch einfach wie Hausaufgaben."
„Versuch ich doch schon, die ganze Zeit... aber es funktioniert nicht wirklich."
Harry verstand genau, was er meinte, aber er wollte nicht näher darauf eingehen und schwieg daher, während er nach Draco's Hand griff und die Finger mit seinen verschränkte. „W- Was ist das eigentlich mit uns...?"
„Mit uns...?", fragte Draco heiser und fuhr erst nach Harrys Nicken fort. „Ich weiß nicht genau... Du bist mir wirklich wichtig und du bist der Einzige, der meine Probleme versteht, du verurteilst mich nicht, du siehst mich und nicht den Jungen, der ich gezwungen werde zu sein."
Ein leichtes Lächeln kroch über seine Lippen und er strich mit seinem Daumen sanft über Draco's Handrücken. „Ich mag dich auch", flüsterte Harry beinahe heiser.
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Love is war [Drarry]
FantasyHarry trifft zufällig auf Draco, welcher jedoch ganz anders aussieht. Noch dazu bittet er Harry um Unterstützung. Harry erkennt, das die Beiden viel mehr miteinander verbindet, als er immer dachte. Doch als die Schule wieder beginnt, muss es geheim...