Noch am nächsten Morgen beschäftigte Harry die Frage. Zu seinem Schutz? Wie konnte er das verstehen? Schließlich war er der Held, da brauchte er so gesehen keinen Schutz. Sicherlich war Schutz immer besser, aber die Frage von Draco verwirrte ihn dennoch. Glaubte er ihm?
„Harry..."
Er drehte sich im Korridor herum und erblickte die braune Lockenmähne von Hermine. „Wie war's mit deiner Freundin?"
„Es lief nicht so wie erhofft, aber es war schön", antwortete Harry wahrheitsgemäß. Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus, dann verfinsterte sich ihr Blick und heftete sich auf etwas hinter Harry. Langsam drehte Harry sich um und erblickte den Blondschopf.
„Malfoy...", gab sie sauer von sich und starrte ihn verachtend an. „Belauschst du uns?!"
„Glaub mir, so interessant seid ihr nun wirklich nicht. Aber ich würde sehr gerne alles über Potters Freundin erfahren."
„Ich glaube nicht, dass dich das zu interessieren hat."
„Ich glaube, das hat mich sehr wohl zu interessieren, Schlammblut! Schließlich steht dann eine Hassperson mehr auf meiner Lis-"
Noch bevor Draco zu Ende gesprochen hatte, stürzte sich Hermine auf ihn. Gerade noch rechtzeitig schaffte Harry es, seine Freundin mit einem festen Griff an ihren Oberarme davon abzuhalten. „Er ist es nicht wert", erwiderte Harry mit fester Stimme und warf dabei Draco einen flüchtenden Blick zu. Er zerrte Hermine an dem Slytherin vorbei und musste sich dabei wirklich zusammen reißen, nicht nach Draco's Hand zu greifen oder ihn zu küssen. Eigentlich schrie alles in ihm nach dem Slytherin. Aber er wusste, dass dieser sauer war, zu Recht, denn Harry hatte ihm noch immer keine Antwort auf die Frage gegeben. Er wollte sie ihm heute geben.
Harry hatte Draco heute Morgen nur gesagt, dass er ihm vertraute, aber über diese Frage nachdenken musste. Draco hatte genickt und gelächelt, aber an seinem Blick konnte Harry sehen, dass der Slytherin mit dieser Antwort nicht zufrieden war. Harry versuchte ihn zu besänftigen, indem er sagte, dass er Draco die Antwort im Laufe des Tages mitteilen werde. Aber auch damit war der Blonde nicht zufrieden.
Harry schob Hermine außer Reichweite und blieb mit ihr vor der Bibliothek stehen.
„Was soll das? Lass Malfoy doch denken, was er will!"
„Er ist Todesser, Harry. Er leitet alles weiter!"
„Er ist kein Todesser, verdammt! Und selbst wenn, wen interessiert's?! Ob er es weiterleitet oder nicht, was die Todesser wissen wollen, erfahren sie auch ohne Malfoy's Hilfe!"
Hermine legte ihren Kopf ein wenig schief und musterte Harry eingehend. „Warum nimmst du ihn seit Beginn des Schuljahres nur noch in Schutz?", fragte sie misstrauisch. Harry stockte und schluckte einen Kloß hinunter.
„Weil ich...- Ich werde einfach älter; erwachsener."
„Wenn du meinst...", erwiderte sie in einem wissenden Ton und ging weiter in Richtung des Zaubertränke-Labors. Harry eilte ihr hinterher und musste sich wirklich beeilen, um mit ihr mitzuhalten.
Professor Slughorn stand bereits hinter dem Lehrerpult und bedachte Harry mit einem leichten Lächeln.
„Die Bücher findet ihr im Schrank dort drüben", sagte er und lächelte leicht. Harry und Hermine gingen beide zu dem Schrank und nahmen sich ein Buch heraus, ehe sie sich an einen Partnertisch nebeneinander setzten.
Der Professor begann mit seinem Unterricht. Es fiel Harry schwer sich zu konzentrieren, da Draco noch nicht da war und er sich ernsthaft Sorgen machte, vor allem nach Draco's Frage in der letzten Nacht. Am liebsten würde Harry ihn suchen gehen, aber er konnte heute nicht schon wieder im Unterricht fehlen oder Hermine im Stich lassen. Genauso wenig konnte er die Nacht wieder im Raum der Wünsche verbringen. Es würde auffallen und helfen würde es Draco ohnehin nicht, es würde bloß Harry helfen. Der Vormittag verlief ereignislos. Beim Mittagessen tauchte Harry nicht auf. Hermine hatte er gesagt, dass er keinen Hunger hatte, aber in Wirklichkeit war dies seine einzige Möglichkeit, Zeit mit Draco zu verbringen. Er streifte durch die Korridore, durch den Gang, an dem er gestern Morgen mit Draco gesessen hatte, am Raum der Wünsche entlang, aber Draco war nirgendwo zu finden. „Echt jetzt...?", grummelte er ärgerlich vor sich hin. Seine Schritte führten ihn nach draußen, er wollte sich gerade in das Grüne sinken lassen, als er den Blondschopf am Rand des verbotenen Waldes bemerkte. Langsam ging Harry direkt darauf zu, betrat den Wald und blickte sich suchend um. Da wurde er plötzlich von einem Arm gepackt und hinter einen Baum gezogen.
„Was soll das, Draco?", fragte Harry heiser und blickte sich um.
„Hast du jetzt eine Antwort?!"
Der Gryffindor stellte sich direkt vor Draco und blickte zu ihm auf. „Ich habe dir schon gestern Nacht gesagt, dass ich dir vertraue. Ich weiß, dass du nichts ohne einen wichtigen Grund tust. Ich glaube dir, Draco, aber trotzdem kann ich mir den Grund nicht ausmalen, der dich gestern dazu getrieben hat..."
„Vertrau mir bitte einfach nur...", nuschelte der Slytherin und ließ sich von Harry in eine feste Umarmung ziehen.
„Das tu ich, Dray, ich vertraue dir."
Er sah, wie sich ein erleichtertes Lächeln auf Draco's Lippen legte und spürte, wie er Harry noch näher an sich heran zog. Harry hob seinen Kopf ein wenig, legte seine Arme in Draco's Nacken und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. „Sehen wir uns nachher in der heulenden Hütte?"
„Treffen wir uns heute Abend nicht im Raum der Wünsche?"
„Das geht nicht...", nuschelte Harry heiser. „Hermine ahnt irgendetwas..."
Er spürte, wie Draco schluckte und ihn dann ein wenig von sich schob.
„Ich vertraue dir... und du vertraust ihr, oder?"
Als Harry nickte, fuhr er fort. „Sag ihr das mit uns, bevor sie ein Gerücht verbreitet oder Wiesel einweiht."
„Meinst du das ernst, Dray?"
„Wie gesagt, ich vertraue dir, Harry", flüsterte Draco. Harry griff nach Draco's Robe und zog ihn nah an sich. „Bis später", flüsterte er heiser und drückte dem Slytherin noch schnell einen Abschiedskuss auf die Lippen.
„Ey... jetzt warte doch mal, Potter", empörte sich der Slytherin und griff bestimmend nach Harrys Hand, als dieser gehen wollte. „Wir haben noch ganze neunzig Minuten Zeit... die will ich wenigstens mit dir zusammen verbringen. ...Außerdem habe ich etwas vorbereitet..."
„Dray..."
„Du vertraust mir doch... also glaub mir, wenn ich dir sage, dass du es lieben wirst."
Ohne auf Harrys Reaktion zu achten, führte er Harry durch den verbotenen Wald, auch als es an einen Weg ging, der bergauf führte, blieb er nicht stehen. Harry kam es wie eine Ewigkeit vor, bis der Slytherin plötzlich stehen blieb und Harry den Blick auf eine wunderschöne weite Lichtung freigab, die in einem saftigen Grün blühte und noch heller durch die Sonnenstrahlen. Er war überrascht, beeindruckt und unglaublich dankbar. „W-Wir sind im verbotenen Wald..."
„Mach dir nicht in die Hose. Die Anhänger des dunklen Lords sind gerade anderweitig beschäftigt, ich habe alles gecheckt. Wir sind hier sicher. Außerdem sind wir nur eine Stunde hier."
Harry schüttelte seinen Kopf und trat langsam einen Schritt nach vorne, auf Draco zu.
„Das ist es nicht... ich frage mich nur, warum du es machst."
„Weil ich unsere letzte Nacht vergrault habe...ich habe das Gefühl, es wieder gutmachen zu müssen... einfach weil du mir nicht egal bist."
„Ich weiß, dass ich dir nicht egal bin...", nuschelte Harry und schenkte ihm ein sanftes Lächeln. „Aber das meinte ich nicht. Im ersten Jahr hast du dir beinahe in die Hose gemacht vor Angst und seitdem hast du schiss vor diesem Wald!"
„Offenbar ja nicht mehr ... ich mein... eigentlich ist es nur ein Wald und durch das Todesser da sein kann ich inzwischen genügend Flüche um mir Gefahren vom Hals zu halten oder dich zu verteidigen."
„So kann man es natürlich auch sehen...", nuschelte Harry. Er sah sich um. Sie standen auf einer Lichtung, die rundherum einen Abhang hatte. Ganz vorne an der Spitze des Abhangs war ein riesiger Felsen. Harry trat langsam auf den Abhang zu und schaute hinab. Er konnte auf die Baumkronen des verbotenen Waldes sehen. Langsam drehte er sich um und erschrak ein wenig, als Draco direkt hinter ihm stand. „Ich finde es klasse hier", murmelte der Gryffindor und trat an Malfoy vorbei, in die Mitte der Lichtung, wo er sich sinken ließ.
„Hey... versprichst du mir was?", murmelte der Slytherin beinahe heiser und setzte sich neben Harry. Erst als Harry nickte, fuhr er fort: „Erzähl Hermine das mit uns."
„Draco..."
„Es ist mein Ernst! Du hast gesagt, dass sie etwas ahnt. Das heißt, dass wir uns nicht öfter sehen können, weil sie etwas ahnt! Aber ich muss dich sehen. Unsere gemeinsame Zeit ist das Einzige, was mich aufmuntert ... wenn die wegbleibt, dann-"
Harry stieß Draco sanft in die Seite. „Ich werde es ihr sagen... nachher!"
„Dann sind wir heute Nacht wieder zusammen?"
„Abwarten...", nuschelte Harry. „Es kann sein, dass sie sehr viele Fragen hat."
Der Slytherin nickte leicht. „Und Draco..., wenn ich ihr das sage, dann will ich, dass du sie nicht länger Schlammblut nennst."
Draco willigte ein und rutschte näher an Harry heran. „Solange ich dich behalte, tu ich alles..."
Verwirrt drehte Harry sich zu ihm. „Du bist so anders, seit wir beide..."
„Liegt wohl daran, dass du nicht länger mein Feind bist..."
„Ich dachte, ich kenne dich..."
„Glaub mir, du kennst mich nicht, du lernst mich gerade erst richtig kennen."Noch vor dem Abendmahl entführte Harry Hermine an einen verlassenen Ort, um ihr das zu beichten.
„Was machen wir hier, Harry?"
„Du hast doch gefragt, warum ich Malfoy verteidige...?"
Als sie nickte, fuhr er langsam fort: „Und du willst wissen, wer meine Freundin ist."
„Ja, Harry... und um mir das zu sagen, bringst du mich hierhin?"
„Ja... naja, es darf auf keinen Fall niemand anderes erfahren. Nicht einmal Ron! Auf keinen Fall Ron."
„Ich verspreche es. Du weißt, dass ich meine Versprechen halte und ich vertrauenswürdig bin."
„Ich weiß, deswegen werde ich es auch nur dir sagen..."
Er holte tief Luft. „In den Sommerferien bin ich Draco begegnet, er brauchte Hilfe und ich half ihm. Naja, in dieser Zeit habe ich ihn einfach von einer anderen Seite kennen gelernt, und-"
„Das heißt, du hast gar keine Freundin, sondern einen Freund? Du bist mit Draco Malfoy zusammen?"
„Naja zusammen kann man das jetzt nicht-"
„Ich hätte es wissen müssen! Darum hast du ihn vor uns immer so strikt verteidigt... hätte ich das gewusst, hätte ich niemals so von ihm geredet. Also warst du letzte Nacht mit Malfoy zusammen?"
„Letzte Nacht und diese Nacht hatten wir es auch vor."
Harry sah Hermine unsicher an, wirkte aber sehr erleichtert, als diese lächelte. „Du hältst mir keinen Vortrag?", fragte er misstrauisch, obwohl er die Antwort bereits kannte. „Natürlich nicht! Schließlich bist du alt genug, um zu wissen, was du tust. Außerdem scheint ihr euch ja wirklich gern zu haben, wenn ihr zwei Nächte hintereinander zusammen verbringt..."
Harry schenkte ihr ein dankbares Lächeln, schwieg aber. Im Moment wollte er nichts lieber, als im Raum der Wünsche zu verschwinden und seine Zeit mit Draco zu verbringen.
„Geh schon... Aber Harry? Irgendwann wird es auffallen, wenn immer du und Draco bei den Essen fehlen..."
„Danke, Mine. Wirklich! Du bist die Beste!"
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Love is war [Drarry]
FantasyHarry trifft zufällig auf Draco, welcher jedoch ganz anders aussieht. Noch dazu bittet er Harry um Unterstützung. Harry erkennt, das die Beiden viel mehr miteinander verbindet, als er immer dachte. Doch als die Schule wieder beginnt, muss es geheim...