Ashton

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„Bist du wirklich sicher, dass du die Universität verlassen willst?", fragte Logan, während er mit Ashton durch die Allee mit den großen Ahornbäumen lief, welche das Wohnheim mit den Lehrsälen der alten Universität verband und die selbst an warmen Tagen angenehmen Schatten spendeten.

„Was soll ich denn machen. Ich bin meiner Tante zu Dank verpflichtet, ohne sie hätte ich gar keine Chance gehabt überhaupt ein Studium anzufangen, geschweige denn, die Schule zu beenden.", meinte Ashton traurig.

„Mag ja sein, aber meinst du nicht, dass du das Ganze etwas übereilt hast? Du bist diesem Typen auf der Straße begegnet und er hat dir für diese Arbeit so viel Geld als Vorschuss gegeben? Da stimmt doch was nicht.", versuchte Logan ihn zum wiederholten Male zu warnen.

„Dachte ich ja auch, aber das Geld ist ja nicht nur als Vorschuss gedacht gewesen, sondern auch irgendwie als Abfindung dafür, dass ich mich bereit erklärt habe, den Job auch im Ausland auszuüben. Außerdem habe ich das Geld doch schon bekommen und einen Großteil davon für die Behandlung von meiner Tante ausgegeben. Also werde ich es jetzt auch durchziehen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass ich volljährig bin und selbst entscheiden kann. Mein Tantchen hätte es sicher nicht zugelassen, auch wenn es ihr in Moment so schlecht geht. Aber ehrlich gesagt, weiß ich immer noch nicht, wie ich es ihr erklären soll.", seufzte Ashton. "Du hast mir noch gar nicht gesagt, wohin du gehst?", äußerte Logan beiläufig. Abrupt blieb sein Freund stehen und schaute ihn erschrocken an. "Das weiß ich gar nicht.", sagte er mit geschockter Stimme. "Wie bitte, du hast nicht gefragt, wohin du gehen sollst. Hast du sie nicht mehr alle.", wetterte Logan auch schon los. "Ich sollte mir nur einen Reisepass besorgen und über das Gespräch habe ich dann vergessen zu fragen wohin.", versuchte er sich kleinlaut zu rechtfertigen. "Ich glaube nicht dass du gehen solltest. Bleib hier.", bat Logan ihn, mit besorgter Stimme, wieder. "Ich kann nicht. Das weißt du. Ich muss gehen. Ich habe zugesagt und ich werde es durchziehen.", murmelte Ashton bestimmt. „Mann, pass bloß auf dich auf. Ich werde dich wirklich vermissen. Melde dich wenigstens ab und zu mal, ja? Nur damit ich weiß, dass es dir gut geht.", verlangte Logan und sah seinen besten Freund an. „Das werde ich.", versprach Ashton.

Inzwischen hatten die Beiden fast das Hauptgebäude mit seinen erhabenen Türmen rechts und links erreicht. Irgendwie erinnerte es mehr an ein kleines Schloss als eine Universität. Ashton blieb stehen und starrte auf das schön angelegte Gelände mit seiner großen Rasenfläche, auf der schon am Morgen eine Menge junger Menschen verteilt saß. Traurig dachte er daran, dass heute sein letzter Tag als Student angebrochen war. Eigentlich war es müßig nochmals die Vorlesungen zu besuchen, aber er wollte sich gerne noch von seinen Freunden und seinem Lieblingsprofessor verabschieden. Ab morgen würde er ein neues Leben beginnen. Ein Leben, von dem er noch nicht wusste, wohin es ihn führen würde. In Gedanken nahm er sich jedoch vor, wieder zurück zu kehren, wenn er genug verdient hatte, um den Gehaltsvorschuss zurück zu zahlen und vielleicht noch etwas sparen konnte. Er fragte sich, was er alles in seinem neuen Job zu tun hatte und ob er dieser Aufgabe wirklich gewachsen war. Obwohl er sich selbst für recht zäh hielt, den nichts so leicht erschüttern konnte, sagte ihm Logan doch immer wieder was anderes. Ashton wusste, dass er bei seinen Freunden beliebt war, aufgrund seiner Art. Aber aus irgendeinem Grund meinten alle, auf ihn aufpassen zu müssen. Was den Job anging, so wusste er nur, dass er als eine Art Butler; „Sagt man sowas heute eigentlich noch?", fragte er sich, arbeiten sollte. Seinem Kenntnisstand nach sollte es sich um eine recht reiche gut situierte ausländische Familie handeln und er sollte sich vor allem um die Belange des Sohnes kümmern. Dass sein neuer Job ihn in nächster Zukunft in ein anderes Land führen würde, da diese wieder zurück musste, wurde mit ihm ebenfalls abgesprochen. Doch ein leiser Zweifel blieb. „Logan?", sprach Ashton seinen Freund leise an. „Ich werde dich vermissen.", erklärte er. Logan drehte sich zu seinem kleineren Freund und nahm in spontan in den Arm. „Ich dich auch Kleiner.", antwortete er mit traurigem Unterton in der Stimme.

Langsam gingen sie auf den Haupteingang zu, als ein Rolls Royce, welcher gut an der kleinen Kühlerfigur zu erkennen war, an ihnen vorbei fuhr und vor dem Haupteingang stehen blieb.

Sie blieben stehen und beobachteten das Fahrzeug, aus welchem ein junger Mann ausstieg, den die Beiden vom Sehen her kannten. „Ah, dass hätte ich mir ja denken können.", meinte Logan und beobachtete den gutaussehenden jungen Mann, der gerade, gefolgt von zwei Bodyguards, das Gebäude betrat.

„Oh, Kronprinz Sung Ho.", Ashton starrte ihm hinterher. „Ah, er gefällt dir wohl doch.", lachte Logan, nachdem er den Blick seines Freundes sah, der der Person folgte. „Nein. Hör endlich damit auf.", verneinte Ashton leicht aufgebraucht schnell. „Na gut. Ich spiele wohl eher nicht gerade in seiner Liga.", gab er leise zu und seufzte auf. „Das trifft wohl auf jeden hier zu.", versuchte Logan ihn ein wenig zu trösten. „Wie meinst du das?", empört schaute Ashton zu Logan auf und stemmte seine Hände in die Taille. Abwehrend hob sein Freund lachend die Hände. „Ich meinte natürlich das niemand hier in seiner Liga spielt.", verbesserte er sich. „Dann ist es ja gut." Mit diesen Worten ging Ashton gefolgt von Logan, der immer noch am Lachen war, weiter.

Logan war einer der Wenigen, die wussten, dass sein Freund eher auf Männer als auf Frauen stand. Obwohl er nie ein Geheimnis aus seiner Sexualität machte, war er aber der Meinung es auch nicht gleich jedem unter die Nase zu reiben.

Heimlich warf Logan einen besorgten Blick auf seinen kleineren Freund. Dieser tat ihm wirklich leid. Alles aufzugeben war bestimmt nicht einfach. Obwohl er ihn ein bisschen verstehen konnte, fand er immer noch, dass er zu übereilt gehandelt hatte. Seiner Meinung nach, hätte sich bestimmt auch eine andere Möglichkeit gefunden.

„Ich frage mich, warum er gerade hier her gekommen ist, um zu studieren?", sinnierte Ashton in Gedanken vor sich hin. „Vielleicht um einer Heirat zu entgehen?", mutmaßte sein Freund.

„Heiraten?", Ashton blickte seinen Freund fragend an.„Hast du das nicht gelesen? Angeblich soll dieses Jahr noch die Hochzeit stattfinden. In seinem Land gibt es da scheinbar strenge Regeln, die besagen, dass er als Kronprinz heiraten muss, wenn es ihm befohlen wird. Und so wie ich es haarklein von meiner Schwester vorgebetet bekommen habe, hat er jetzt das entsprechende Alter erreicht.", klärte Logan Ashton auf, während dieser mit seinem Blick Sung Ho und dessen Leibwächtern folgte, die gerade in einem Gang verschwanden. „Seit wann bist du denn an Männern interessiert?", fragte dieser mit einem schelmischen Lächeln auf denLippen. „Hä?", verdattert schaute Logan zu dem grinsenden Ashton. „Ich bin doch nicht an Männern interessiert!", protestierte er auch sofort. Der Kleinere fing an zu lachen. „Naja, du weißt doch, dass meine kleine Schwester auf diese ganzen Klatsch- und Tratschgeschichten der Promis abfährt und ich bekomme dann alle nervigen Geschichten brühwarm aufgetischt.", versuchte Logan mit verdrehenden Augen zu erklären. Inzwischen waren auch sie in ihrem Hörsaal angekommen und ließen sich auf zwei freie Plätze fallen. Durch ihre Trödelei schafften sie es gerade noch ihre Schreibutensilien heraus zu kramen, als auch schon der Professor mit der Vorlesung begann.

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