Fremdbestimmt

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Ashton war erleichtert, als der Tag endlich ein Ende fand. Immer wieder fand er es anstrengend, mit der königlichen Familie an einem Tisch zu sitzen. Viel lieber zog er sich dann doch in sein Zimmer zurück, auch wenn er es mit Sung Ho teilen musste. Wogegen er nicht ganz abgeneigt war, aber es auch nicht zeigte. „Könntest du mir das Musikzimmer zeigen? Sowas gibt es doch sicher auch hier?", fragte er mit leiser Stimme. „Gibt es. Komm mit.", meinte Sung Ho und Ashton folgte ihm durch die Gänge. „Später werden wir in unserem Palast auch eines haben.", versicherte er dem blondhaarigen Jungen. Kurze Zeit später öffnete er eine Tür und sie standen in einem etwas größeren Raum, als der im Herrenhaus, das sie noch bis vor kurzen bewohnt hatten. Allerdings war es ähnlich eingerichtet. Ein großer Flügel in der Mitte des Raumes und mehrere Instrumente im Raum verteilt abgestellt oder gelegt. „Hier.", sagte der Prinz und drückte Ashton eine edel und sehr alt aussehende Violine in die Hand. Andächtig sah der zierliche Amerikaner sie an und strich über das polierte Holz.

„Lange nicht gespielt worden, würde ich sagen.", stellte er fest, nachdem er mit dem Bogen einige Male darüber gestrichen hatte. „Das werden hier die wenigsten Instrumente.", bestätigte der Ältere. „Hmm..." Es dauerte nicht lange um die Geige zu stimmen. Dann fing Ashton wieder an zu spielen. Diesmal spielte er Halleluja, Desposito und zum Schluss noch Ode an die Freude. Da er mit dem Rücken zur Tür stand, bemerkte er nicht, dass weitere Personen eingetreten waren und ihm erstaunt zuhörten. Erst nachdem die letzten Takte von Beethovens Ode an die Freude verklungen waren und er klatschen von der Tür her hörte, drehte er sich um. „Wow, als mein Sohn mir sagte, dass er einen Lehrer bräuchte, da sein Verlobter spielen würde, hätte ich nicht gedacht, dass du so gut bist.", sagte der König anerkennend. Auch einige der jungen Dienstmädchen hatten sich durch die Tür gedrängt und standen nahe dieser um schnell wieder verschwinden zu können. „Danke.", verlegen schaute Ashton auf seine Schuhe. Stolz, dass sein Verlobter so gelobt wurde, sah der Kronprinz diesen an.

Er nahm ihm die Violine wieder aus der Hand. Nachdem er sie weggelegt hatte, verabschiedeten sie sich vom König und gingen in ihr Zimmer. Sung Ho ließ ihnen noch etwas Tee bringen und beide machten sich für die Nacht fertig. Nachdem Ashton im Bett lag, nahm er sich noch das Buch seiner Freunde vor und fing selbst erst mal an alle lustigen und peinlichen Einträge zu lesen. Und die Bilder anzuschauen und in Erinnerung zu schwelgen.

Bis ihm sein Telefon einfiel. „Sung Ho? Ich brauche eine neue Telefonkarte und auch einen Internetzugang.", erklärte er. Der Kronprinz nickte. „Wenn ich es morgen vergesse, würdest du bitte selbst Leon darum bitten. Er wird dir besorgen was du brauchst.", bat er Ashton. „In Ordnung." „Ich hätte da auch noch was.", fing der Prinz an. „Was denn?", fragte der Kleinere neugierig. „Naja, es ist so. Wir machen uns schon etwas Sorgen um dich. Z.B. weiß ich das du Nachts kaum noch durch schläfst..." „Und ich dachte es würde niemand mitbekommen.", unterbrach er ihn zaghaft, worauf ihm der Kronprinz einen komischen Blick zuwarf. „...und dann noch deine Panikattacke gestern.", zählte er weiter auf. „Wir haben es besprochen und denken, dass es am besten wäre, wenn du zu einem Psychotherapeuten gehst. Leon hat gestern schon einen Termin für dich gemacht. Morgen früh fahren wir dort hin.", erklärte Sung Ho. Entsetzt sah ihn Ashton an. „Erstens, bin ich nicht verrückt; Zweitens, ist alles halb so schlimm: Drittens, war das Gestern nur, weil ich so erschrocken war, wegen dem Überall und Viertens, verstehe ich sowieso noch nicht genug von eurer Sprache.", zählte Ashton die Gründe auf, warum es unnötig war zu einem Therapeuten zu gehen. „Erstens, du brauchst einen; Zweitens, wird er fließend englisch sprechen und Drittens werde ich keinen Widerspruch dorthin gehend dulden.", triumphierte der Ältere. „Du machst was ich sage.", verlangte er. „Ich kann immer noch selbst über mich bestimmen.", begehrte der Jüngere auf. „Nicht mehr. Du bist bald ein Mitglied der königlichen Familie, da musst du dich bestimmten Zwängen unterwerfen. Dazu gehört auch Gehorsamkeit. Also sei schön brav und mach was ich dir sage." Erwartungsvoll sah der Kronprinz ihn mit einem Hauch von Überlegenheit an.

The Prince's HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt