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Gayle

Obwohl ich nicht will, denke ich ständig an Jodie. Naja, eher an ihr Leben. Für einen Abend habe ich Einblick in den tatsächlichen Reichtum der van Hudsons gehabt. Die Tage danach werde ich ausgefragt. Und Kenday bestätigte alles. Zumindest fast. Schon peinlich, dass er Jodie und mich im Pool gesehen hat. Angeblich ist er sofort danach weggegangen, doch ich kenne ihn nicht gut genug, um ihm zu glauben. Vielleicht hat er auch die ganze Zeit... uahh, nicht daran denken, Gayle... . Aus irgendeinem Grund vergleiche ich mein Leben nun immer mit Jodies. Meine Klamotten, meine Redensart, meine Aktivitäten, einfach alles. Und außerdem denke ich daran, was sie wohl jetzt macht, ob sie noch an mich denkt... . Ich schüttele immer nur den Kopf. Chris beobachtet mich seit DER SACHE immer. Wir reden viel. Das Leben scheint nicht mehr SO trist.

Jodie

Morrison... . Er ist nicht so, wie die anderen. Schon allein dieses Geheimnisvolle. Ich treffe mich weiterhin mit Freya, Livia und anderen Jungs. Doch meine Mutter beäugt mich ständig seltsam. Vor allem beim Essen. Na gut, ich esse zu viel für meinen Plan, aber auch nicht SO viel... . Seit zwei Wochen hat niemand etwas von Mo gehört. Ihn nicht gesehen. Und das Königreich, das er nannte, gibt es nicht. Leider hat er sich generell sehr bedeckt gehalten. Mo kann ich ihn wohl nicht nennen, denn es gibt weit und breit keinen Prinzen namens Morrison. Also MM, für Mr. Mysterious. Jap, ich liebe Abkürzungen.

Zwei Monate später...

Shit! Ich bin erstens fett, zweitens esse ich zu viel und drittens bin ich beim Sport nur noch am Schnaufen. Alle flüstern über mich zuhause. In der Schule zum Glück noch nicht. Endlich, endlich kommt meine Mutter, die mich schon seit zwei Monaten beobachtet, zu mir.

Tesla

Ich weiß es, seit mein kleines Mädchen vor zwei Monaten grübelte. Natürlich hatte sie nach dem Ball einen Jungen hergebracht, doch welchen? Sie grübelte und grübelte, doch ich hielt mich zurück, wie Koglard es von mir verlangte. Schon immer wurde unsere Bindung von ihm zerstört. Sie sollte unabhängig werden. Doch nun wollte ich, dass sie weiß, dass ich natürlich für sie da bin. Dass ich eine gute Mutter bin. Bitte, Mäuschen, glaube es mir. Ich reibe mir die schmerzenden Arme. Koglard war wütend gestern, erneut. Wie gern würde ich nur so frei sein, wie Jo, wie ich sie heimlich nenne. Wie gern solche Kleider tragen, die mir gefallen. Wie gern mich selbst entfalten.
Und nun werde ich mit 37 Jahren Großmutter. Ich liebte Koglard heiß und innig. Ein attraktiver älterer Mann, der sich für mich interessierte. Also ließ ich es zu, mit 20 Jahren schwanger zu werden, weil er es so wollte. Ich heiratete mit 18 Jahren. Wir waren glücklich mit unserer Jodie. Doch dann wurde er zum Tyrann, riss sie von mir weg. Unterdrückte mich. Jo ist so hübsch. Sie wird immer hübsch sein. Ich nehme ihre Hände, lächle. Ich wäre eine gute Mutter gewesen. Jo hat mich noch nie lächeln sehen. Sie ist erstaunt. Dann erkläre ich es ihr. Alles. Nicht über mich. Irgendwann, ja. Über sie, ihr Kind. Sachlich, klar und mit meiner echten Stimme. Koglard wird mich tot prügeln wollen. Ich sage ihr, was zu tun ist. Und Jo ist schlau, naja... . Ich weiß, dass sie nicht die hellste Leuchte ist. Doch sie versteht mich. Dann umarme ich mein Mädchen weinend. Doch sie sieht es nicht. Ist nur erstaunt. Danke Mom, sagt sie zaghaft. Mom. Gemeinsam können wir Koglard stürzen... . Ich möchte ihr helfen, nicht denselben oder dieselben Fehler zu begehen wie ich.

Jodie

Zwei Wochen später...

Ich war gerade mit... Mom (es ist immer noch seltsam) beim Arzt. Drei Monate schwanger. What!? Okay, ich habe mich damit abgefunden. Wären wir früher gekommen, hätte ich es abtreiben können, doch Tesla, äh, Mom, hätte es nicht zugelassen. Es geht dem Baby gut. Mom erzählt mir immer mehr über meinen Vater. Schrecklich. Wir kaufen ihr ein paar Klamotten, die sie bei mir verstecken kann. Auf dem Heimweg müssen wir an den Slums vorbei. Dort! MM?! Vorbei. Er war es doch!? Neinnnn, Jodie, das geht doch nicht... . Ich muss da hin, mich absichern, dass der Vater meines Kindes kein Slum-Bewohner ist. Ich liebe das Kind nicht. Zumindest noch nicht. Seltsam, dass Mom eigentlich eine sehr liebevolle Frau mit einer tollen Figur und wundervollen Haaren ist. Irgendwoher muss ich mein Aussehen ja haben. Arme Mom! Ich weiß, dass sie mir noch längst nicht alles erzählt hat und dass sie schreckliche Angst haben muss, dass Koglard es herausfindet. Wir lachen sogar ein bisschen zusammen. Wir schaffen das, versichert sie mir. Wir haben viele entsprechende Sachen gekauft. Ich werde einfach sagen, es sei ein neuer Trend. Dann ist es nicht so seltsam, dass ich plötzlich einen vollständig anderen Stil anhabe. MM...

Nächster Tag...

Ich habe Angst vor den Slums. Schnell eile ich vorwärts. Dort ist die Stelle, wo ich ihn gesehen habe. Eventuell. Schneller. Dort... ist er. Tatsächlich. Der wundervolle Prinz, nur in hässlichen Klamotten, das Haar und Gesicht schmutzig. MM... . Er sitzt neben einem etwas größeren, doch sicherlich jüngeren Mann auf einem... Fass? Ich gehe hin. Mit gesenktem Kopf. Hey, flüstere ich. Beide starren mich an. Ich lasse die Kapuze fallen, sehe das Erstaunen und setze sie schnell wieder auf. "Chris!", zischt MM. Der Junge verschwindet sofort. "Jodie!?" Er steht auf und streicht sich durchs Haar, übers Gesicht und über die Klamotten. Es bringt nichts. Erstaunlicherweise bin ich nur halb verzweifelt und wütend, sonst noch... enttäuscht? Ja, tatsächlich. Ich bin enttäuscht.

From bet(d) to babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt