Gayle
Schon als ich aufwache weiß ich, dass heute ein ganz besonderer Tag werden wird. Denn heute ist der Abschlussball. Na gut, zumindest ein besonderer Tag für viele andere, die ungefähr in meinem Alter sind. Das denke ich schon seit zwei Jahren, aber gut. Ich darf natürlich nicht zum Ball gehen, da ich auch die Akademie nicht besuche. Wie jeden Tag stehe ich auf und gehe in die kalte Küche. Mit der Milch von gestern mache ich Frühstück für Vesta, Ava, Tara, Lewi und Chris. Bald schon kommen die fünf auch. Sie essen oder trinken eher und ziehen sich an. Vesta und Ava helfe ich noch. Die beiden bringe ich mit Tara zu unserer Nachbarin. Eine unserer vielen. Sie hat auch mich früher unterrichtet. Lewi weigert sich mittlerweile und auch Chris geht schon seit zwei Jahren nicht mehr zu ihr. Chris ist ein ziemlich harter Kerl geworden. Er hatte schon drei Freundinnen und sieht aus wie 16 oder sogar 17. Irgendwie gefällt mir seine Entwicklung nicht so. Nachdem ich die drei weggebracht habe, bringe ich Lewi zum Training. Kampfsport. Ich weiß, dass in zwei Jahren das Waffentraining kommen wird... . Alles kostenlos. Wir sind Nachbarn und haben alle nichts, sonst wären wir nicht hier. Als ich wiederkomme, ist Chris weg. Ich melke die Kühe und bringe sie auf die Weide. Die drei sind die einzigen Hinterlassenschaften meiner Eltern. Die Milch verteile ich so gut es geht an alle anderen. Ach was, nicht alle, nichtmal ansatzweise. Es gibt so viel Armut in dieser Provinz. Mein 'Bezirk' ist nur ein Bruchteil. Auf dem Rückweg treffe ich ein paar Kumpel von mir. "Hey, was läuft?", begrüßt Kenday mich gleich und wir schlagen uns ab. "Jo, alles so wie immer", grinse ich. Wir setzen uns auf ein paar Ölfässer und spielen eines unserer Spiele zum Zeitvertreib. Hier unten hat man nichts zu tun. Deshalb bringen sich wohl so viele um. Es ist immer das gleiche. Wir schließen mal wieder Wetten ab. Zuerst wetten wir um Steine, dann um etwas zu essen (natürlich gewinne ich, wie meistens) und schließlich will jemand der Jungs eine meiner Kühe haben. Das ist mir zu viel, also schlage ich etwas total verrücktes vor: "Ich gehe zum Ball, tue so als wäre ich ein Prinz und mache mich an Jodie van Hudson ran" Alle lachen und stimmen zu. Sie wissen genauso gut wie ich, dass ich gewinnen werde. Um die Spannung noch zu erhöhen, sage ich: "Und ich werde sie ins Bett kriegen, Jungs!" Ouuuh, das war gut. Sie schlagen sofort ein und versprechen mir gutes Essen, sollte ich gewinnen. Lässig lächelnd werfe ich den Stein. Ich muss drei Dosen mit einem Stein umwerfen, doch sie stehen günstig. Ich drehe mich um und grinse die Jungs an, warte auf ihr anerkennendes Pfeifen. Doch sie bleiben stumm. Kenday schaut mich mit großen Augen an. Obwohl ich weiß, was ich sehen werde, drehe ich mich hoffnungsvoll um. Zwei Dosen liegen auf dem Boden, die dritte ist auf dem Fass umgefallen und bis ganz an den Rand gerollt. Eine Delle im Blech. Ich will widersprechen, doch dann merke ich, dass das unfair wäre. Jetzt fängt Kenday an zu grinsen, bedeutet uns, zu warten und rennt weg. Ich seufze und lasse mich auf ein Fass sinken. Die anderen schauen mich mitleidig an. Ich bin der totale Loser, ist das einzige, was ich denke. Nicht an meinen Wetteinsatz. Da kommt Kenday wieder. Er trägt ein Kleidungsstück, einen Spiegel und eine Bürste. "Zieh den an", schnauft er und reicht mir den Anzug. Verblüfft schaue ich ihn an, dann ziehe ich mich um. Ich bürste mir die Haare und betrachte mich im Spiegel. "Ich frag mal nicht, woher du den hast", sage ich und deute auf den Anzug. "Du siehst gut aus. Könntest echt ein Prinz sein. Wirklich, Mann, wenn du nicht hier wohnen würdest, wärst du der krasseste Dude da oben" Kendall scheint es ernst zu meinen. Ich lächle und nicke nur. Wir sprechen ab, wie wir in das große Gebäude kommen wollen und wo Kenday sich verstecken soll. Dann gehen wir noch zum Fluss, um uns zu waschen. Ich bin aufgeregt und spüre das Adrenalin durch meine Adern fließen. Ich weiß, dass meine Geschwister gut aufgehoben sind. Vielleicht wird dieses Abenteuer mir ja etwas mehr Anerkennung hier unten bringen. Ja, das ist wirklich das einzige, woran ich denke. Wir machen uns auf den Weg.
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From bet(d) to baby
Roman pour AdolescentsJodie van Hudson hat die reichsten Eltern der Provinz. Sie lebt in einer Villa, hat viele Freunde und ist hübsch. Bis jetzt ist ihr noch kein Fehler untergekommen in ihrem Leben. Gayle Thomp gehört der untersten Gesellschaftsschicht an. Um seine fü...