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ca. zwei Wochen später...

Gayle

Die letzten Wochen waren wundervoll. Ich habe endlich das Gefühl, zu leben. Wir haben uns Babymöbel bestellt, die Kids gehen ab heute aufs Internat und wären Jo und ich nicht schon verlobt, wären wir definitiv zusammen. Sind wir ja auch so. Es ist morgens. Jo zieht Chris, Lewi und Tara die Schuluniformen an (bzw. gibt sie ihnen, sie sind groß genug) und ich mache Essen für die Fahrt. Sie werden drei Stunden am Meer entlangfahren, dann sind sie an der Akademie, die zwischen Meer und Bergen liegt. Die letzten beiden Wochen haben alle drei gebüffelt wie verrückt. Ich bin stolz auf sie. Ava ist noch sehr zurückgezogen Jo gegenüber und ist viel in ihrem Zimmer. Vesta jedoch spielt die ganze Zeit mit ihr. Und die Jungs finden sie natürlich auch super nett und hübsch. Tara hat endlich eine Art Mutter oder beste Freundin, mit der sie über alles reden kann. Ich hatte schon Angst vor der pubertierenden Tara, aber nun ist Jo ja da. Sie ist eine echte Vertrauensperson für die fünf, naja außer für Ava vielleicht... . Da hupt der Bus schon. Hektisch überprüfen Jo und ich die Taschen, bläuen ihnen das letzte Mal irgendwelche Manieren und Regeln ein und bringen die grinsenden drei endlich zum Bus. Sie winken uns bis sie um die Ecke fahren. Ich lege einen Arm um Jos Taille. Sie ist schon sechs Monate schwanger. Kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht. Ava wird bald sechs Jahre alt und muss ab nächster Woche die Vorschule besuchen. Sie wird zunächst auf eine Schule hier in der Nähe gehen, von der wir sie jeden Tag abholen. Das wird das beste sein. Ich versuche ja noch Jo zu überreden, Vesta einer Tagesmutter anzuvertrauen. Sie ist schon drei Jahre alt und sollte endlich unter Gleichaltrige kommen. Doch Jo hat sie so liebgewonnen, dass ich ihr nun folgenden Vorschlag mache: "Hey, Jo! Wie wär's, wenn wir Vesta zur Tagesmutter schicken, sobald unser Baby da ist? Da haben wir genug zu tun und werden froh sein, nicht noch ein Kleinkind am Hals zu haben. Komm schon" Jo windet sich, dann nickt sie. "Super, Jo!" Ich umarme sie. "Wir werden in zwei Monaten mit der Eingewöhnung beginnen" Ich gebe ihr einen schnellen Kuss, dann eile ich zum Telefon. Ich muss uns einen Platz bei der Tagesmutter in der Nähe besorgen.

Jodie

Als ich aus Vestas Zimmer nach unten komme, sind Mom und Koglard schon da. Ich habe Vesta schlafen gelegt, denn jetzt geht's zum Babyshopping. Alle Möbel haben wir schon und Spielzeug und Kuscheltiere auch. Pflegeutensilien, Windeln und wichtige Dinge wie Kinderwagen, Babyschale und Wärmestrahler hat alles Gayle besorgt. Mein Held. Ich bin so glücklich mit ihm und freue mich sehr, da es ihm und seinen Geschwistern so gut hier geht. Sie kennen das ja garnicht... . Es macht mich so traurig, dass die Armut mich nie interessiert hat. Ich werde wahrscheinlich irgendetwas tun. Bald. Doch Koglard darf dies nicht mitbekommen. Er hasst die Slums, so wie ich es tat, da er es mir so beibrachte. Wir begrüßen uns und Gayle und ich zeigen schnell einige Räume unseres Hauses.

Mehr Zeit ist nicht, wir müssen los, sonst wird der Laden zu voll. Teuer und beliebt, wie er ist.
Eine halbe Stunde später sind wir da. Früher trug ich immer High Heels und enge Kleider, doch nun bevorzuge ich lockere Kleider und Riemchensandalen. Wir betreten den Laden und das Shopping beginnt.
Zwei Stunden später hieven Koglard und Gayle Unmengen von Tüten ins Auto. Ich habe Rückenschmerzen und setze mich sofort ins Auto, genauso wie Mom. Ehe die Männer fertig sind, fragt sie schnell: "Wie alt ist dein Goldstück denn eigentlich?"
"19", antworte ich leise. Da kommen sie auch schon. Gayle setzt sich neben mich und nimmt meine Hand. Koglard setzt sich neben Mom, doch sie berühren sich nicht, schauen sich nicht an. Es ist so grausam.

Mom und Koglard sind glücklicherweise sofort abgefahren. Gayle und ich räumen die Kleidung in die Schränke. "Hoffentlich stimmt es jetzt, was der Arzt gesagt hat", meint Gayle. "Ja, stimmt. Vielleicht wird es auch das andere Geschlecht" Wir müssen lachen bei der Vorstellung, unser Kind müsste dann trotzdem diese Kleidung tragen.
Gayle besteht darauf, Essen zu machen, also spiele ich mit den Mädels. Was hat Ava nur?
Nach dem Essen erzählt Gayle mir, dass sie fast drei Jahre alt war, als ihre Eltern verschwanden. Das Baby, Vesta, musste Gayle großziehen. Wow. Deshalb war er nicht ganz so bestürzt wie ich, als wir es erfuhren. Er hat tatsächlich schon einmal ein Baby großgezogen. Und zwar mit 16! Respekt! Irgendwie auch traurig, dass wir nicht zusammen unser erstes Baby haben werden. Naja, es ist ja dann sein Kind und nicht seine Schwester, aber... "Fühlt es sich so an, als wärst du ihr Vater? Oder dachte sie das jemals?" Gayle schüttelt sofort den Kopf. "Früher mochte ich sie nicht. Meine Eltern ließen sie zurück und ich wusste nichts damit anzufangen. Sie war wie... ein Ding. Ich kümmerte mich nicht gut um sie und so mochte sie mich auch nicht. Lief eher zu Chris. Er hat ihr immer nur die Wahrheit gesagt. Wir sind alle nur Geschwister. Ich glaube, das weiß sie jetzt auch. Und Chris ließ auch von ihr ab, als er älter wurde. Sich mit Frauen traf. Also war sie allein, denn die anderen... waren mit sich beschäftigt, denke ich. Im Nachhinein tut es mir so leid. Aber sie ist auch ein starkes Mädchen geworden dadurch. Schau mal, sie hatte nie einen Schnuller. Unser Baby wird abhängig werden", lockert Gayle die Stimmung auf und legt eine Hand auf meinen Bauch. Ich lächle leicht.

From bet(d) to babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt