rezoni || Manche Momente

Kapitel 1

Ich schmunzelte und schloss seufzend meinen Laptop.
„Na toll", murmelte ich. „Vielen Dank Nia!" Dennoch wich das Schmunzeln nicht aus meinem Gesicht.
Gerade hatte ich das  neue Tonia Video angesehen, welches schon morgen online gehen würde.
Ich hatte mich wieder dazu überreden lassen, ein „Wer hat noch nie ..." mit den Jungs zu drehen. Wie immer war es... sehr... sehr zweideutig.
Es war mir, jetzt in Nachhinein, wo ich das fertig geschnittene Video gesehen hatte, wieder einmal etwas unangenehm was ich vor etwa einer Woche beim Dreh erzählt hatte. Meine Zuschauer würden in diesem Video wieder eine Seite von mir kennenlernen, die sie bis vor kurzem garnicht gekannt hatten.

Bis heute musste ich immer noch lächeln, wenn ich an den ersten Tonia-Dreh zurückdachte.
Ich war bei Toni und Nia angekommen und hatte mich sofort so wohl gefühlt, als wäre ich schon tausendmal dort gewesen. Die ganze Zeit, die ich bei ihnen verbracht hatte, war so unfassbar entspannend und einfach nur schön gewesen. Wir hatten zwar ein Video gedreht aber es war trotzdem eine ganz andere Atmosphäre, als ich es bis dahin von meinen eigenen Videos und meinem eigene YouTubeKanal gekannt hatte.
Die beiden gingen einfach ganz anders mit ihren Fans und mit ihren Kanal um. Sie hatten mir andere Facetten vom YouTube gezeigt und mich dadurch auch ermutigt, meinen Zweitkanal so aufzubauen, wie er heute war. Ich hatte die zwei schon nach wenigen Stunden so lieb gewonnen, dass ich am liebsten bei Ihnen geblieben wäre. Zwischen uns stimmte einfach die Chemie.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, musste mir allerdings eingestehen, dass ich sie im Stillen sogar etwas beneidet hatte. Nicht um ihren Kanal oder ihre Zuschauer, sondern um etwas ganz entscheidendes, was mir in meinem Leben bis jetzt immer verwehrt geblieben war. Sie hatten etwas was ich mir immer so sehr gewünscht hatte und dennoch nie haben konnte. Vielleicht auch, in so einer Form, nie haben würde.
Ich beneidete sie um ihre Freundschaft. Um nicht mehr. Einzig und allein um das, was für die beiden inzwischen schon nahezu selbstverständlich geworden war.

Natürlich, ich hatte immer Freunde gehabt, aber eine solch enge Freundschaft wie Toni und Nia sie hatten, das hatte ich nie gehabt.
Doch jetzt war das auch schon eine gefühlte Ewigkeit her.
Ich seufzte erneut, schob meinen Laptop von meinen Knien und erhob mich. Ich hatte Nia versprochen mich noch heute zu melden, um ihm meine Meinung zum geschnittenen Video mitzuteilen.
Ich stand nun in der Tür zum Wohnzimmer, mein Handy in der Hand und tippte Nias Kontakt in die Suche ein. Ich öffnete den Chat. Erneut musste ich an diesem Abend schmunzeln, denn auf meinem Display war nun ein Foto zu erkennen, welches Nia mir vor ein paar Tagen geschickt hatte.
Toni und ich, auf meiner Couch, wie wir beide friedlich schliefen. Er hatte seinen Kopf auf meiner Brust abgelegt und ich hatte meine Arme um ihn gelegt. Für außenstehende mussten wir wirklich aussehen wie ein Liebespaar.
Nia hatte sich sehr darüber amüsiert, aber wir waren beide einfach so müde gewesen, dass wir zusammen noch vorm Fernseher eingeschlafen waren. Er musste wohl irgendwann ins Bett gegangen sein, hatte es aber nicht für nötig gehalten uns zu wecken, sodass ich am nächsten morgen mit höllischen Nackenschmerzen aufgewacht war. Sehnsüchtig dachte ich an diesen Tag zurück. Ich vermisste Tonis Nähe irgendwie, ich vermisste die Unbefangenheit mit der wir uns gegenseitig behandeln konnte. Bei Ju beispielsweise, verhielt ich mich anders. Er war zwar einer meiner besten Freunde und ich konnte mit ihm über alles reden und dennoch, es war aus irgendeinem Grund trotzdem nicht zu vergleichen mit dem, was ich mit Toni hatte. In meinem Bauch begann es zu kribbeln als ich daran dachte und schnell schüttelte ich die Gedanken ab.
Ich überlegte was ich Nia jetzt schreiben sollte. Einerseits gab ich mal wieder viel mehr von mir preis als ich es eigentlich vorgehabt hatte. Auf der andren Seite, war es genau das, was viele meiner Fans an mir mochten. Ich verstellte mich nicht.

Meine Finger schwebten noch einige Zeit über der Tastatur meines Handys. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass das Video gut sei wie es war. Die Leute sollten doch denken was sie wollten. Also schickte ich nur kurz ein „Video is gut so. Haste mich mal wieder echt gut dargestellt *Lachsmiley*" und beschloss für heute Schluss zu machen und ins Bett zu gehen.