Kapitel 6

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Ich konnte das Knistern Förmlich spüren welches zwischen uns in der Luft lag. Genervt stöhnte ich auf und wollte gerade die fehlenden Millimeter, die noch zwischen unseren Lippen lagen überwinden, als Toni zurückzuckte. Ich erstarrte.
Die Tür hatte sich soeben geöffnet und im Türrahmen stand nun ein sehr verschlafener Nia.
Ich ließ Tonis Hände los und rannte. Wohin ich wollte? Keine Ahnung. Ich musste nur weg von dort. Ich rannte bis ich an einem See angekommen war. Ich schien mich in einem Park zu befinden. Der Mond spiegelte sich auf der Wasseroberfläche und ein lauer Sommerwind raschelte durch die Bäume.
Diese wunderschöne, ruhige Sommernacht passte gerade so überhaupt nicht zu dem, was in meinem Kopf vorging. Ich hätte beinahe meinen besten Freund geküsst. In diesem Moment hatte es sich so richtig angefühlt und jetzt erschien es mir so falsch. Vermutlich war es gut das Nia in diese Situation hineingeplatzt war. Ich wusste das ich eigentlich froh sein sollte, dass Nia mich vor einem meiner größten Fehler bewahrt hatte. Und dennoch war ich alles andere als glücklich darüber.
Direkt am Ufer des Sees stand eine Bank. Ich setzte mich darauf und schloss die Augen.

POV Toni

Ich stand immer noch an die Wand gelehnt da. Meine arme hingen schlaf an meinem Körper hinunter. „Was war da eben passiert?", diese frage schwirrte mir tausendfach durch den Kopf.

„Toni?"; die sanfte Stimme von Nia riss mich aus meinen Gedanken.
Ich blickte ihn an. „Was habe ich getan?", meine Stimme klang hohl und freudlos.
„Es tut mir leid Toni"
Ich nickte ihm nur zu, stieß mich von der Wand ab und ging wortlos an ihm vorbei in mein Zimmer. Was konnte ich jetzt tun? Ich wusste es nicht. Rezo hätte mich fast geküsst.
Wo war er jetzt? Erst jetzt realisierte ich das er womöglich verschwunden war. Ich riss meine Zimmertür auf und stürmte den Flur entlang. Ich schaute ins Wohnzimmer, doch nur Nia saß dort. Er blickte mich an, in seinem Blick lag so viel reue das es mir fast das Herz zerriss.
„Er ist nicht hier", sagte er mit tonloser Stimme.
Das war zu viel für mich. Ich merkte noch wie mir die ersten Tränen über mein Gesicht liefen, dann war Nia da. Er nahm mich in den Arm und versuchte mich zu beruhigen. Er strich mir immer wieder über den Rücken und hielt mich einfach nur fest.

Als ich etwas runter gekommen war, schob er mich auf die Couch.
Ich schniefte und sofort nahm ich Rezos Geruch wahr. Ich schluckte das erneut aufkommende Schluchzen hinunter.
Nia sah mich nachdenklich an. „Du liebst ihn".
Es war keines Frage gewesen. Es war eine Feststellung.
Ich blickte zu Nia auf und nickte. „Ja ich habe mich verliebt. Aber bis heute war ich mir sicher das Rezo diese Gefühle nie erwidern würde. Aber dann... naja du hast es selbst gesehen...", meine Stimme brach ab.
„Toni ich möchte mich da eigentlich nicht einmischen aber ich denke schon das Rezo etwas für dich empfindet. Auf jeden Fall hat er dich sehr gern. Er würde dir nie wehtun wollen. Vielleicht...", Nia machte eine kurze Pause und schien zu überlegen. „Vielleicht solltest du ihn suchen gehen"
Ich sah ihn an. „Meinst du?"
„Ja ich denke schon. Ihr solltet reden."
Ich nickte nur und stand auf. Nia hatte recht. Mit allem was er gesagt hatte. Ich liebste rezo und ich würde um ihn kämpfen. Gerade hatte ich die Tür geöffnet da hörte ich Nia fragen:
„Toni? Soll ich lieber hier bleiben?"
Ich überlegte kurz. Nia war der Mensch mit dem ich immer reden konnte. Wenn er jetzt ging wäre ich alleine. Alleine mit meinem Gefühlschaos. Aber ich wusste auch wie sehr er sich auf diese Woche gefreut hatte.
„Nein nein. Es ist schon okay. Fahr nur. Ich komm klar", antwortete ich daher nur.
„Bist du dir sicher?", fragte er erneut nach.
„Ja bin ich. Ich komme schon klar", und mit diesen Worten, zog ich die bereits offene Haustür hinter mir zu.

Ich wusste nicht wo ich suchen sollte. Woher sollte ich wissen wo er hingerannt war? Ich vertraute einfach meinem Gefühl und schließlich war ich an meinem Lieblingsort angelangt. Aus der Ferne konnte ich den kleinen See sehen, den ich so sehr liebte. Stunden hatte ich schon hier verbracht und einfach nur nachgedacht. Mein Schritt verlangsamte sich. Auf der Bank, welche am Ufer des Sees stand, konnte ich eine Person erkennen. Es war dunkel, nur der Mond schien auf das Wasser, doch diese Person würde ich immer erkennen. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich hatte Rezo tatsächlich gefunden.

Als er meine Schritte hörte drehte er sich um. Sein Blick traf den meinen. Ich sah seine Unsicherheit und dennoch bildete ich mir ein, kurz ein kleines lächeln auf seinen Lippen zu erkennen.
Er stand auf und kam auf mich zu. Mein Herz schlug wie wild gegen meine Brust, mein Atem stockte. Er blieb vor mir stehen.

rezoni || Manche MomenteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt