Kapitel 22

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POV Rezo

Ich stand im Flur, hatte meine Sachen zusammengepackt, und den Autoschlüssel in der Hand. Ich sah mich noch ein letztes mal um, legte den Haustürschlüssel ordentlich auf die Kommode, dann öffnete ich die Tür und trat in die Nacht.

POV Nia

Ich hatte die Nacht kaum geschlafen, es ging mir elend. Ich bereute es, was ich getan hatte. Warum hätte ich nicht einfach die Klappe halten können. Warum musste ich überhaupt so fühlen. Es war schon unwahrscheinlich, dass wir alles drei schwul, beziehungsweise Bi waren, doch noch viel unwahrscheinlicher war die Tatsache, dass ich und Toni den gleichen Mann liebten. Ich verstand es nicht. Warum musste es immer so kommen, wie es am wenigsten passte.
Ich wollte gerade aufstehen, als mein Blick auf einen Zettel fiel. Sorgfältig zusammengefaltet, lag er neben mir auf meinem Nachttisch.
Ich hob ihn auf, öffnete ihn und erstarrte, als ich Rezos Handschrift erkannte.

Nia, wenn du das hier liest, bin ich schon lange weg. Ich denke allerdings, ich bin dir eine Erklärung schuldig.
Schon als wir und kennenlernten, also Toni, du und ich, war ich von eurer Freundschaft beeindruckt. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass ihr es manchmal als selbstverständlich hinnehmt, ist es das keinesfalls. Es ist etwas ganz besonderes. Ich möchte es nicht kaputt machen, was ihr zwei euch aufgebaut habt und die einzige Möglichkeit dafür ist, dass ich gehe.
Ich überlasse es Dir ob du Toni erzählen möchtest was vorgefallen ist, oder lieber nicht. Fühl dich nicht verpflichtet es zu tun. Ich habe ihm nichts gesagt und damit lasse ich dir die Möglichkeit, dass zu entscheiden.
Aber das wichtigste ist: Du bist ein wundervoller Mensch Nia. Mach dir keine Vorwürfe, es ist wie es ist und du trägst keine Schuld daran. Niemand wollte, dass es so kommt.
Bitte pass bitte auf Toni auf, ja? Ich bin nicht mehr da um ihn von irgendwelchen dummen Ideen abzuhalten.
Es tut mir leid,
Rezo

Tränen stiegen mir in die Augen. Ich sprang auf und stürmte aus meinem Zimmer. Er war nicht gegangen oder? Das konnte er nicht tun. Doch schon im Flur war mir klar, dass ich mir keine Hoffnung machen musste. Rezos Koffer, seine Jacke, seine Schuhe. Alles war verschwunden. Auf der Kommode lag sein Schlüssel. Der Schlüssel zu unserer Tür.

Ich ging den Flur entlang zu Tonis Zimmer. Mein Herz schlug wie wild gegen meine Brust. Langsam drückte ich die klinke nach unten und öffneten. Was ich sah brach mir das Herz. Toni saß auf dem Bett, seine Augen waren rot und verquollen und noch immer strömten Tränen über seine Wangen. Er hielt ebenfalls einen Zettel in der Hand, ähnlich dem, den ich auch bekommen hatte. Als er mich sah, lies er ihn fallen und blickte mich an. Ich ging auf ihn zu und nahm ihn in meinen Arm. Er krallte sich in meinem Shirt fest und schluchzte. Ich blickte auf den Zettel der nun auf dem Boden lag. Er war noch immer zusammengefaltet, daher konnte ich nicht mehr als die letzten Zeilen lesen.

... Dinge die wichtiger sind als eine Beziehung, Dinge die viel bedeutender sind.
Toni, ich liebe dich und ich werde dich immer lieben. Doch ich muss jetzt gehen, bevor ich einen Schaden anrichte, der zu groß ist, um ihn zu reparieren.
Es tut mir leid.

Die Schuldgefühle überrollten mich. Auch mir liefen jetzt Tränen über die Wangen. Ich schätzte Rezo dafür, dass er Toni nichts erzählt hatte, doch in diesem Moment war mir klar, dass ich es tun musste. Das war ich Toni schuldig. Er sollte alle Möglichkeiten offen haben. Er konnte mich danach hassen, dann war es eben so, aber ich musste mit offenen Karten spielen. Ihn so unglücklich zu sehen, konnte ich nicht ertragen.

„Es tut mir so leid", flüsterte ich.
Toni sah zu mir auf. ihm war anzusehen, dass er gerade garnichts mehr verstand.
„Was?", seine Stimme war so rau, dass ich Angst hatte, sie könnte jeden Moment brechen.
„Das", ich deutete auf den Zettel. „Ich habe alles kaputt gemacht. Alles ist meine Schuld. Ich..."
„Stopp Nia. Hör auf! Egal was du getan hat, es is kein Grund dafür, mach dich nicht schuldig für etwas, wofür du nichts kannst"
„Doch Toni. Ich habe etwas getan. Bitte hör mir zu, danach Angst du mich anschreien, sauer auf mich sein, was immer du willst, ich kann es dir nicht verübeln. Aber bitte hör mir zu"
„Okay", mehr war es nicht was er sagte. Er setzte sich auf, bereit zu zu hören.
Ich fing an zu erzählen. Ich erzählte wie sehr ich mich anfangs für die beiden gefreut hatte, wie meine gefühle sich geändert hatten, und schließlich war ich am entscheidenden Punkt angekommen. Ich konnte es nich weiter herauszögern.
„.... es wurde immer klarer für mich. Und glaub mir bitte Toni, ich wollte das nicht. Ich wollte nicht das so etwas passiert, und ich wollte es ihm schon garnicht sagen. Es tut mir so leid", noch einmal atmetet ich tief durch. dann sagte ich die Worte die alles verändern würden, die schon einmal alles verändert hatten. „... Ich habe mich in Rezo verliebt"

rezoni || Manche MomenteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt