POV Ju
„Warum bist du gegangen?"
Seit ich diese Frage zum ersten mal an jenem Morgen gestellt hatte, waren inzwischen knapp zwei Wochen vergangen. Ich war inzwischen nahezu hier eingezogen, denn ich konnte Rezo einfach nicht alleine lassen. Zumindest sagte mir das mein Gefühl.
Es ging ihm immer noch nicht wirklich besser. Er aß nicht mehr regelmäßig, er redete kaum noch und er hatte, dass war das schockierendste für mich, in diesen zwei Wochen nicht einmal Musik gemacht. Hatte weder Gitarre gespielt noch gesungen. Auch hatte ich ihn nicht einmal lächeln sehen.
Ich konnte einfach nicht verstehen was wohl passiert war. Nicht nach allem, was er mir erzählt hatte. Nicht nachdem er angeblich so glücklich gewesen war. Es musste etwas vorgefallen sein, es gab kein anderen Grund warum er sonst hätte gehen sollen.
Erzählen wollte er es mir nicht, immer wenn ich ihn auch nur im entferntesten darauf ansprach, wich er aus oder flüchtete vor mir.
Vielleicht würde er alleine aus diesem dunklen Loch herausfinden, in das er gefallen war. Früher oder später musste er mit dieser Situation klarkommen. Er war eigentlich, seit ich ihn kannte, immer ein sehr starker Mensch gewesen. Noch nie hatte ich ihn in so einem Zustand gesehen, einem Zustand, in dem er nichtmal mit sich selbst klar kam.
Das klingeln der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Es war verdammt früh am morgen, für jeden Postboten oder Briefträger war es die falsche Zeit. Außerdem hatte Rezo den kompletten Kontakt zu Außenwelt abgebrochen, was zur Folge hatte, das niemand in den letzten zwei Wochen, auch nur auf die Idee gekommen war, ihn zu besuchen.
Wer sollte das also sein? Ich hoffte das es nicht Toni war, denn jetzt mit Toni zu reden, müsste für Rezo die reinste Qual sein. Leider wusste ich, so gut wie ich mein Glück kannte, dass es garnicht so unwahrscheinlich war, dass tatsächlich er vor der Tür stehen würde.
Ich überlegte was ich tun könnte und kam zu dem Schluss, dass ich es nicht wusste. Ich hatte nicht die geringste Ahnung. Ich war so in meinen Gedankengang versunken, dass ich es kaum hörte, als es zum zweiten mal klingelte. Verdammt. Ich konnte wohl nichts anderes tun, als die Tür zu öffnen.
Ich atmete noch einmal tief durch, dann drückte ich die Klinke nach unten.
Es war zwar nicht Toni der vor mir stand, aber ich hatte das Gefühl, dass dieser Besuch wohl genauso unangenehm sein würde.
Vor mir stand Nia. Besonders gut kannte ich ihn nicht, aber auch ich sah ihm an, dass er alles andere als glücklich zu sein schien.
„Ich muss mit Rezo reden", seine Stimme zitterte leicht. Es war keine Frage gewesen, eher eine Feststellung, eine Forderung.
„Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist", entgegnete ich, doch in diesem Moment hörte ich jemanden in den Flur treten. Die blauen Haare immer noch nass vom Duschen, stand er, etwa zwei Meter entfernt von mir. Nia blieb durch die Tür vor seinem Blick verborgen.
„Wer ist da", in seiner Stimme schwang Unsicherheit mit.
Ich sagte nichts, öffnete lediglich die Tür etwas weiter und lies Nia eintreten.
Rezo erstarrte, als hätte ich ihm einen Eimer Eiswasser über den Kopf geschüttet. Er bewegte sich kein Stück, sagte kein Wort.
„Rezo wir müssen reden", seine Augen glänzten, eine Träne rollte über seine Wange.
„Es gibt nichts zu bereden", Nia zuckte zurück uns selbst ich erschrak vor der Kälte die von Rezo ausging, als er diese Worte aussprach.
„Es ist okay wenn du mir wehtust. Du kannst nichts dafür. Du hast das nie gewollt, dass weiß ich. Aber bitte, bitte lass Toni nicht so leiden. Es geht ihm verdammt nochmal scheiße, ich weiß nicht was ich machen soll. Ich hab ihm alles erzählt"
Bei diesen Worten zuckte Rezo zusammen.
„Du hast ihm... alles erzählt?", wiederholte er und während er diese Worte aussprach, fiel seine kalte, abweisende Fassade, die ihn so unerreichbar und ablehnend wirken gelassen hatte, von ihm ab.
Nia nickte nur, zu mehr war er nicht mehr im Stande, denn Tränen, flossen jetzt ununterbrochen über seine Wangen. Rezo ging einen Schritt auf ihn zu, streckte die Arme nach ihm aus, doch er wich zurück.
„Nein... bitte...", seine Stimme war brüchig. „Tu das nicht"
Rezo ließ seine Hände wieder sinken. „Es tut mir leid Nia. Es tut mir leid"POV Nia
Jetzt standen wir uns gegenüber. Keiner wusste mehr, was er sagen sollte, und selbst wenn ich es gewusst hätte, zum sprechen war ich nicht in der Lage. Meine Sicht war durch meine Tränen verschwommen, ich sah nur wie Ju die Tür schloss und durch eine Andere verschwand. Jetzt waren wir alleine.
Es war das erste mal, dass ich Rezo sah, seit ich ihm meine Liebe gestanden hatte. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen. Mein Blick traf auf blaugraue Augen die mich die ganze Zeit über beobachteten. Doch ich erschrak. In seinem Blick lag nicht das Funkeln was ich kannte, es war kein Leuchten in seinen Augen zu erkennen. Sein Blick war stumpf. Dunkle Augenringe zeichneten sein Gesicht und ließen ihn verletzlich wirken.
Es erinnerte mich an Toni. Bei dem Gedanken stiegen mir erneut Tränen in die Augen.
Toni war nicht sauer auf mich gewesen, er hatte mir zugehört und es einfach zur Kenntnis genommen. Das war das Schlimmste für mich. Hätte er mich wenigstens angeschrien, wäre er sauer auf mich, ich könnte es verstehen. Ich könnte damit besser umgehen, als mit dieser Toleranz mir gegenüber. Er versuchte trotz allem was passiert war, die Freundschaft aufrecht zu erhalten, spielte mir vor, dass es ihm gut ginge, aber ich wusste dass es nicht so war. Jeden Abend hörte ich ihn bis spät in die Nacht weinen, sah am Morgen seine verquollenen Augen und die Augenringe, welche, sofern dass noch möglich war, von Tag zu Tag dunkler wurden. Ich atmete tief durch.
„Bitte Rezo", ich konnte nicht erkennen ob er mir überhaupt zuhörte. „Bitte komm zurück, Toni braucht dich..."
Als er nicht reagierte, ging ich einen Schritt auf ihn zu. „Er braucht jetzt dich und nicht mich. Du wolltest unsere Freundschaft retten, dann tu das auch. Wenn jetzt nichts passiert geht alles zu Bruch. In dem ihr beide vor euch hin leidet wird alles doch nur schlimmer. Ich fühle mich schuldig Rezo. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Bitte, komm mit mir... ihr seid mir beide viel zu wichtig, als dass ich mir das hier noch länger mit ansehen kann. Ich möchte so nicht weiter machen!" Bei meinen letzten Worten streckte ich die Arme nach ihm aus und Ergriff seine Hände. „Bitte"
Ein Schauer durchlief mich, ich unterdrückte den Impuls, seine Hände, bei der Gefühlswelle, welche sich durch die Berührung in mir aufbaute, sofort wieder loszulassen.
Es brauchte Selbstbeherrschung, doch ich schaffte es.
Meine Liebe zu Toni, siegte über die Gefühle, die ich für ihn entwickelt hatte.
-Wir lieben uns, aber auf einer ganz anderen Ebene.-
Und in diesem Moment wurde mir klar, wie wahr dieser Satz war, der gerade wie ein Blitz durch meinen Kopf schoss. Wie Recht Rezo hatte, denn ich liebte Toni und diese Liebe ging weit über das Verliebtsein, was ich für Rezo empfand, sie war etwas ganz anderes und dennoch viel wichtiger als alles Andere.
Ich verstand Toni, warum er nicht sauer auf mich war, warum er nicht Rezo hinterherlief und ich wusste, dass es richtig war, was ich gerade versuchte. Daher sagte ich noch einmal, jetzt ganz bestimmt und ohne Zweifel:
„Komm mit mir"
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rezoni || Manche Momente
ФанфикHallo :D ... was soll ich groß sagen... Ist eine Fan-Fiction zu Rezoni. Ich könnte jetzt hier versuchen den Inhalt kurz zusammen zu fassen oder ihr lest einfach selbst... *_* Erstmal noch vielen vielen Dank an @RezoniShipper für dieses wunderschön...