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Als Riku in seiner Stammkneipe ankam, bestellte er lediglich ein Bier.
Er hatte keine Lust, nur wegen Samu morgen früh verkatert aufzuwachen. Die Kopfschmerzen, die er davon bekommen würde, gönnte er Samu einfach nicht. Seine Wut auf Samu war während der Fahrt abgeflaut, warum konnte er sich auch nicht erklären. Seine Gedanken aber konnte er nicht abstellen. Die kreisten weiterhin nur um den blonden Finnen, den er mal seinen besten Freund genannt hatte. Er war so in Gedanken, dass er sich irgendwann tatsächlich vorstellte, Samus Stimme zu hören. Seine Stimme, wie er sprach, sein Lachen, sein wundervoller Gesang... Und dann konnte er ihn nur noch wild fluchen hören, so wie die meiste Zeit bevor Samu verschwunden war. Und dann sah er ihn am Tresen sitzen.
Nein, das konnte unmöglich Samu Haber sein. Der war weit weg, bei seiner Ehefrau. Der Mann an der Bar sah sich suchend um, schien aber nicht zu finden was er suchte, also stand er auf und lief Richtung Ausgang. Aber das konnte er sich unmöglich alles einbilden Kurzentschlossen erhob sich Riku und sagte Samus Namen, laut genug, dass der Mann ihn hätte hören können, wenn er wirklich Samu gewesen wäre, aber leise genug, um unbemerkt zu verklingen, wenn er sich irrte. Doch der Mann an der Tür drehte sich tatsächlich um. Und Riku sah in die ozeanblauen Augen seines besten Freundes. ,,Oh Gott Samu, du bist es wirklich!" keuchte der Gitarrist und schlang seine Arme um den hochgewachsenen Finnen. Samu hätte mit allem gerechnet. Dass Riku ihn anschreien würde, ihm Vorwürfe machen würde, ja, sogar dass er ihn Ohrfeigen würde, aber das hätte er nicht erwartet. Doch Riku war gerade so froh, ihn wieder zu haben, dass er an so etwas gar nicht denken konnte. Es dauerte einige Momente, bis sie sich aus der Umarmung lösten.
,,Sollen wir uns wieder setzen? Ich denke, du hast mir einiges zu erzählen." Ohne auf eine Antwort zu warten, setzte sich Riku wieder auf seinen Platz und Samu setzte sich unsicher ihm gegenüber auf die Bank. Er traute sich noch immer nicht, Riku richtig anzusehen. Dieser bemerkte das natürlich und mit sanfter, aber bestimmter Stimme meinte er schließlich: ,,Hey, Samu, natürlich bin ich sauer auf dich, aber ich denke du wirst mir das schon erklären können. Ich meine hey, ich bin dein bester Freund! Und mal ehrlich, du hast nun eindeutig nicht zum ersten Mal Scheiße gebaut!" Samu sah auf. Riku hatte Recht. Er hatte schon oft Mist gebaut, und Riku war immer für ihn da gewesen,um ihn so gut es ging zu unterstützen. Die Erinnerungen an all die Dinge, die sie gemeinsam durchlebt hatten, brachten ihn zum Lächeln. Egal was war, sie hatten es gemeinsam immer geschafft, jede Meinungsverschiedenheit aus der Welt zu räumen. Aber diesmal war es anders. Riku konnte ihn hierbei einfach nicht helfen. Und nach wie vor blieb die Angst, dass Riku doch anders reagieren könnte und ihn wohl möglich für immer aus seinem Leben strich. Hin und hergerissen saß der Blonde nun vor seinem besten Freund und wusste zum ersten Mal in seinem Leben nicht, ob nach dem Gespräch mit Riku wieder alles gut werden würde.

Nothing is over{1}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt