Vor 3 langen Jahren...
Min Yoongi, Park Jimin; beide taumelten sie im Glück und lebten Tag ein Tag aus so wie sie es sich wünschten. Nichts hätte sie auseinander bringen können, keine Seuche der Welt wäre dazu im Stande gewesen. Durch alle Gezeiten schworen sie sich ihre Liebe und verzettelten sich in ihr. Wenn Jimin am Boden lag hob Yoongi ihn wieder auf, stand nobel vor ihm und reichte ihm seine Hand. Wenn die Räume sich verdunkelten dann war es an Yoongi sie mit Sonne zu durchfluten. Wie hätte er ahnen können, dass er eine neue Zeitreise mit dem Jüngeren antrat und allem was diesen ausmachte.
Schleichend und unheimlich ruhig verlor sich Jimin immer mehr. Niemand bemerkte etwas von diesem Mittsommernachtstraum, den er still träumte. Er kannte seine Vergangenheit zwar, er sah wie er die kleinen Pillen schluckte um sich vor sich selbst zu schützen, dennoch verschlechterte sich seine Stimmung, langsam aber stetig.
Die vergangenen Jahre im Leben des Tänzers, das Wachsen seines ICH's, lag an der Grenze der Realität, des normalen. Er wuchs auf, wie man es sich als Kind wünscht, kleine Spielzeugautos die um ihn herum kreisten, Zuckerparadies vor ihm, lachende Kinderaugen, sein Bruder, liebende Eltern; so verging die goldene Zeit seiner Kindheit. Doch in seiner Zeit des erwachsenwerdens, der körperlichen Verwandlung von einem Kind zu einem Mann, in dieser Zeit verlor das Gold immer mehr an Wert. Die kindlichen Freudentränen verwandelten sich in Tränen der Trauer. Seine Augen funkelten nur noch in seinen Träumen und er wünschte sich fliegen zu können, fort von dem hier und jetzt. Seine Mitmenschen die die ihn liebten waren ihm so fern wie noch nie. Sie versuchten ihn aufzuhalten, doch das was war, was man ihm in die Wiege legte, konnte man nicht einfach ausmerzen und verstecken.
Jimin hätte nichts dagegen tun können, genauso wenig wie seine Mitmenschen. Freudlos streifte er durch die südkoreanische Gesellschaft, er fühlte sich alleine, unverstanden, missverstanden. Doch immer noch blieb er alleine, noch niemand da der ihn forttrug. Er wartete auf das Geschenk das man ihm geben würde, er hoffte so sehr darauf; auf das Geschenk vom glücklich sein. Er war auf der Suche nach Jemanden der ihn liebte, eine Person die versuchte ihn aufzuhalten, auf seiner Schussfahrt in den Wahnsinn. Die Pubertät wurde vorgeschoben, diente als Erklärung seiner Krankheit, leise und flüsternd diskutiert in den Kreisen seiner Familie. In der Öffentlichkeit wurde es verschwiegen. Wo war der, der ihn fort trug?
Er kasteite sich, er hungerte, er schlug sich. Vor dem Spiegel stand er und betrachtete sich, schlug zu, nahm den Gürtel als Waffe und peitschte auf sein Fleisch ein, so als ob er sich selber erwecken wollte. Er hatte keine Kontrolle mehr über sich selbst, der Nachtfalke hatte sich seiner angenommen, der, der Jimins Geschenk war, der ihn träumen lies von den Dingen, die ihm sein Leben erträglicher machten, es verschönerten. Er war da für ihn, er war in ihm. Jimin führte eindringliche Dialoge mit dem Falken, stand an kühlen Sommertagen im Vorgarten und redete mit dem Unsichtbaren, der in ihm ruhte.
Die Außenstehenden verzweifelten, konnten nicht begreifen was dort mit ihm geschah und nahmen die Hilfe von Therapeuten, von Ärzten, von Studierten an. Diagnose POSITIV, was bedeutete, dass er Wahnvorstellungen hatte und unter Halluzinationen litt. Die Neuroleptika schlugen sofort an. Das, was Jimin als den Falken in sich wahrnahm, verschwand. Doch er mutierte dadurch zu etwas stupidem, zu etwas, das nicht mehr lebte. Er zog sich zurück, sprang nur noch an wenn man den Schalter in seinem Gehirn umlegte, wenn er arbeiten musste und funktionieren musste, ein Roboter aus Fleisch und Blut. Er wurde in sich selber gefühlsmäßig eingefroren. Was war aus dem jungen Mann geworden, der nur ein Stück des Glücks haben wollte, das alle anderen um ihn herum auch hatten, nur ein kleines winziges Stück?
Niemand gab es ihm, niemand zeigte ihm wo man Glück finden konnte und so erschuf er sich selber etwas das nur er hatte, das nur er sehen konnte, mit dem er fortfliegen konnte. Der Falke. Jetzt hatte man ihm diesen Freund genommen, jetzt hatte man dem eleganten Tänzer seine Flügel genommen und er fiel. Kein harter Untergrund auf dem er aufprallte, sondern nur das Gefühl aufgewacht zu sein aus seinen Träumen, mit dem Falken der ihn von Tal zu Tal stürzte. Sein Zustand verbesserte sich und er kam allmählich wieder zu sich. Möglich war dies, da man das Neuroleptika durch Risperdal austauschte. Dies verhinderte eine Mumifizierung seiner selbst. Vererbt wurde ihm diese Seuche, diese Psychose, die man damals noch als schizoaffektive Störung ansah und so auch in den Akten schwarz auf weiß festhielt. Man hatte ihn noch davor retten können mit dem Falken weiter fort zu fliegen und sein Leben war wieder in die richtige Bahn gelenkt worden. Die Weichen neu gestellt.
Jetzt war er wach und schlief nicht, er stand neben seinem Freund, seiner Liebe Yoongi, auf einem der zahlreichen Auftritte der laufenden Tour. Er war ruhig, etwas abwesend und schien bisweilen desinteressiert. Yoongi kannte ihn nur zu gut, wusste warum er so war wie er war, dass der eigentliche Jimin tief darunter vergraben war, und nahm ihm so vieles ab wie er nur konnte, er übernahm das reden, übernahm das handeln, die Rollen waren merkwürdig vertauscht, während Jimin sich an ihm stützte.
Doch der Wind drehte sich, leise, fast unbemerkt und trug den Falken erneut zu ihnen. Yoongi würde ihn kennen lernen, er würde den unsichtbaren Freund, den unsichtbaren Feind selbst erleben.
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Sleepwalker ➛ ʏᴏᴏɴᴍɪɴ
FanfictionUnd am Ende wird es sein, als sei ich nur ein verblasster Traum deiner innersten Wünsche gewesen, eine Spiegelung deiner Sehnsucht. Ich habe dir die Liebe gezeigt, die du ab jetzt für immer suchen wirst. Wie wahr diese zwei Sätze werden sollte, konn...