Wachrealität

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Nur sein Atem war zu hören, der immer hektischer wurde. „Hey Yoongi", erklang Jimins Stimme. „Komm mit ich muß dir was zeigen", sagte er mit einem Wink und der Ältere folgte seinem besten Freund. Der Boden unter seinen Füßen schien sich zu bewegen, der Himmel über ihm war schwarz, obwohl er die Sonne deutlich sehen konnte. „Wo sind wir", fragte er und zog an Jimins Jacke. „Ich weiß nicht, ich denke wir sind... wir sind bestimmt... ahhhhhh mein Kopf", schrie der Jüngere plötzlich und sank schmerzerfüllt auf die Knie. Yoongi kniete sich ebenfalls und drückte ihn fest an sich, nahm seinen Kopf in seine Hände und betrachtete ihn. Nichts, keine Wunde, keine einzige Schramme. Jimin schaute zu ihm auf und lachte. „Reingelegt" Dann küsste er ihn, er küsste ihn so fordernd, so verlangend bis Yoongi plötzlich etwas wässriges bemerkte. Er öffnete, wenn auch widerwillig, seine schönen Augen und sah das der Jüngere weinte, es schien jedenfalls so, aber es waren keine Tränen, es konnten keine sein denn die Flüssigkeit trug die Farbe der Trauer. Sie tropften aus seinen Augen und kamen nie zu Fall. Der Boden unter ihnen war verschwunden und sie schwebten durch das Hier und Jetzt, wo auch immer sie sich gerade befanden, es hatte nichts mit der Realität zu tun. „Du hast mich geküsst, wieso hast du das getan ?", erklang Jimins Stimme, traurig schaute er ihn an und die schwarzen Tropfen entkamen weiterhin seinen Augen. „Aber... aber du hast doch... Jiminie, was ist hier los, wo sind wir nur? Träumen wir?" Erneut hielt der Jüngere sich den Kopf und erneut schrie er verzweifelt auf. „Es brennt, es brennt, die Betten brennen unter uns Hyung, verschwinde, WACH AUF!"

Mit einem Ruck saß Yoongi in seinem Bett, er schreckte auf und atmete hektisch. Mit einer Hand wischte er sich den Schweiß von seiner Stirn und mit der anderen fasste er in ein riesiges, schwarzes Loch das seine Matratze befallen hatte. Es roch nach Feuer, es roch verbrannt. Eine kleine Brandblase bildete sich an seiner Haut. Er bemerkte erst jetzt das furchtbare brennen auf seinem Körper. Er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch er drehte sich im Kreis. Er verstand nicht was geschehen war, träumte er immer noch? Er kniff sich selbst in den Arm und ein leises, schmerzliches Zischen entkam seiner Kehle.

Langsam stand er auf und betrat den langen Flur seines Hauses. Weicher Boden, er bewegte sich nicht wie vorhin. Nur die Struktur des Teppichs unter seinen Füßen war zu spüren. Ab und zu strahlten die vorbeifahrenden Wagen mit ihren Scheinwerfern seinen immer noch vor schweiß glänzenden Körper an. Das scharfe Licht kroch an den Wänden entlang, rasend schnell, und genauso schnell war es wieder verschwunden. Er schritt weiter durch den nie enden wollenden Korridor. Die Türklinke in seinen Händen, öffnete er die Türe die zu seinem besten Freund führte. Er öffnete sie ganz weit und stand dort wie festgefroren. Jimin schlief, tief und fest. Yoongi ging einen Schritt näher auf ihn zu und begutachtete seine Schönheit. Er schlief ohne jeglichen Stoff an seinem Körper, nur das dünne, weiße Laken bedeckte seinen sinnlichen Körper. Seine Männlichkeit zeichnete sich unter der hauchzarten Decke ab. Dann wieder dieser Geruch. Yoongi kniete sich neben das Bett und suchte nach etwas, das dem auf seinem Bett ähnelte. Etwas, dass aussah als wäre es durch Feuer entstanden. Ein weiteres Loch, so wie das in seinem Bett, doch er fand nichts. Nur dieser rauchige Gestank prägte sich ein.

„Hyung", erklang plötzlich Jimins wohlige Stimme. Ganz ruhig und verschlafen blickte er seinen Freund an, der gerade neben seinem Bett verweilte. „Was tust du denn?", fragte er und rieb sich den Schlaf aus seinen Augen.

„Ähm... ich weiß nicht ?", antwortete der Ältere.

Jimin zog seine Augenbrauen verblüfft hoch und kräuselte die Stirn. „Wie? Du weißt nicht? Geht es vielleicht auch etwas genauer?"

Yoongi richtete sich auf und auf suchte verzweifelt eine logische Erklärung. „Na ja, ähm, also... ich.... ich dachte, ich hätte etwas gehört.", erklärte er schließlich.

Jimin schüttelte leicht seinen Kopf und sagte: „Geh wieder schlafen, Hyung, hier ist nichts.", und drehte sich mit diesen Worten wieder zur Seite und schloss die Augen. Er versank in seinen Träumen und hoffte, dass diese Nacht so schnell wie möglich verging, denn die Träume die ihn befielen waren so greifbar, dass er sich manchmal wünschte nie schlafen zu müssen.

***

„Morgen", brummte Jimin, der gerade die Küche betrat. Er steuerte direkt auf den herb duftenden Kaffee zu und fasste sich an den Kopf.

Yoongi bemerkte dies und fragte: „Was ist los?" Er ging sofort zu seinem Freund und legte schmerzstillend seine Hand auf dessen Stirn.

Jimin schüttelte diese jedoch von sich und fauchte ganz untypisch: „Nichts, lass mich in Ruhe."

Yoongi stutzte einen Moment, kam dem aber nach und setzte sich wieder an das Fenster, welches den Blick auf die alte Eiche preisgab, die draußen stand. Sie warf gerade ihre Blätter ab und bereitete sich auf den Winter vor.

Jimin setzte sich nun zu ihm und fing erneut an. „Tut mir leid, Hyung, aber ich schlafe im Moment nicht besonders gut. Das wirkt sich wohl auf meine Laune aus, die ich nicht an dir auslassen sollte."

Yoongi blickte ihn nicht an, seine Augen waren weiterhin auf die alte Eiche gerichtet. „Schon gut".


Irgendwas stand zwischen ihnen, irgendetwas hatte sich verändert. Der Kuss den sie sich in Jimins Traum, in Yoongis Traum gaben, er schmeckte wie die pure Sünde, vom Teufel erschaffen und wie eine Droge von der man nie genug bekommen konnte.

Was, wenn man träumt das man träumt? Was, wenn der nächtliche Albtraum zum täglichen Tagtraum wird?

Yoongi bekam es gar nicht mit wie Jimin den Raum verließ, er hing seinen Gedanken nach und träumte mit offenen Augen. Was würde er wohl in der nächsten Nacht träumen, wenn er seine Lider schließen würde, wenn er eintauchen würde in sein Unterbewusstsein, sich seiner Phantasie hingeben würde. War es der Wunsch nach dem Kuss? Wünschte sich Yoongi diesen ebenfalls und sie projizierten diese Wachrealität, die unerreichbar schien, in ihre sehnlichsten Träume?

Sleepwalker ➛ ʏᴏᴏɴᴍɪɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt