Während Jimin die kleinen bunten Pillen Tag für Tag zu sich nehmen musste, lebte Yoongi in einem anderen Teil Südkoreas, wuchs auf unter den Augen seiner geliebten Eltern. Tatsache ist, niemand ist unaufhörlich glücklich, niemand hat das Gefühl der unendlichen Zufriedenheit für sich gepachtet, hinter jeder noch so starken Fassade schlummern Abgründe, schlummern Geheimnisse und Lügen.
Yoongi musste früh lernen das nicht alles so war wie es schien. Die Welt der Erwachsenen, derer, die sein Vorbild sein sollten, schien so surreal, dass es ihm zeitweise Angst machte. Der Druck der auf ihm lastete, der perfekte koreanische Vorzeigesohn zu sein, mit dem Talent Klavier zu spielen und zu komponieren war immens und doch schaffte er es alle zu blenden. Er schaffte es so zu sein, wie man es von ihm erwartete, auch wenn seine Seele darunter litt.
Jetzt war er im Rampenlicht, war derjenige der an Jimins's Seite stand, zusammen mit den anderen Membern von BTS, auf der Bühne. Jimin und er gaben sich viel und sie nahmen sich viel. Jeder von ihnen brauchte den anderen, dachte er würde ihn mehr brauchen als die stickige Luft die sie atmeten. Abhängig von einander. Der Rapper fungierte als Jimins's Sprachrohr zur Außenwelt, wenn er mal wieder desisoliert vor seinen Fans stand und nicht wusste was diese Leute von ihm wollten, warum sie seinen Namen riefen, warum sie ihn anfassen wollte.
Alle spekulierten, dass Yoongi derjenige war, der ihn unterhielt, ihn zum lachen brachte, ihn mit sich zog, doch die Annahme derer, die ihre Namen hinaus schrien, wurden genauso auf die falsche Spur geführt, wie Jimin und Yoongi selber. Sie lebten und doch lebten sie nicht für sich, sondern für das öffentliche Interesse an Idols, die nun mal einen Weg eingeschlagen hatten, den sich abertausende so sehr wünschten. Sie wollten Entertainer sein, denn das war das was sie am liebten; singen, tanzen,rappen, komponieren.
Wahrhaftig, Jimin war abhängig von Yoongi!
Wahrhaftig, Yoongi war süchtig nach Jimin!Was geschieht mit Personen die abhängig von Jemanden sind? Sie flüchten sich in ihn hinein, sie klammern sich an ihn, wie eine Mücke die zum überleben das Blut eines anderen Wesens benötigt, sich andockt und es aussaugt. Das Leben von dem jeweiligen anderen in sich aufnehmen, sich selber abhängig machen.
Was macht eine süchtige Person? Sie verlangt immer mehr, immer häufiger nach der Substanz die sie glücklich zu machen scheint. Sie nimmt alles in Kauf, lässt alles über sich ergehen, nur um sicher sein zu können, dass auch morgen noch alles so ist wie heute, dass noch die Portion Glück auf einen wartet, die man so sehr benötigt.
So begann das, was niemand erwartet hätte. Der Falke schwebte über ihnen, Jimin sah ihn, konnte ihn nicht verdrängen und Yoongi blickte in den Nebel um ihn herum, der ihm die Sicht verschleierte, der ihm vorgaukelte hinter ihm würde sich seine geliebte Droge namens Park Jimin verbergen und auf ihn warten. Alles und noch mehr würde er für ihn auf sich nehmen, denn eine Sucht ist nichts anderes als betäubte Träume. Die Träume, die wir uns herbeisehnen dürfen sie niemals erleben und die Sucht nach dem nächtlichen Ausleben unserer Wünsche wird größer.
Für Yoongi war sie die Sucht nach dem jungen Tänzer, obwohl er ihn für sich hatte. Obwohl er ihn zu jeder Zeit sehen konnte, spüren durfte. Doch das Verlangen nach ihm wuchs und gab ihm das Gefühl, alles was Jimin ihm antat sei ein Ausdruck seiner Liebe.
Lebe deinen Traum, träume dein Leben!
Yoongi verpasste Jimins Träumen den letzten Schliff und anders rum genauso.
„Gott was für ein Abend", erklang Yoongis Stimme neben Jimin. Das Dröhnen des Motors war zu vernehmen, das Rauschen der schwarzen Reifen auf dem gleichfarbigen Asphalt. Sie waren auf dem Weg nach Haus, dem Weg ins Ungewisse.
„Du musstest ja wieder so viel saufen", erklang Jimins leicht erboste Stimme und er schenkte dem Rapper einen kurzen Blick.
„So viel war es nicht, außerdem: wann kommen wir schon mal dazu aus zu gehen? So gut wie nie. Also sei nicht so grummelig, das steht dir nicht.", sagte der Ältere und strich Jimin über seine Wange, die weich und hell im Licht des Mondes glänzte. Er war so überwältigt von seiner Schönheit, er verlor seinen Verstand wenn er ihn in seinen Armen hielt.
„Lass das, ich muss fahren", fauchte der Jüngere.
Yoongi lachte kurz auf und meinte: „Oh, oh, so schlechte Laune? Das kann man doch ändern.", und legte seine Hand nun in Jimins Schritt. Dieser zuckte kurz unter der Berührung zusammen und stieg mit voller Wucht auf die Bremse. Das Auto kam abrupt zum Stillstand und der Aufprall von Yoongis Schädel auf das Armaturenbrett war zu vernehmen. Er stöhnte unter Schmerzen auf und hielt sich mit einer Hand die Stirn. Blut rann über seine Schläfen hinab und tropfte in den Innenraum des Wagens. „Ahhhhh Fuck! Jimin, spinnst du? Scheiße verflucht, mein Kopf!", stöhnte er und Jimin blieb ruhig, hielt das Lenkrad in seinen Händen und starrte in eine Richtung, geradeaus. „Jimin!", schrie der Rapper, doch dieser reagierte nicht, er blieb an Ort und Stelle, genauso wie sein Blick. Wütend stieß Yoongi seinen Partner an und riss ihn aus seiner kalten Realität, die just in diesem Moment aufriss. Es waren nur Sekunden, es waren nur Zeiger die den Weg in der Uhr immer wieder neu fanden, doch es würden unendliche Stunden werden die sie beide an den Abgrund brachten, die sie vereinen würden, die sie auseinander reißen würden, die sie zweifeln lassen würden. „Sag doch was, verflucht nochmal!", zischte Yoongi und blickte durch den Schleier seines eigenen Blutes.
„Steig aus", kam es schließlich monoton von Jimin und bevor der Ältere etwas darauf erwidern konnte, schrie er erneut „STEIG AUS!"
Es war nicht die Angst vor dem was noch kommen könnte, die Yoongi dazu veranlasste die Türe zu öffnen um Jimin davon fahren zu lassen, es war die Panik davor, dass dieser ihn am nächsten Tag nicht mehr lieben könnte. Er kroch zurück in die Hülle des kleinen Jungen, der süchtig war nach etwas, dass Liebe hieß. Süchtig nach Jimin.
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Sleepwalker ➛ ʏᴏᴏɴᴍɪɴ
FanficUnd am Ende wird es sein, als sei ich nur ein verblasster Traum deiner innersten Wünsche gewesen, eine Spiegelung deiner Sehnsucht. Ich habe dir die Liebe gezeigt, die du ab jetzt für immer suchen wirst. Wie wahr diese zwei Sätze werden sollte, konn...