Es gab nichts zu verschönern, die Leute die einheitlich gekleidet um Yoongi herum liefen, die an ihm zerrten, die ihm die kleinen Nadeln in die Venen stachen und diese unermesslich große Angst in ihm, die er schon so lange nicht mehr gespürt hatte. Sie kroch in ihm auf wie etwas Fremdes das neu erforscht werden wollte. Sein Blick klammerte sich an Namjoon, der nicht von seiner Seite wich. Keine Sekunde ließ er von ihm ab und flehte ihn stumm an, bei ihm zu bleiben. Jimin wurde zum schlafen gebracht, endlich schlafen, ohne Albträume, ohne Schlafwandeln, ohne den Falken, nur für eine Weile er selbst sein, alleine sein.
Alles war nicht real, nichts war wahr, alles nur Wahn, nur Lügen, die der Falke Jimin zuflüsterte. Es gab keine Träume, es gab nichts dergleichen, doch für den Tänzer war es weiterhin das was ihn ausmachte. Er wurde ihn einfach nicht los, kein Stück konnte er sich von ihm entfernen und zog Yoongi ebenfalls in seinen Bann, so dachte er. Doch war es nicht so das der Rapper es hinauf beschwor? Das er ständig nach dem Nachtfalken rief, weil er die Fleischeslust in sich stillen wollten, die Lust auf Schmerzen?
Yoongi liebte Jimin mehr als alles was er kannte und doch konnte er nicht ohne den Falken das ausleben, was er seit geraumer Zeit sich selber zufügte. Es war nicht Jimin der ihn prügelte, der es liebte ihn zu verführen, auf eine Art die manchen abnormal erschien. Im Gegenteil. Er war es selbst, der genau wusste wie er das bekam was er wollte, Schmerzen. Ein Phänomen, dass bis heute unerklärlich scheint, hatte sich über ihn gelegt wie ein Mantel der ihn wärmte. Was bringt Menschen dazu Lust am Schmerz zu erlangen? Welcher Sinn liegt darin? Keiner. Denn das was man liebt kann man so leicht verletzen, man kann es zerstören und im nächsten Moment wieder für sich finden und aufrichten.
Doch dieses mal war der Punkt gekommen an dem es für Yoongi nicht mehr weiterging, er stand still und war dem Tode so nahe gekommen, dass er den Falken vergessen wollte. Doch wwürde das so einfach sein? Würde er es schaffen ihn aus seinem Leben zu streichen? Die Antwort war eindeutig: nein.
Die Tage vergingen, verstrichen ungenutzt und Yoongi schlief, während Jimin wieder den Wachzustand fand. Er ging leisen Schrittes durch die kalten Korridore des Krankenhauses und suchte den einen, auf den Schwingen des Falken. Er stand wahrhaftig vor dem Älteren und betrachete ihn, doch für den Tänzer legte sich erneut der Schleier des Traumes über seine klare Sicht.
Der Falke hatte Yoongi in seinen Tränen ertränkt und nun sollte er zu Asche zerfallen, sollte Brennen wie eine Hexe auf dem Scheiterhaufen. Das Feuerzeug zündelte und loderte auf, an den Füßen angefangen, an den Beinen kroch die Flamme hinauf, über den Brustkorb, bis zu dem Augenblick, an dem die Stimmen von draußen hereinklangen. Sie hämmerten laut gegen die Türe, doch es gab keinen Einlaß für die, die noch immer nicht sehen konnten wer Jimin dazu trieb so etwas zu tun. Es war so irreal, so anders was der Junge sah. Und das was sein Hyung sah war so real wie noch nie. Nach den markerschütternden Schreien seiner großen Liebe verstummte Yoongi und blickte wutentbrannt zu Jimin hinüber, schrie verzweifelt das was er schon längst hätte sagen sollen: "Was tust du mir nur an? Was habe ich dir getan?"
Wirre Worte erreichten Jimin und das, was er noch klar verstehen konnte, war: „Hör auf mich zu lieben!"
Yoongi wusste genau was er ihm sagen wollte. Denn jetzt, wo er sich selber endlich verstand, war es ein Leichtes dies zu tun. Und doch wollte er sich nicht gänzlich entblößen, seine Seele Preis geben. „Wenn du es nicht kannst, dann werde ich dir dabei helfen! Ich werde dir helfen mich zu hassen! Hörst du? HÖRST DU? Ich kann diese verfluchte Scheiße nicht mehr ertragen! Ich will endlich wieder schlafen, ohne unter Schmerzen aufzuwachen. Ich will friedlich in mein Bett gehen und mich schlafen legen, ohne Angst davor zu haben das du wieder auftauchst und mich ersäufst, mich verbrennst mit deiner verdammten Liebe!" Gelogen, schlich sich in Yoongis Schädel. Nur dieses Wort, GELOGEN.
„Macht es dir wenigstens Spaß mich danach so kaputt zu sehen? Macht es dir Spaß mich schreien zu hören? Sag schon, Jimin, macht es dir Spaß?". Ich wünsche mir ein Ja von dir, dachte Yoongi erneut. Es zerbrach alles in ihm, alles zerfiel in tausende Einzelteile. Sein Herz und seine Seele vermischten sich als er Jimin vor sich sah, mit Tränen seinen Augen, die dadurch nur noch mehr funkelten.
Weinerlich und leise erklang Jimins Stimme. „Nein! Nein, dass ist nicht richtig! Du bist nicht fair!"
„Wie bitte? Ich bin nicht fair? Was bist du denn? Liegst du hier Nachts und wartest darauf das die Sonne dich erlöst? Nein Jimin, ich bin hier derjenige, der verletzt wird. Warum auch immer. Und du bist derjenige, der mir diese Qualen zufügt. Ich hab keine Ahnung was du mit mir machst , aber ich will das es aufhört, es soll aufhören!" Nein, nein, nein, dass will ich nicht, ganz und gar nicht, aber wir müssen, wir haben die Grenzen überschritten. Und wir beide haben die Wahrheit verdreht, denn wir beide wollten den Falken sehen. Du für dich um mir das anzutun, damit du mir reinen Gewissens Qualen zufügen kannst, die so lange in dir drin waren und du an niemanden verüben konntest. Und ich weil ich es genossen habe, weil ich mich lebendig gefühlt habe, weil ich mich fallen lassen konnte, damit ich mir selber nicht ständig sagen musste welch Abschaum ich bin und ich es nicht wert bin geliebt zu werden. Durch dich habe ich gelernt zu leben. Aber jetzt müssen wir damit aufhören und den Nachtfalken verbannen, ihm nie wieder erlauben uns zu manipulieren. Unausgesprochene Worte die nur in Yoongis Gedanken umher kreisten.
Er stand auf und drückte Jimin gegen die Wand. Und er sah das furchtbarste was seine Augen je erblickten; einen gebrochenen Park Jimin, dem klar wurde, dass es der einzig mögliche Weg war den sie gehen konnten. Diese unermessliche Einsamkeit in ihm, alles ging dahin.
Bevor die Ärzte das Zimmer stürmten und die Barriere durchbrachen erklangen letzte Worte, die Yoongi so schwerlich über die Lippen gingen. „Vergiss mich, Jimin. Vergiss wie es war, vergiss alle verfluchten Dinge, was auch immer geschah. Denn ich werde dich nicht vermissen. Egal was wir hatten, es ist nicht mehr da, vergiss mich, vergiss jedes Wort das ich dir schwor, vergiss das ich dich liebte, denn die Liebe ist schon lange fort und nichts wird wieder wie es einmal war. Vergiss all meine verfluchten Tränen, sieh nicht in mein Gesicht, vergiss all diese Bilder, es war nie Wirklichkeit! Jeden Tag, jede Stunde, Minute und Sekunde, all diese Zeit, vergiss mich!"
Jimin wurde Yoongi entrissen, sie wurden entzweit. Für wie lange war beiden unbekannt. Aber die Zeit war unwichtig geworden. Das einzige was wichtig war, waren die letzten unausgesprochenen Zeilen von Min Yoongi, so ehrlich gerichtet an Park Jimin, wie es nur hätte sein können: 'Vergiss mich bitte nicht'.
Ende
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Sleepwalker ➛ ʏᴏᴏɴᴍɪɴ
FanficUnd am Ende wird es sein, als sei ich nur ein verblasster Traum deiner innersten Wünsche gewesen, eine Spiegelung deiner Sehnsucht. Ich habe dir die Liebe gezeigt, die du ab jetzt für immer suchen wirst. Wie wahr diese zwei Sätze werden sollte, konn...