...Kaum hatte er seinen letzten Satz beendet, eilte ich aus dem Klassenraum. Ich wollte bloß nach Hause, weg von Cole, weg von seiner Raffinesse Mädchen für sich zu gewinnen, weg von dieser Hitze. Mich würde er nicht bekommen, falls das sein Ziel war. Ich würde nicht nochmal auf ihn reinfallen!...
Ein erschrockener Ausdruck von meiner Pflegemutter Sienna genügte, um meine Laune einzuordnen. Eindeutig ein neuer Tiefstand für diesen Monat und dabei hatten wir schon den Ende September. Brodelnd stieg ich die alte Holztreppe zur zweiten Etage empor, wobei ich jede zweite Stufe übersprang. Selbst Henry, meinen mürrischen Pflegevater, hatte ich mit meinem Auftritt überrascht, der mir prompt zur Seite auswich, um nicht als Kollektivschaden zu enden.
Ein lauter Knall der Zimmertür reichte aus, um zu verdeutlichen, dass ich jetzt nicht reden wollte. In einem hohen Bogen flog mein Schulranzen in die erst beste Ecke, gefolgt von den ausgelatschten Sneakern. Genervt und erschöpft verschlang ich das Bett unter mir und versuchte mich in ihm zu vergraben, indem mit der Decke meinen Körper verschleierte. Doch als ich fertig mit meiner Verbarrikadierung war, schossen die Gedanken über Cole in meinem Kopf umher.
Wie? - Nein warum? - Besser gefragt was. Was war sein Problem? Ist der Junge in der Vergangenheit zu oft auf den Kopf gefallen? Denkt er, er wäre Mr. Superlover, der jeden so behandeln konnte, je nachdem wie seine Laune war? Der Junge braucht eine Gehirnwäsche und zwar eine gründliche!
Wutschnaubend griff ich eines der Kissen neben mir und warf es blind in die Ecke, wo bereits mein Schulranzen und meine Sneaker gammelten.
Zusätzlich ärgerte es mich, dass ich auf ihn reingefallen war. Er hatte mich in seinen Bann gezogen. Für eine halbe Stunde gehörte ich ihm und er wusste das. Er genoss es, wie ich nichts gegen ihn machen konnte, wie mein Atem immer stärker vibrierte und meine Nasenflügel anfingen zu beben. War ich so durchschaubar, wie all die anderen Tussen, die ihn zusätzlich noch hinterher geierten?
Wenn es aber etwas noch schlimmeres an der ganzen Situation gab, dann die Tatsache, dass ich nervös geworden war. Ich hätte beinah klein bei gegeben und Cole die Überhand überlassen. Er hatte doch nur zwei Sätze zu mir gesprochen, wobei einer aus einem simplen 'Ja' bestand. Dazu kam noch sein 'Schau-mal-ich-habe-so-perfekte-Zähne-Lächeln'. Er hatte bemerkt, wie mir immer heißer wurde und ich anfing zu zweifeln. Das durfte mir nicht nochmal passieren! Durchgenudelt war seine Masche! So vorhersehbar!
Solche Leute muss man bekämpfen wie Unkraut, bevor sie anfangen weiter zu wuchern. Ihnen das nehmen, was sie für ihre Waffe halten und das war bei Cole eindeutig sein Scharm Mädchen zu verführen. Die kalte Schulter, eine zweite Abfuhr und eine zusätzliche Backpfeife, das würde er das nächste mal bekommen, wenn er es auch nur noch einmal wagen würde mich so anzustarren oder er es je nochmal versuchen würde mich anzufassen.
Okay einatmen, ausatmen. Kissen nehmen, wegwerfen. Ups.. da hab ich wohl etwas getroffen.
Stop! Ich biss mir schmerzhaft auf die Unterlippe. Er herrschte immer noch über mich. Ich musste aufhören wütend zu sein, das war doch was er wollte. Mit einem Zug flog die Decke von mir und kalte Luft drang zu mir durch. Ich atmete erneut ein und aus, bis ich mich aufsetzte, um zu begutachten, was ich gerade mit dem Kissen getroffen hatte.
Natürlich, so ziemlich das für mich wertvollste in meinem Zimmer. Es war die Mondrunde Kette, die meiner Mutter gehörte. Sie lag in zwei Hälften. Nur die gleich goldene Farbe verriet, dass die beiden Teile mal zusammengehört haben mussten. Bevor ich mich weiter ärgern konnte stach mir etwas anderes ins Auge, was mich sofort alles vergessen ließ, auch Cole.
Etwas weiteres schimmerte dort auf dem alten Holzboden unter meinem Schreibtisch. Es war von einer weißen Gestalt und mit goldenen Schnörkeln verziert, die wie Efeu sich immer dichter verzweigten. Doch am auffälligsten war ein blutroter durchsichtig schimmernder Stein. Fein geschliffen und in einer 6-Eckigen Form gebracht. Es war ein wunderhübscher Ring in den Farben weiß, gold, rot.
Vorsichtig, als wäre er eine tickende Zeitbombe stieß ich mich vom Bett ab und schlich zum Schreibtisch. Langsam bückte ich mich, während ich meine Hand ausstreckte. Schließlich hob ich ihn auf. Sofort durchfloss ein eiskalter Strom jede meiner Zellen, gefolgt von einem angenehmen warmen. Erschrocken stand ich auf und sah ich mich um. Die Fenster in meinem Zimmer rissen schlagartig und mit einem dumpfen Geräusch auf. Lauer Wind durchforstete das Zimmer und trieb mein dunkelbraunes Haar zur Seite.
Saftig gelbe Sonnenstrahlen erhellten alles um mich mit einem mal. Blätter und Nadeln kamen wie in einem Strom von den höchsten Baumwipfeln und eroberten den Raum. Der spitze Gesang von Vögel erhallte, die gerade noch dagewesene Stille. Wasserrauschen erreichte meine Wahrnehmung. Ich konnte hören wie ein Eichhörnchen von Baum zu Baum sprang, wie Hasen auf einer Lichtung vom saftigem Gras naschten und eine Tannenzapfen auf den weichen Boden fiel. Überfordert drehte ich mich in alle Richtungen, um bloß nichts zu verpassen.
Der Geruch von Harz legte sich unter meine Nasenflügel. Dazu eine Nuance von einer saftiger Blumenwiese. Der Herbst stand kurz vor der Tür. Wut verwandelte sich etwas unbeschreiblich Schönem. Jeder Atemzug steigerte meine Sinne, auch den Sinn für das Sehen. Alles war schärfer, alles viel detaillierter, verstrickter. Die Farbpalette der Umgebung schien unendlich und doch so klar und deutlich. Ein Blick nach draußen und ich konnte die Bäume mit einem Zoom aus mehreren Kilometern sehen, als Stünde ich direkt vor ihnen.
Das Gefühl der Grenzenlosigkeit erfasste mich. Es fühlte sich an, als würde ich schweben und doch stand ich auf beiden Beinen. Ich spürte seit langem wieder Leben in mir.
Aber wie alle schönen Momente fand auch dieser viel zu schnell sein Ende. Die Fenster schlossen sich und die Sonne wurde von einer graue Wolkendecke übertrumpft. Kälte überwog die angenehme Wärme. Der Wind stockte und mit ihm die noch gerade dagewesene Geräuschkulisse. Mein Hör-, Geruchs- und Sehvermögen verwandelte sich zurück in seine Normale Verfassung. Die Wiederkehr meiner schlechten Laune holte mich in die Realität.
Überwältigt taumelte ich zurück. Plötzlich wurde alles schwarz um mich. Der Boden fing an zu wanken und die Wände starteten sich um mich zu drehen. Immer schneller und immer heftiger...bis ich mit dem Rücken in mein Bett fiel.
3k reads...wow! Danke :)
𝓛𝓮𝓷𝓪
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Born to be mine ~ gold and silver
Manusia Serigalaᴇʀ ᴘᴀᴄᴋᴛᴇ ᴍᴇɪɴᴇ ʟɪɴᴋᴇ ʜᴀɴᴅ ᴜɴᴅ ʜᴏʙ sɪᴇ ᴠᴏʀ ᴍᴇɪɴ ɢᴇsɪᴄʜᴛ. "ᴅᴀs ɪsᴛ ʟᴏs!" sᴇɪɴᴇ ᴀᴜɢᴇɴ ɢᴇʙᴀɴɴᴛ ᴀᴜғ ᴅᴇɴ ʀɪɴɢ ᴍᴇɪɴᴇʀ ᴍᴜᴛᴛᴇʀ ɢᴇʀɪᴄʜᴛᴇᴛ. "ᴅᴜ ᴅᴀᴄʜᴛᴇsᴛ, ɪᴄʜ ᴡᴀ̈ʀᴇ ᴇɪɴ ɢᴇᴡᴏ̈ʜɴʟɪᴄʜᴇʀ ᴍᴇɴsᴄʜ? ᴅᴜ ᴅᴀᴄʜᴛᴇsᴛ, ᴅᴜ ᴡᴀ̈ʀsᴛ ᴇɪɴᴇʀ? ɴᴇɪɴ! ᴡɪʀ sɪɴᴅ ᴇs ʙᴇɪᴅᴇ ɴɪᴄʜᴛ!" ᴇʀ sᴄʜʟ...