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Wenige Minuten bevor mein Wecker klingelte war ich wach. Es ist Sonntag und ich muss arbeiten gehen.
Meine Arbeit ist eigentlich nicht schwer, zumindest nicht für mich und man verdient gut.
Ich stehe auf und gehe ins Badezimmer um mich umzuziehen. Dann schnappe ich mir meine Arbeitsausrüstung, die aus einem Rucksack gefüllt mit Essen, Trinken, Plastikbeuteln und einer Atemschutzmaske, einem Gürtel, wo ich meine Pistole und meine
Messer befestigte, und meiner Camouflage Jacke besteht.
Ihr fragt euch wofür ich Messer und eine Pistole brauche?
Ganz einfach:
Das kleine Dorf in dem ich wohne ist ziemlich unsicher. Jeder Einwohner hat eine Waffe und die meisten sind
Drogenabhängig und/oder arbeiten bei der Mafia.
Warum niemand etwas dagegen unternimmt? Naja, unser Dorf ist ziemlich abgelegen und kaum einer weiß das es existiert. Das liegt unter anderem auch daran, dass sobald ein
Einheimischer wegziehen oder wegrennen will sofort von der Mafia heimgesucht und erschossen wird. Die Gefahr, dass er sonst etwas über die, nennen wir es einfach mal
"schlimmen Dinge", erzählt wäre einfach zu groß.
Ob ich zur Mafia gehöre oder Drogenabhängig bin?
Mafia: Nein.
Drogenabhängig: Vielleicht ein bisschen. Okay, ja ich bin Drogenabhängig.
Außer mir ist noch niemand wach und somit kann ich mich in Ruhe in den Wald begeben.
Der Wald ist einer meiner Lieblingsorte, denn hier kann ich mich zurückziehen, mich entspannen und einfach alles vergessen.
Bis zu meinem Arbeitsplatz sind es ungefähr 20 Minuten Fußmarsch und oft begegne ich den Tieren hier, aber hauptsächlich den Harmlosen.
Einmal habe ich zwar auch einen Luchs gesehen, doch der ist sofort abgehauen als er mich entdeckt hat. Am häufigsten begegne ich Rehen und Hirschen, die laufen aber auch immer weg von mir.
Immer bis auf einmal, da war ich aber auch High und ziemlich dumm. Ich hatte es irgendwie geschafft an ein Reh mit Rehkitz heranzukommen und der Vater des Rehkitz war natürlich nicht damit einverstanden.
Er hat mich bis zu meinem Haus verfolgt, aber zum Glück ist mir nichts passiert. Aber meine Tür hat seitdem einen kleinen Schaden.
Durch die Bäume kann ich bereits meinen Arbeitsplatz erspähen.
Es ist ein einfacher Betonblock der grün angemalt und mit Efeu und anderen Pflanzen bewachsen ist. Er mag zwar nicht sonderlich schön ausschauen, muss er aber auch nicht. Es zählt schließlich nur das Innere und das ist in diesem Fall ziemlich viel Geld wert.
Gemütlich schlendere ich zur Tür als mir etwas auffällt.
Die Tür wurde aufgebrochen und von drinnen kommen Geräusche.
Vielleicht hatte sich wieder ein Tier verlaufen? Nein, ein Tier hätte die Tür nicht so professionell aufgebrochen.
Ich zücke vorsichtshalber meine Pistole und öffne die Tür ganz langsam und leise.
Die Geräusche von drinnen werden lauter und ich kann Schritte hören.
Das Licht ist eingeschalten.
Könnte es einer meiner Mitarbeiter sein, der heute früher kam? Ausgeschlossen, meine Kollegen hätten bescheid gesagt.
Außerdem sind sie zu faul um freiwillig hierher zu kommen, besonders nicht um acht Uhr in der Früh.
Obwohl das das Licht eingeschalten ist, ist es eher finster im Raum. Das liegt daran das wir uns noch keine bessere Lampe besorgt haben.
Vorsichtig schleiche ich mich in den Raum und verstecke mich sofort hinter einem der
Tische. Es sind eigentlich nicht wirklich Tische, sondern Ablageflächen mit Stauraum, aber ich bezeichne sie als Tische.
Ich beobachte die Silhouette eines Menschen durch das Labor stöbern. Der Mensch hat eine Taschenlampe bei sich und sieht sich alles ganz genau an.
Anscheinend zu gut, denn
er stolpert über irgendetwas das auf dem Boden liegt. Dabei entwischt mir ein kleiner Lacher.
Erschrocken blickt sich die Person mit der Taschenlampe um.
"Wer auch immer da ist, komm raus und zeig dich."sagte sie zitternd.
Ich stecke meine Pistole wieder in den Gürtel, lasse sie aber nicht los und stehe auf.
Erst jetzt merke ich wie klein die Person ist, oder liegt das einfach daran, dass ich so groß
bin?
"Wer bist du?"fragt die Person.
"Wer bist du das du dich traust in mein Revier zu kommen?" frage ich. "Das hier ist also Ihr Drogenlabor?" "Ja. ", antworte ich, "Bist du etwa
neu hier?"
"Kann man so sagen. Jetzt sagen Sie mir bitte Ihren Namen."
Es klingt mehr wie ein Befehl, als wie eine Bitte.
"Wer glaubst du denn wer du bist, dass du dich so aufführen
kannst?" frage ich mit einer hochgezogenen Augenbraue.
Die Person kramt in Ihrer Jackentasche nach etwas und zeigt es mir dann:
"Privatdetektiv Florian Schneider."
Mir wird leicht schwindelig, doch ich schaffe es mich wieder zu beruhigen.
"Penelope Zimmer." antworte ich auf seine Frage, jedoch ist das nicht mein echter Name.
Der Detektiv notiert sich den Namen auf seinem kleinem Notizblock.
"Was wollen sie hier? Das sie Drogen kaufen wollen bezweifle ich." frage ich.
"Mir wurde befohlen sich die Lage hier mal anzuschauen, da verdacht auf Drogenhandel
bestand."
Blitzschnell packe ich ihn, drehe ihn mit dem Rücken zu mir und verkreuze seine Hände
hinter seinem Rücken.
Mit der einen Hand halte ich seine Hände hinter seinem Rücken, mit
der anderen halte ich ihm meine Waffe an den Kopf.
Ich merke das er panisch wird.
"Hey, du musst mich nicht gleich umbringen." sagt er mit zitternder Stimme.
"Ach ja? Was sollte mich davon abhalten?" frage ich.
"Das schlechte Gewissen?" antwortet er zögernd.
Wenn er doch nur wüsste was ich bereits alles durchgemacht habe...
Da ich in Gedanken versunken bin, bemerke ich zu spät, dass er sich befreit hat.
Jetzt hielt er mir ebenfalls eine Waffe entgegen.
"So, jetzt lassen sie Ihre Waffe bitte auf den Boden fallen und führen mich zu Ihrem Chef." befiehlt er.
Ich lasse meine Pistole fallen und gehe aus dem Betonblock heraus, dicht gefolgt von dem Detektiv.
Natürlich hatte ich nicht vor zu meinem Chef zu gehen, stattdessen spazierte ich einfach durch den Wald. In irgendeine Richtung. Es war mir ziemlich egal ob wir uns verliefen,
hauptsache er wusste nicht was sonst noch alles in meinem Dorf so ablief.
Warum? Weil der Drogenhandel das einzige war was ich konnte und ich wollte nicht wie die meisten anderen Frauen in meinem Dorf als Prostituierte arbeiten.
Außerdem bin ich Drogensüchtig und woher sollte ich welche kriegen, wenn keine mehr hergestellt werden?
Selbst welche zu kaufen wäre auf die Dauer zu teuer.
"Sind sie sich sicher dass das die richtige Richtung ist?" fragt der Detektiv.
"Ja ja. Haben sie Geduld." lüge ich.
"Da haben sie aber ein ganzes Stück Arbeitsweg."
Ich nicke.
"Wie sind sie denn zu diesem
außergewöhnlichen Berufgekommen?"
Er versucht Small-Talk zu führen, zumindest scheint es so.
"Lange Geschichte."
"Erzählen Sie sie mir"
"Erst wenn sie mir ihre erzählen."sage ich.
"Na gut. Sie ist aber ziemlich langweilig."
Er will seine Geschichte genauso wenig erzählen wie ich meine.
"Egal." sage ich.
Er seufzt: "Mein eigentlicher Traumberuf ist beim FBI oder so
zu arbeiten, aber die wollen mich nicht nehmen. Die meinen ich hätte zu wenig Erfahrung,
deswegen bin ich momentan Detektiv."
"Die Geschichte ist tatsächlich langweilig."
Er lächelt.
"Ich habe Sie ja gewarnt. Jetzt erzählen Sie mir Ihre."
"Ich war schon von klein auf darin verwickelt. Mein Vater hat im Labor gearbeitet und somit
ziemlich viel Geld mit nach Hause gebracht. Zumindest mehr als meine Mutter. -"
"Als was hat Ihre Muttergearbeitet?"unterbricht er meine Erzählung.
"Sie war Prostituierte. Ich hatte
auch einen älteren Bruder, der mit der Zeit auch anfing im Labor zu arbeiten. Er wurde, im
Gegensatz zu meinem Vater, Drogenabhängig. Als ich siebzehn wurde starb er.-"
"Warum starb er?" unterbricht er mich erneut.
"Die Mafia hat ihn erschossen, warum hat man mir nicht erzählt. Meine Mutter hat wenige Wochen später Suizid begangen und das Geld wurde
knapp. Deswegen musste ich meinem Vater nun aushelfen um genügend Geld zu verdienen. Seitdem arbeite ich im Labor."
"Wow... Hatten sie keine Schulausbildung oder
warum haben sie den Job nicht gewechselt?" fragt er mich.
"Doch, aber nur eine schlechte. Die Lehrer waren entweder immer krank, high oder wurden irgendwo tot aufgefunden."antworte ich.
"Sie hatten anscheinend eine schwere Kindheit."stellte er fest.
"Halb so wild. Schließlich verdiene ich ausreichend und lebe noch."
"Was ist eigentlich mit ihrem Vater? Lebt er noch?" Damit hat er einen Wunden Punkt getroffen.
"Miss Zimmer?"
"Ich rede nicht über ihn." antworte ich.
Wir gehen noch einige Zeit lang still nebeneinander und betrachten sie Gegend.
Die Bäume werden immer dichter und wir kommen an einem kleinem Bach vorbei.
Die Vögel haben aufgehört zu singen.
Der Detektiv räuspert sich:
"Ich glaube ihnen nicht, dass der Weg zu Ihrem Chef führt."
"Macht er auch nicht."
Da der Detektiv mittlerweile seine Pistole zurückgesteckt hat war es leicht ihn zu Boden zu ringen.
Mit einem kräftigen Schlag in sein Gesicht schaffe ich es ihn zu fall zu bringen.
Aus seiner Nase rinnt Blut.
Schnell drehe ich ihn mit dem Gesicht zum Boden und verkreuze erneut seine Hände hinter seinem Rücken.
"Tut mir leid, aber entweder ich, oder die Mafia tötet Sie und glauben sie mir, ich bin ein wenig freundlicher als die." entschuldige ich mich.
"Die wissen doch gar nicht das ich hier bin!" meint er.
"Doch, glauben sie mir, die wissen das."
"Was wenn ich verspreche nichts zu
sagen?"
Er klang schrecklich verzweifelt und versuchte sich von meinem Griff zu befreien.
"Die glauben Ihnen nicht."
"Kann ich nicht einfach hier bleiben, dann kann ich niemanden
etwas erzählen!"
"Glauben sie tatsächlich das ihre Kollegen sich nicht wundern werden?
Außerdem können sie hier eh nirgends arbeiten. Zumindest in keinem der Supermärkte, denn die haben keine freien Stellen." sage ich. "Lassen Sie mich doch einfach laufen!
Niemand hat uns gesehen!"
"Nur weil du sie nicht gesehen hast, heißt das nicht das sie nicht dich gesehen haben. Falls sie sehen würden wie ich dich entkommen lasse würden sie uns beide umbringen und ich würde gerne noch einpaar Jahre leben."
Mittlerweile hat er aufgegeben sich befreien zu wollen.
"Ich will auch leben!" schrie er verzweifelt.
"Sei still." befehle ich.
"Ich bin erst sechsundzwanzig, ich habe noch eine lange Lebenszeit!" "Tja, ich auch."
Ich höre wie er schluchzt und leise anfängt zu weinen.
Natürlich habe ich Mitleid, aber ich will mein eigenes Leben nicht für einen Wildfremden aufs Spiel setzen.
"Bitte, bitte hilf mir." fleht er.
Ich kann es selbst zwar nicht ganz fassen, aber ich lasse ihn tatsächlich frei und blicke mich um.
"Folge mir, aber sei leise." sage ich und gehe weiterhin geradeaus, jedoch versteckter.
Nach einiger Zeit erblicke ich auch Felsen zwischen denen wir uns gut verstecken können.
"Wir sollten nicht mehr weit von der Grenze entfernt sein." flüstere ich. "Woher weißt du das?" fragt er.
"Ich war hier noch nie und deswegen schätze ich mal, das hier irgendwo die
Grenze ist."
"Ist sie markiert."
"Nein, aber in ihrer Nähe sind Jägerstände. Darin verstecken
sich die Typen von der Mafia."
"Was macht die Mafia überhaupt in eurem Dorf?"
"Woher soll ich das wissen?" frage ich. Der Detektiv zuckt mit den Schultern.
Vorsichtig bewegen wir uns zwischen den Gesteinsbrocken weiter.
"Wie alt sind Sie eigentlich?", fragt er, "Also wie lange arbeiten Sie schon?" "Sieben Jahre arbeite ich schon."
"Das heißt Sie sind vierundzwanzig?" "Gut erkannt Sherlock und jetzt sei
still." gebe ich sarkastisch zur Antwort.
Wir hatten wirklich Glück das es später Frühling war und nicht Herbst, die raschelnden Blättern wären nämlich echt ein Problem.
Langsam taste ich mich zwischen den immer enger werdenden Steinen voran.
Die Steine fühlen sich kalt an und ab und zu berühre ich auch das nasse Moos, das an ihnen wächst.
Plötzlich höre ich ein leises Knacken und ich verfalle in Panik.
Bitte lass es ein Reh sein...
Die Steine gehen wieder auseinander und schließlich sind gar keine mehr da.
Ich blicke mich vorsichtig um, darauf gefasst, jeden Moment von einer Kugel getroffen zu werden.
Den Detektiv beachte ich gar nicht.
Zu meiner Erleichterung sehe ich nur ein Reh, welches gerade grast.
Ich atme tief durch und suche die Gegend nach einem geeigneten Weg ab.
Ich erschrecke mich fürchterlich als der Detektiv hinter mir fragt: "Warum zur Hölle sind
Waffen hier überhaupt legal?"
"Keine Ahnung! Ich bin nicht diejenige die die Gesetze
verfasst!" antworte ich in einem nicht sonderlich freundlichen Ton.
"Ach ne. Kannst du jetzt endlich weiter gehen?"
"Sag mal, seit wann duzen wir uns denn?"
"Wenn du das machst werd' ich es wohl auch machen dürfen."
Da ich keine Antwort darauf habe suche ich einfach weiter nach dem perfekten Weg.
"Was suchst du?" unterbricht er mich erneut.
"Einen Weg bei dem wir nicht auffallen.", sage
ich, "Habe ich dir nicht gesagt das du still sein sollst?"
Er rollt seine Augen.
"Lass mich mal."
Ich lasse ihn nach vorne.
Nur wenige Sekunden nachdem er sich umgeblickt hat, hat er bereits einen Weg gefunden:
"Siehst du den großen Baum dahinten? Wir müssen zu ihm." "Warum, wenn ich fragen
darf?"
"Er hat ein dichtes Laubgewächs und wir könnten unbemerkt auf ihn hinauf klettern, damit wir uns Überblick verschaffen können."
Das ist tatsächlich eine gute Idee.
"Gut, dann müssen wir nur unbemerkt da hin kommen."
Florian geht voraus und ich folge ihm, er hat eine ziemlich gute Taktik und wir waren schnell bei unserem Ziel. Ich lasse ihn vor mir auf hinauf klettern.
"Die Aussicht hier ist genial!" sagt er etwas zu laut.
"Pscht!" zische ich.
Er lächelt mich an.
Warum zur Hölle lächelt er? Habe ich etwas lustiges gesagt? Wenn ja, dann wüsste ich es
gerne.
"Entspann dich mal." kichert er.
"Wir könnten jeden Moment tot sein und du verlangst ernsthaft das ich mich entspanne?"
"Schau' dich doch mal um."
Erst jetzt sehe ich das schöne Meer aus Baumkronen und den klaren Himmel der sich über
Felder bis zu einpaar Wäldern erstreckt.
"Wow..." staune ich.
Die Aussicht raubt mir den Atem.
"Ich sagte doch das die Aussicht genial ist.", sagt er, "Da hinten ist das nächste Dorf."
Er zeigt auf einen Fleck zwischen den Feldern.
Ich kann es nicht glauben. Ich habe tatsächlich einem Fremden der meine Karriere ruinieren kann über die Grenze geholfen.
Also zumindest fast.
"Du musst mir versprechen, dass du nicht erzählst was hier wirklich abgeht." sage ich.
"Nein, ich kann es dir nicht versprechen."
Ich zücke mein Messer und halte es ihm von hinten an die Kehle.
"Das war ein Scherz!", sagt er angsterfüllt, "Ich verdanke dir mein Leben!"
Ich stecke mein Messer wieder ein.
"Da vorne kann ich einen Jägerstand erkennen. Mit Glück ist da niemand drinnen." stelle ich
fest.
"Wir werden das schon schaffen." versucht er mich zu beruhigen, aber ich bin trotzdem
angespannt.
Plötzlich holte er ein Fernglas aus seiner Jackentasche.
"Du hattest das die ganze Zeit?!" frage ich wütend.
"Ja." antwortet er und ignoriert meine Wut.
"Ich kann niemanden da drinnen sehen und auch in der Umgebung ist keiner."
Ich schnappe sein Fernglas und vergewissere mich selbst, dass da niemand ist.
"Gut, dann gehen wir." sage ich. "Würde ich ja gerne, aber du stehst mir im Weg." "Tut mir
leid! Warte halt mal 'paar Minuten."
Ich klettere vorsichtig hinunter, dicht gefolgt von ihm.
Leise schleichen wir durch den Wald und versuchen weiterhin unentdeckt zu bleiben.
Als der Jägerstand von unserer Perspektive aus sichtbar wird vergewissern wir uns erneut ob kein
weiterer Mensch da ist.
"Gut, dann heißt es wohl lebwohl." stelle ich fest und verspüre aus irgendeinem Grund
Trauer.
"Du kommst nicht mit?" fragt Florian und klingt leicht enttäuscht.
"Nein, aber ich dachte das wäre klar." "Oh.. Kannst du mir zum Abschluss wenigstens erzählen was mit
deinem Vater passiert ist?"
"Dafür ist keine Zeit. Du solltest so schnell wie möglich weg von
hier." versuche ich vom Thema abzulenken.
"Ich gehe erst wenn du es mir erzählst."
"Sie werden kommen und uns erschießen!" dränge ich ihn dazu zu gehen.
"Ich will wissen was passiert ist." "Und ich will nicht sterben!" "Entweder du erzählst es mir oder wir sterben."
"Du bluffst." Denke ich.
Er bleibt wirklich stehen.
Ich werde nervös und Schweiß rinnt von meiner Stirn.
Noch immer sage ich nichts.
Wie kann er bloß so ruhig bleiben? Meine Nervosität steigt und er steht
noch immer vor mir und blickt mir tief in die Augen.
Die seine sind ausdruckslos, was mich
nur noch nervöser macht.
"Ich habe ihn umgebracht." antworte ich schließlich.
Ich dachte eigentlich das er Angst bekäme, aber stand noch immer ausdruckslos da.
"Warum?"fragt er.
"Weil ich es musste. Ich wurde dazu gezwungen. Jetzt verschwinde!" befehle ich.
Die Erinnerung an den Tag an dem ich ihn erschoss kamen zurück und eine einzelne Tränen erkämpft sich den Weg aus meinem Auge.
Ich wische sie weg.
"Von wem?"
"Verschwinde!" brülle ich und bemerke, dass ich das eigentlich nicht machen dürfte. "Lauf."
Er holt eine Taschentuchpackung aus seiner Jackentasche und gibt sie mir. Er wendet mir den Rücken zu, versichert sich das niemand gekommen ist und läuft über die Grenze.
Er hört nicht auf zu rennen.
"Tschüß." flüstere ich so, als ob er mich noch hören konnte.

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